Alt 08.05.15, 18:46
Standard Rentenreport KW 19: Verkaufsdruck an den Finanzmärkten
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Crash am Anleihenmarkt – Dax auf Tauchstation.

Bedingt durch den nicht enden wollenden Kurseinbruch bei europäischen Staatsanleihen fiel der Dax am Donnerstag auf ein Tagestief bei 11.168 Punkten. Zehnjährige Bundesanleihen galten bislang als „sicherer Hafen“. Der starke Renditeanstieg auf fast 0,80 Prozent ließ neben Rentenfonds-Managern auch die Manager von Aktienfonds nervös werden, die sich im großen Stil von ihren Papieren trennten. Experten sprechen aber auch davon, dass markttechnische Gründe ausschlaggebend für die Kursverluste seien. Viele Anleger haben in den letzten Monaten die Strategie Bund-Future und Dax long, Euro short in ihren Portfolios verfolgt. Resultierend daraus wurden rasch hohe Kursniveaus erreicht, bei denen eine große Menge der Marktteilnehmer sich zur Sicherung der Gewinne entschied. Bei den ersten Kursverlusten wurden die Verkäufe der Positionen ausgelöst und verstärkten den Kursverfall damit.

Zudem schlug die Äußerung der US-Notenbank-Chefin Janet Yellen, die vor einer möglichen Übertreibung an den Aktienmärkten, aber auch bei den Spreads riskanterer Anleihen gewarnt hat, auf die Stimmung. Und auch die Unsicherheit über den Wahlausgang in Großbritannien wirkte belastend. Für den Fall einer Wiederwahl kündigte Amtsinhaber David Cameron ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union an.

Markt für Bundespapiere im freien Fall

Mit deutschen Staatsanleihen ging es diese Woche weiter bergab. Spiegelbildlich schoss die Rendite zehnjähriger Bunds bis auf 0,777 Prozent. Im Tief notierten die Papiere am Donnerstag bei lediglich 97,31 Prozent. Nachmittags und am Freitag setzte dann eine deutlich Erholung ein und die Rendite verringerte sich auf unter 0,6 Prozent.

Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Anleihe basiert und die Stärke des deutschen Rentenmarkts abbildet, war am Donnerstag zeitweise auf den Stand von 151,44 Punkten abgestürzt.

Experten zufolge ist der enorme Kursrutsch sowohl Gewinnmitnahmen, als auch der Konkurrenz durch milliardenschwere Anleihe-Emissionen europäischer Staaten und einer möglichen Einigung im griechischen Schuldenstreit geschuldet.


Anlegertrends

Ausverkauf bei Staatsanleihen setzt sich fort

Der Ausverkauf bei Staatsanleihen setzte sich diese Woche weiter fort. Analog den Bundesanleihen, gerieten auch die Anleihen von Frankreich, Italien und Spanien enorm unter Druck, so dass die Renditen merklich zulegten. Mit Umsätzen von nahezu 9 Millionen Euro führte die bis 2024 laufende Staatsanleihe von Frankreich (WKN: A1ZKFM) die Liste der Umsatzspitzenreiter an der Börse Stuttgart an. Das Papier büßte im Wochenverlauf 7 Prozentpunkte ein und notiert bei 106,74.

Einzig Anleihen Griechenlands zeigten sich diese Woche von den Verlusten der Vorwoche erholt, nachdem die Nachrichten bei den Investoren Hoffnung auf eine Einigung zwischen Griechenland und seinen Geldgebern schürten. EU-Kommissionspräsident Junker betonte Mitte der Woche erneut den politischen Willen, Griechenland im Euro zu behalten und er mahnte die Eurozone zur Solidarität mit Griechenland.

Hybridanleihen enorm unter Druck

Im Zuge der Korrektur an den Aktienmärkten und der Schwäche des Bund-Futures, war auch die Kaufbereitschaft bei Hybridanleihen nicht besonders ausgeprägt. Besonders stark standen die Titel von Volkswagen unter Druck. Der Kurs des im März eingeführten Bonds von Volkswagen International Finance N.V. (WKN: A1ZYTK), Kündigungstermin März 2030, fiel am Donnerstag auf 95,65. Die gleichzeitig eingeführte Anleihe (WKN: A1ZYTJ) mit einer Verzinsung von 2,5 Prozent (Kündigungstermin März 2022) verlor nicht ganz so stark, der Bond notierte am Donnerstag bei 97,85. Der Kurs der mit einem Kupon von 4,625 Prozent ausgestatteten Anleihe aus 2014 hingegen, rutschte um sechs Prozent nach unten.

