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Ein paar Meldungen haben diese Woche meine Aufmerksamkeit erregt.
INFINEON. Zum Beispiel die Meldung, daß Nokia künftig Billig-Chips bei Infineon einkaufen wird. Infineon, einst vom Siemens-Konzern ausgegliedert, hat kürzlich einen großen Kunden verloren: BenQ. Der Vertrag mit Nokia ist ein Zeichen, daß das Unternehmen auch außerhalb des Konzernmantels Kunden finden kann. Aber nur ein Zeichen, denn weltweit werden rund 80 % der Billig-Chips von Texas Instruments geliefert. „LoCosoto" heißt der Chip von Texas Instruments, Infineon nennt seinen Chip „system-on-a-chip". Auf diesen Chips sind gleich vier Funktionen zusammengefaßt: Prozessor, Funk-Sender & -Empfänger, Stromversorgung sowie RAM-Speicher. All diese Funktionen auf einen 8x8 mm Chip zusammenzufassen, bringt insbesondere deutliche Kostenersparnisse. Und die neuen Handys sollen vor allem billig sein, denn in den Schwellenländern wie Indien oder Rußland haben die Menschen noch nicht so viel Geld für Handys. Nokia, Motorola, SonyEricsson und Samsung haben allesamt das Rennen aufgenommen, die günstigsten Handys mit dem größten Funktionsumfang anzubieten. Qualität und Design bleiben dabei auf der Strecke – ich erwähne dies nur, weil das wieder Apple in die Hände spielt. Der Kurs von Infineon ist abgehoben: Plus 10 % am Tag der Meldung, und seither weitere 5 %. Ist Infineon damit endlich, nach sechs Jahren des Mauerblümchendaseins, aus dem Gröbsten raus? Folgt jetzt endlich eine Aufholjagd der Aktien, die mit 12,34 Euro noch immer 88 % unter ihren Höchstständen von 90,50 Euro im Jahr 2000 notieren? Infineon hat sich eine neue Chance erarbeitet. Aber diese Chance würde ich nicht überbewerten. Texas Instrument (TI) ist der unangefochtene Marktführer bei diesen Billig-Chips. Wenn Nokia nun einen kleinen Anteil seines Einkaufsvolumens an Infineon abgibt, dann ist das nichts weiter als eine strategische Maßnahme, um die Abhängigkeit von TI nicht zu groß werden zu lassen. Nokia ist der weltweit größte Handyhersteller und möchte seinen Wettbewerbern gegenüber im Vorteil bleiben. Dazu gehört natürlich auch, sich nicht in die Abhängigkeit von nur einem Lieferanten zu begeben, der dann die Preise bestimmen könnte. Die Bestellung bei Infineon ist ein Zeichen dafür, daß Nokia auch andere Chips anschaut. Nun ist es an Infineon, die bessere Qualität zum günstigeren Preis zu liefern, damit das Auftragsvolumen in den nächsten Jahren zunimmt und damit das Stück aus dem Kuchen der Billig-Chips, das Infineon erhält, größer wird. Gestern wurde noch gemeldet, daß Mastercard auf seine Kreditkarten künftig einen Sicherheitschip von Infineon pressen wird. Der Magnetstreifen der Kreditkarten wird künftig durch einen Chip ersetzt, der ohne Kontakt gelesen werden kann. Aber auch hier ist Infineon nur einer von vielen Lieferanten, die Qualität wird letztlich entscheiden. Ich halte den Kursanstieg von Infineon für gerechtfertigt. Zwar ist bei keinem der beiden Aufträge das Auftragsvolumen bekannt, da dies vom Geschäftsverlauf bei Nokia bzw. von der Qualität der Infineon-Chips abhängen wird. Aber es zeigt doch, daß Infineon wieder am Ball. Auf Grundlage der aktuell bekannten Prognosen wird Infineon im laufenden Jahr ein KGV von 33 haben. Zum Kaufen halte ich es für zu früh, ich möchte erst noch abwarten, wie sich die beiden neuen Kooperationen entwickeln. Wenn jedoch auch nur eine der beiden Kooperationen einschlägt, dann ist ein deutlicher Kursanstieg möglich. Ich weiß, daß viele von Ihnen noch Infineon-Aktien im Depot haben. Die nächsten Monate würde ich nun noch mit einem Verkauf abwarten, um die Entwicklung dieser