Alt 20.08.12, 23:04
Standard EZB sorgt für Stagnation - Apple auf dem Olymp
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Nachdem der US-Aktienmarkt sechs Wochen am Stück Wochenaufschläge verzeichnet hatte, war am Montag Konsolidierung angesagt. Händler verwiesen auf den Umstand, dass die US-Indizes am vergangenen Freitag nur knapp Vierjahreshochs verpasst hatten. Am Montag lieferte immerhin Apple ein neues Glanzlicht, der Konzern stieg zum wertvollsten US-Unternehmen aller Zeiten auf.

Zum Wochenauftakt orientierten sich die Kurse an Wall Street an den Schlagzeilen aus Europa, dann aus den USA selbst wurden keine Fundamentaldaten veröffentlicht. Als sich auf dem alten Kontinent Hoffnungen auf Fortschritte in der Eurokrise offenkundig zerschlugen, quittierten Anleger dies mit Abgaben an den US-Aktienmärkten. Diese hielten sich jedoch in Grenzen, echter Abgabedruck kam nicht auf. Zuvor hatten bereits die europäischen Märkte negativ auf die geplatzten Hoffnungen in der Eurokrise reagiert.

Der Dow-Jones-Index sank um 4 Zähler auf 13.272 Punkte, der Nasdaq-Composite schloss hauchdünn im Minus und der S&P-500 ging unverändert aus der Sitzung. Das Umsatzvolumen fiel mit 0,55 (Freitag: 0,67) Milliarden gehandelter Aktien erneut sehr dünn aus. Den 1.337 (1.846) Kursgewinnern standen 1.678 (839) -verlierer gegenüber, während 113 (141) Titel unverändert schlossen.

Medienberichte, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) angeblich darüber nachdenkt, maximale Renditeabstände zwischen Deutschland und den Euro-Peripheriestaaten festzulegen, ab denen sie dann Staatsanleihen kauft, sorgten zunächst für gute Stimmung. Im Verlauf der Sitzung bezeichnete die Notenbank derartige Spekulationen jedoch als "irreführend". "Der anfängliche Optimismus hat einen Rückschlag erlitten", kommentierte Marktstratege Bill Stone von PNC Asset Management in Pittsburgh das EZB-Dementi.

Gleichzeitig mache die Situation in Griechenland weiter Sorgen, meinten die Analysten der Credit Agricole. Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras wird in den nächsten Tagen deutsche und französische Politiker treffen und wohl darum bitten, die finanziellen Auflagen für sein Land um zwei Jahre zu strecken. "Obwohl es vor Mitte September wohl keine endgültige Entscheidung über die nächste Kredittranche geben wird, werden die Schlagzeilen über diese Treffen ihre Wirkung zeigen und Volatilität in die Anleiherenditen der Peripheriestaaten und indirekt auch in andere Märkte bringen", so die Auffassung der Experten.

"Es bedarf langfristiger struktureller Weichenstellungen, die Wachstum und Schuldenabbau unter einen Hut bekommen. Alles, was wir bislang gesehen haben, deutet nicht auf den politischen Willen in diese Richtung hin", kommentierte Vermögensverwalter Ernie Cecilia von Bryn Mawr Trust die Meldungslage aus Europa. Auch am US-Anleihemarkt wurde die EZB-Spekulation im Sitzungsverlauf wieder ausgepreist. Ging es mit der erhöhten Risikoneigung unter Investoren zunächst mit den Kursen deutlich nach unten, drehten die Notierungen anschließend leicht ins Plus. Die Rendite für die zehnjährigen US-Staatsanleihen fiel im späten US-Rentenhandel auf 1,81 Prozent.

Am Devisenmarkt erholte sich der Euro von seinem Verlaufstief und kletterte wieder deutlicher über die Marke von 1,23 US-Dollar. Stagnation dagegen am Ölmarkt: Der Preis für ein Fass US-Leichtöl des Markt führenden Septemberkontraktes der Sorte WTI verbilligte sich zum Settlement um 0,04 US-Dollar auf 95,97 Dollar, das Entgelt für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent zur Lieferung im Oktober sank um 0,01 Dollar auf 113,70 Dollar. Wegen der hohen Rohölpreise denkt die US-Regierung nach Angaben informierter Kreise darüber nach, einen Teil der strategischen Ölreserven der USA freizugeben. Der Goldpreis zog leicht an und notierte über der Marke von 1.620 Dollar je Feinunze.

Ähnlich dünn wie die fundamentale Nachrichtenlage präsentierte sich auch der Blick auf die Einzelwerte. Allerdings sorgte immerhin Apple mit einer neuen Bestmarke für Gesprächsstoff, denn die Aktien des Technologiegiganten kennen derzeit nur eine Richtung - die nach oben. Erneut wurde die Aktie des Rechner- und Mobiltelefonkonzerns auf Allzeithoch gehandelt, der Kurs legt um 2,6 Prozent auf 665,15 Dollar zu. Apple avancierte damit zum wertvollsten US-Unternehmen aller Zeiten. Die aktuelle Marktkapitalisierung überstieg die von Microsoft im Jahr 1999.

Die Aktien von Coventry Health Care schnellten um 20,3 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen aus der Gesundheitsbranche der Übernahme durch Aetna zugestimmt hatte. Der Wert der Transaktion wurde auf 5,7 Milliarden Dollar taxiert. Die Papiere von Aetna legten um 5,6 Prozent zu.

Das Wechselbad bei den Aktien von Facebook hielt unterdessen unvermindert an. Die Anteilsscheine des sozialen Netzwerks büßten zunächst weiter an Boden ein. Der Kurs fiel zwischenzeitlich auf ein Niveau, das über 50 Prozent unter Ausgabepreis rangierte. Anschließend setzte dann aber eine Erholung ein, zum Handelsende stand ein sattes Plus von 5,0 Prozent auf 20,01 Dollar zu Buche. Übergeordnet belastete weiterhin das Auslaufen von Haltefristen, so dass Händler kurzfristig weitere Abgaben für möglich hielten.

Die Papiere des Elektronikeinzelhändlers Best Buy stürzten um 10,4 Prozent ab, nachdem die Übernahmegespräche mit Gründer Richard Schulze ohne greifbares Ergebnis geblieben waren. Auch die letzten Zuckungen der Berichtsperiode machten Kurse: Die Titel des Wohnungsausstatters Lowe's büßten nach schwachen Zweitquartalszahlen und einem gesenkten Ausblick 5,8 Prozent ein.

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