Auch drei endloslaufende Titel der Bayer AG (WKN: A14J61, A0E9Z7 und A11QR7) fanden sich unter den Umsatzspitzenreitern und verzeichneten fallende Kurse.

German Pellets

Positive Nachrichten verkündete die German Pellets GmbH, der weltweit größte Produzent und Händler von Holzpellets. Trotz teilweise erschwerter Marktbedingungen aufgrund des milden Winters und des Ölpreisrückgangs hat das Unternehmen mit einem Umsatz- und Ergebnisplus das Geschäftsjahr 2014 abgeschlossen. German Pellets profitierte dabei von günstigeren Erzeugerkosten in den USA sowie vom Ausbau des Vertriebs in wesentlichen europäischen Kernmärkten. So kletterte der Umsatz um sieben Prozent auf 594 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) erhöhte sich um zwei Prozent auf 50,2 Millionen Euro.

Die Ende 2014 begebene Anleihe (WKN: A13R5N) erfreute sich reger Nachfrage bei den Anlegern und verzeichnete einen Kursanstieg auf 101,50 Prozent. Der Bond läuft bis November 2019 und wird mit 7,25 Prozent p.a. verzinst.


Neueinführungen

Berlin Hyp AG

Mit der Emission des Covered Bonds hat sich die Berlin Hyp AG diese Woche am Kapitalmarkt bedient. Eine 500 Mio. Euro nom. Anleihe hat die Hypothekenbank zu einem Zinssatz von 0,125 Prozent per anno herausgegeben. Die Fälligkeit ist am 05.05.2022 und die Mindeststückelung beträgt 1.000 Euro nom (WKN: BHY0GP).

Republik Zypern

Auch das Land Zypern hat diese Berichtswoche eine Mrd. Euro am Kapitalmarkt aufgenommen. Das Wertpapier verzinst sich jährlich mit 3,875 Prozent. Die Rückzahlung erfolgt voraussichtlich am 06.05.2022. Die kleinste handelbare Einheit beträgt 1.000 Euro nominal (WKN: A1Z04G).

Die drittgrößte Insel im Mittelmeer nach Sizilien und Sardinien gehört geographisch zu Asien, politisch jedoch zu Europa. Die Republik Zypern ist seit dem 01. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) bleibt aber faktisch in zwei Teile geteilt: der Norden, von der Türkei besetzt und von ihr als eigenständiger Staat „Türkische Republik Nordzypern“ anerkannt, der Süden, die international anerkannte Republik Zypern. Die Hauptstadt der Republik ist Nikosia.

Dong Energy A/S

Der dänische Versorger emittierte jüngst eine 600 Mio. Euro Hybridanleihe (WKN: A1Z04K). Die Anleihe wird am 11.06.3015 fällig, kann aber zum 10.08.2020, zum 06,11.2020 und danach jährlich zum 06.11. zu 100 Prozent vom Emittent gekündigt werden. Der Kupon ist fix bis zum 06.11.2020, danach setzt sich der Zinssatz aus dem 5 Jahres Euro Swap Satz (EUSA5) + 281,9 Basispunkte bis 06.11.2025, danach 5 Jahres Euro Swap Satz (EUSA5) + 306,9 Basispunkte bis 06.11.2040, danach 5 Jahres Euro Swap Satz (EUSA5) + 381,9 Basispunkte. Von der Ratingagentur S&P wird die nachrangige Anleihe mit BB+ bewertet.


Börse Stuttgart TV

Charts & Co.: Kommt der Crash am Rentenmarkt?

Sind deutsche Bundesanleihen massiv überbewertet? Vor knapp zwei Wochen bezeichnete Bill Gross eine Wette gegen deutsche Bundesanleihen als „den Leerverkauf eines Lebens“. Die Prognosen des ehemaligen Pimco-Managers trafen in den vergangenen Jahren zwar nur selten ins Schwarze, doch das Momentum scheint ihm (zumindest vorübergehend) Recht zu geben. Was steht hinter dem Crash beim Bund-Future? Finanzmarktanalyst Jochen Stanzl, GodmodeTrader, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...tv/?video=11721

Quelle: boerse-stuttgart AG
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