beiden Kooperationen abzuwarten. WALT DISNEY Im Haus von Mickey Mouse sieht es wieder rosig aus. Nach einigen Jahren der Krise mit einem eitlen CEO Michael Eisner, der viel Geld mit seinen unrealistischen Internet-Abenteuern verpulverte, übernahm Bob Iger im September 2005 das Ruder. Seither ist der Kurs um 40 % angestiegen, die Bilanz sieht wieder gut aus. Diese Woche vermeldete das Unternehmen einen Gewinnanstieg im abgelaufenen Quartal um 100 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Insbesondere die Kassenschlager „Pirates of the Caribbean" und „Cars" haben dem Ergebnis gut getan. Aber auch der Verkauf der Unternehmenssparte „E! Entertainment" hat die Barkasse aufgefrischt. Apple Chef Steve Jobs ist En Vogue, denn Bob Iger betonte extra die gute Geschäftsentwicklung der Video-Downloads über die Kooperation mit iTunes. Noch sei deren Ertragsbeitrag sehr gering, aber die Entwicklung sei sehr positiv, so Iger. Das Unternehmen wächst derzeit mit 15 % p.a., das KGV steht bei 22. Aufgrund des hohen Schuldenstands von 13 Mrd. USD halte ich dieses KGV für gerechtfertigt. 2 Mrd. Bares liegen jedoch auf der hohen Kante und jährlich kommen 4 Mrd. hinzu, ich werde ein Auge auf die Entwicklung haben. Wenn die Verschuldungsquote in den kommenden Monaten vermindert wird, dann könnte ich mir ein Investment in Mickey Mouse gut vorstellen. EINZELHANDEL Das gute Ergebnis von Walt Disney ist symptomatisch für die derzeit gute Verfassung des Einzelhandels. In den vergangenen Tagen haben gleich einige Einzelhändler gute Zahlen vermeldet, S&P hat errechnet, daß 63 % aller Einzelhändler die Prognosen übertreffen konnten. Unternehmen wie Radio Shack, Circuit City und Best Buy hatten mit ihren Elektronikartikeln ein super Weihnachtsgeschäft. Aber auch Research In Motion konnte seine Smartphones gut absetzen und Corning lieferte mehr Flachbildschirme für die Fernsehindustrie als erwartet. Keine Spur also von Rezession oder von einer Zurückhaltung der Konsumenten. IMMOBILIENCRASH? Und dennoch hat die Meldung von HSBC am gestrigen Donnerstag die Börse in Angst und Schrecken versetzt: Das britische Finanzinstitut hat sich bei der Vergabe von Hypothekenkrediten an weniger solvente Häuslebauer verrechnet. Das Risiko des Zahlungsausfalls sei wesentlich größer, als man über Jahre hinweg kalkuliert habe. Die Reaktion auf diese Meldung war verheerend: Der Dow Jones brach um bis zu ein Prozent ein, sämtliche Unternehmen, die Kredite vergeben, wurden ausverkauft. Gleichzeitig wurde ein Immobiliencrash vorhergesagt, denn wenn Hypothekenfinanzierungen notleidend werden, dann folgt eine Schwemme von Immobilien auf dem Markt, was wiederum die Preise drückt ... und somit die Verminderung des Wertes der als Sicherheit dienenden Immobilien zur Folge hat. Es würden dadurch weitere Finanzierungen den Bach runter gehen, es folgt ein Abwärtsstrudel, der dann den seit Jahren herbeigeredeten Immobiliencrash zur Folge haben würde. Ich erwarte schon wieder die Hiobsbotschaften der Crash-Propheten, die seit Jahren eine weltweite Finanzkrise herbeirufen. HSBC könnte nur der Anfang sein, wird es dort heißen. Alles Kokolores, sage ich. Wie immer hilft ein Blick ins Detail, aber Detailarbeit ist anstrengend und könnte die plakative Panikmache wiederlegen – also wird Detailarbeit vermieden. Im folgenden Kapitel werde ich Sie für die Hiobsbotschaften rüsten, die Ihnen Crash-Propheten an den Kopf werfen. Denn, wenn Sie sich nun durch Panikmache aus dem Markt treiben lassen, dann entgeht Ihnen der nächste Aufschwung. Und das wäre schade. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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