Alt 21.08.12, 21:29
Standard Hoffnung in Eurokrise währt am Aktienmarkt nicht lange
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Mit dem Auslaufen der Anfangseuphorie an der Wall Street hat sich am Dienstag ein Negativtrend durchgesetzt. Die Aussicht auf neue Mehrjahreshochs auf Schlusskursbasis schien Anlegern angesichts der fundamentalen Lage doch ein wenig übertrieben. Im frühen Handel hatten die US-Indizes noch ein Niveau angesteuert, das die höchsten Schlussstände seit mehreren Jahren bedeutet hätte. Im Verlauf setzten dann aber Gewinnmitnahmen ein und bescherten dem Markt den größten Tagesverlust seit rund drei Wochen. "Investoren beschleicht das Gefühl, dass der Markt überkauft ist", erläuterte Händlerin Doreen Mogavero von Mogavero & Lee den Trendwechsel.

Der Dow-Jones-Index drehte im Verlauf ins Minus und verlor nach einer kontinuierlichen Abwärtsbewegung 0,5 Prozent auf 13.204 Punkte. Der S&P-500 büßte 0,3 Prozent ein und der Nasdaq-Composite sank ebenfalls um 0,3 Prozent. Das Umsatzvolumen stieg auf 0,64 (Montag: 0,55) Milliarden gehandelter Aktien und fiel damit erneut sehr dünn aus. Den 1.331 (1.337) Kursgewinnern standen 1.665 (1.678) -verlierer gegenüber, während 138 (113) Titel unverändert schlossen.

Angesichts nur weniger heimischer Nachrichten war die Stimmung wie schon am Vortag zunächst vor allem von guten Vorgaben aus Europa gestützt worden. In Europa beflügelten Hoffnungen auf weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die Schuldenkrise die Aktienkurse. Medienberichte griffen dabei vor allem Aussagen des deutschen EZB-Ratsmitglieds Jörg Asmussen auf, der erneute Anleihekäufe durch die Notenbank unterstützt hatte. Zudem war eine Anleiheauktion spanischer Kurzläufer erfolgreich verlaufen. Das krisengeplagte Land hat bei guter Nachfrage Schatzwechsel im Wert von über 4,5 Milliarden Euro unter die Anleger bringen können und dabei noch einen geringeren Zins anbieten müssen als noch vor Monatsfrist. Die Renditen für spanische und italienische Anleihen gaben in Reaktion darauf weiter nach.

Aber gelöst ist die Schuldenkrise damit natürlich nicht, diese Erkenntnis ließ Anleger dann angesichts der Höchststände am US-Aktienmarkt im Sitzungsverlauf zurückschrecken. "Man wundert sich schon, dass sich der Markt so wacker schlägt. Aber eine ganze Reihe von Anlegern ist überzeugt, dass es kurzfristig wieder talwärts geht", sagte Marktstratege Sam Stovall von S&P Capital IQ. Händler Ryan Larson von RBC Global Asset Management hatte eine Erklärung für die jüngste Rally parat: "Ich denke, in der jüngsten Zeit hat der Glaube gestützt, dass EZB und bzw oder die US-Notenbank mit weiteren Plänen zur Lockerung der Geldpolitik aufwarten werden." Der Präsident der US-Notenbank von Atlanta, Dennis Lockhart, warnte vor einer drastischen Stimulierung der US-Wirtschaft durch die Notenbank. Zugleich bestätigte er aber auch, dass entsprechende Schritte weiterhin nicht vom Tisch sind.

Der vermeintlich sichere Hafen des US-Anleihemarktes erholte sich spiegelbildlich mit den stärker ins Minus gefallenen Aktienmärkten. Die Rendite für die zehnjährige US-Staatsanleihen drehte in negative Gefilde ab und sank letztlich auf 1,80 Prozent. Temporär bewegte sie sich auf dem höchsten Niveau seit drei Monaten. Am Devisenmarkt hielt sich das gestiegene Interesse an Europa und die Hoffnung auf Besserung in der Eurokrise. Die Gemeinschaftswährung stieg zum Dollar kräftig und notierte am Abend bei 1,2465 Dollar.

Auch am Rohstoffmarkt waren Anleger für die gestiegenen Hoffnungen auf Fortschritte bei der Eindämmung der Schuldenkrise empfänglicher. Vor allem aber der deutlich gefallene Dollar trieb Anleger ins "Schwarze Gold". Für Investoren außerhalb des Dollarraums wird Öl bei einem sinkenden Dollar günstiger. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl des letztmalig gehandelten Septemberkontraktes der Sorte WTI kletterte zum Settlement um 0,7 Prozent oder 0,71 Dollar auf 96,68 Dollar, der nun Markt führende Oktoberkontrakt verteuerte sich um 0,6 Prozent bzw 0,58 Dollar auf 96,84 Dollar. WTI verteuerte sich damit auf ein Dreimonatshoch. Das Entgelt für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent zur Lieferung im Oktober stieg um 0,8 Prozent oder 0,94 Dollar auf 114,64 Dollar.

Auch der Goldpreis machte einen Sprung, nachdem er den Widerstand bei 1.630 Dollar je Feinunze überwunden hatte. Die Feinunze Gold wurde mit 1.637 Dollar gehandelt. Gesucht waren am Aktienmarkt vor allem Bankenwerte: So zogen die Titel von J.P. Morgan und Bank of America um 1,8 bzw. 0,5 Prozent an. Hier halfen die Lockhart-Äußerungen, die den gesamten Sektor stützten.

Wieder einmal im Blick standen die Aktien von Facebook, nachdem am späten Vorabend mit Peter Thiel der erste große Investor außerhalb des Unternehmens mitgeteilt hatte, dass er mit gut 20 Millionen Aktien den größten Teil seines Anteils am sozialen Netzwerk verkauft habe. Die Aktie, die seit dem Börsengang im Mai schon rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat, fiel um 4,3 Prozent auf 19,16 Dollar.

Die Papiere von Urban Outfitters kletterten dagegen um 18,2 Prozent, nachdem die jugendorientierte Bekleidungskette überraschend gute Gewinn- und Umsatzzahlen zum zweiten Quartal bekannt gegeben hatte. Die Papiere von Best Buy fielen um weitere 1,4 Prozent. Die Elektronikmarktkette wartete mit schwachen Geschäftszahlen auf und nahm auch gleich den Ausblick zurück. Die Anteilsscheine des Video-Anbieters Netflix gewannen 2,1 Prozent und profitierten dabei von einem positiven Analystenkommentar.

Nach der Schlussglocke legte der Rechnerkonzern Dell Rechenschaft über das zweite Quartal ab. Im Vorfeld ging es für die Aktie um 1,8 Prozent nach unten.

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