Alt 05.07.12, 21:49
Standard Kursfeuerwerk bei Aktien am Notenbanktag bleibt aus
Beitrag gelesen: 286 x 

Globale Notenbank-Stimuli für die lahmende Konjunktur und überraschend positive Daten vom US-Arbeitsmarkt haben am Donnerstag kein Kursfeuerwerk an Wall Street ausgelöst. Die Märkte hätten das meiste von dem, was die Notenbanken geliefert haben, längst eingepreist, hieß es im Handel. Daher habe ein wenig die Enttäuschung, dass nur beschlossen wurde, was ohnehin erwartet worden sei, überwogen. Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,4 Prozent auf 12.897 Punkte. Der S&P-500 sank um 0,5 Prozent auf 1.368 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite schloss unverändert bei 2.976 Stellen. Das Umsatzvolumen lag bei 0,68 (Montag: 0,74/Dienstag verkürzter Handel). Auf 1.329 (2.386) Kursgewinner entfielen 1.695 (616) -verlierer, unverändert gingen 118 (125) Titel aus der Sitzung.

"Ich denke, am Markt wird mit Blick auf die Zentralbanken ein wenig das Verkaufen auf gute Nachrichten hin gespielt. Es setzt sich zudem die Erkenntnis durch, dass wir vor einer ganz trüben Berichtssaison stehen. Das einzige, was den Märkten in jüngster Zeit Rückenwind beschert hat, war die Rettung der spanischen Banken und die Spekulation auf die heutigen Zinssenkungen", fasste Aktienstratege Peter Bookvar von Miller Tabak das Marktgeschehen zusammen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf das historisch niedrige Niveau von 0,75 Prozent. Zudem hat die Bank of England (BoE), ebenfalls wie erwartet, ihr Wertpapierkaufprogamm um 50 Milliarden britische Pfund Sterling ausgeweitet. Dazu kam eine erneute Senkung des Leitzinses in China - immerhin die zweite innerhalb eines Monats. Beobachter werteten dies als Signal für die Sorge der staatlichen Stellen in Peking über die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Mit Enttäuschung wurden die Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi aufgenommen, der keine Hinweise auf einen weiteren Langfristtender der Notenbank gab. Eine Überraschung hatte die EZB dann aber doch noch parat. Der Einlagensatz wurde auf null gesenkt. Damit sollen Kreditinstitute bewegt werden, keine Liquidität mehr bei der Zentralbank zu "parken". Allerdings bemängelten Kritiker, dass damit kein Vertrauen aufgebaut werde. "Dieser Schritt war zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig, Draghi hat sich dem Druck der Märkte gebeugt", argumentierte ein Händler.

Doch auch der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht am Freitag warf seine Schatten voraus. Der Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP dokumentierte für Juni einen Stellenzuwachs klar über Markterwartung. Zudem wurde der Vormonat deutlich nach oben revidiert. Ins Bild passten auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die ebenfalls signifikant besser als vorhergesagt ausfielen. Licht und Schatten lieferte dagegen der ISM-Index für das US-Dienstleistungsgewerbe. Im Juni gab der Sammelindex etwas nach und verfehlte zudem die Prognosen - allerdings nur knapp. Händler verwiesen aber auf den Umstand, dass das Konjunkturbarometer über der Expansionsschwelle verharrte. Zudem stieg der Subindex für die Beschäftigung.

Mit den Konjunkturdaten des Tages dürfte der Druck auf die US-Notenbank, weitere geldpolitische Maßnahmen aufzulegen, nachlassen. Genau darauf spekulieren jedoch nicht wenige Anleger, wie ein Analyst mit Blick auf die fallenden Aktienkurse erläuterte. "Mit dem ADP-Bericht und den Wochendaten vom Arbeitsmarkt kam ein bisschen Optimismus auf. Zusammen mit den geldpolitischen Lockerungen der Notenbanken hätte man eigentlich eine klare Trendwende am Aktienmarkt nach oben hin erwarten können", äußerte Marktstratege Peter Tuz von Chase Investment Counsel sein Unverständnis über die ausgebliebene Marktreaktion. Die gab es am US-Rentenmarkt, wo der gefallene ISM-Index und die Enttäuschung über die Draghi-Äußerungen für steigende Notierungen bei US-Staatsanleihen sorgten. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf 1,60 Prozent.

Klarer Verlierer der EZB-Zinssenkung war der Euro, der über einen US-Cent abgab und unter die Marke von 1,24 Dollar auf ein Fünfwochentief fiel. "Momentan spricht nicht viel für den Euro", sagte ein Devisenhändler. Der Ölmarkt zeigte sich ohne einheitliche Tendenz. Deutlich stärker als erwartet gefallene US-Lagerbestände und eine drohende Ausweitung des Streiks in der norwegischen Ölförderindustrie beflügelten zunächst die Ölpreise auf breiter Front. Von den Ausständen in Norwegen sind rund 15 Prozent der norwegischen Ölproduktion betroffen. Zudem stand weiterhin die Iran-Krise mit der unsicheren Lage an der Straße von Hormus im Fokus.

Der Preis für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent mit Lieferung im August stieg an der ICE um 0,9 Prozent bzw 0,93 Dollar auf 100,70 Dollar. Der nächstfällige August-Kontrakt auf ein Fass der US-Sorte WTI zog mit den US-Vorratsdaten zunächst deutlich an, drehte aber später ins Minus und fiel zum Settlement an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 0,5 Prozent oder 0,44 Dollar auf 87,22 Dollar. "Die Öldaten ließen eigentlich keinen Raum für fallende Notierungen. Aber wenn der Dollar derart zulegt, dann fällt der Ölpreis", erläuterte ein Marktstratege den gesunkenen WTI-Preis. Der starke Dollar drückte auch den Goldpreis, der sich aber klar über der Marke von 1.600 Dollar die Feinunze hielt.

Unternehmensnachrichten waren indes kaum zu finden. Auffallend schwachen schlossen unter den Standardwerten die Titel großer Banken, J.P.Morgan und Bank of America fielen um 4,2 bzw 3,0 Prozent. Die Aktien des Halbleiterkonzerns Advanced Micro Devices (AMD) gaben um 2,5 Prozent auf 5,88 Dollar nach, nachdem die Analysten von Sterne Agee die Titel abgestuft hatten. Auch andere Branchenwerte aus der Halbleiterindustrie rangierten im Minus. Walgreen übernimmt für 438 Millionen Dollar eine Drogeriekette im mittleren Süden der USA, Anleger bescherten dem Titel ein Plus von 0,9 Prozent auf 29,87 Dollar.

Ansonsten stand die Handelsbranche im Mittelpunkt. Die Großhandelskette Costco Wholesale verfehlte mit dem Juni-Umsatz die Erwartungen, die Titel sanken um 0,4 Prozent auf 94,00 Dollar. Der Schuh- und Bekleidungseinzelhändler Buckle verbuchte im Juni einen Erlösrückgang und verfehlte damit die Vorhersagen. Die Akte gab um 2,9 Prozent auf 38,50 Dollar nach. Auch die Einzelhandelskette Target wartete mit schwachen Umsatzdaten auf, der Wert ermäßigte sich um 1,1 Prozent auf 57,15 Dollar. Auch bei anderen Einzelhandelsaktien machten vorgelegte Umsatzkennziffern Kurse. Macy's stiegen um 2,7 Prozent auf 34,27 Dollar und Kohl's um 6,3 Prozent auf 47,03 Dollar.

Kontakt zum Autor: florian.faust@dowjones.com
DJG/DJN/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 12:23 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]