Alt 31.07.14, 12:06
Standard Enttäuschende Unternehmensgewinne belasten
Beitrag gelesen: 294 x 

Eine heftige Gewinnwarnung von adidas und weitere enttäuschende Unternehmenszahlen aus der Berichtssaison belasten den europäischen Aktienmarkt. Dabei wiederholt sich das Muster vom Vortag. Die Aktien der Unternehmen mit enttäuschenden Zahlen werden an der Börse kräftig abgestraft, gute Zahlen führen dagegen kaum zu Kursgewinnen. Die gestiegen Risikoaversion der Investoren ist auch innerhalb der Börsen Europas zu erkennen.

Der DAX verliert am Mittag 1,0 Prozent auf 9.503 Punkte, der Verlierer des Tages heißt adidas mit einem Minus von 13 Prozent. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,9 Prozent auf 3.140 nach unten. Die größten Verlierer unter den Börsenplätzen heißen Lissabon (minus 3,2 Prozent), Athen ((minus 2,5 Prozent) und Madrid (minus 1,9 Prozent). Auch die Anleihemärkte der Schuldner Portugal, Griechenland und Spanien stehen unter deutlichem Abgabedruck.

Die Aktie von adidas ist mit einem Minus von 13 Prozent nicht nur Tagesverlierer im DAX, sie weist auch seit Jahresbeginn mit einem Kursrückgang um 34 Prozent die mit Abstand schwächste Entwicklung aller DAX-Werte auf. Hintergrund für die Gewinnwarnung des Sportartikelherstellers sind das zunehmende Geschäftsrisiko in Russland, die andauernde Schwäche im Golfmarkt sowie höhere Investitionen. Auch werden die Ziele für das nächste Jahr erst später erreicht.

Aber nicht nur adidas lastet auf dem DAX. Nach enttäuschend aufgenommenen Unternehmenszahlen geben auch die Aktien von Continental und Lufthansa kräftig nach. Für das Lufthansa-Papier geht es gleich 5,5 Prozent nach unten. Neben bekannten Problemen hatte die größte deutsche Airline mit zwei Sonderfaktoren zu kämpfen: Pilotenstreiks und die Abwertung des venezolanischen Bolivars verhagelten das operative Ergebnis. Daneben bereiten die harte Konkurrenz durch Fluggesellschaften aus der Golfregion sowie Billigflieger, aber auch Überkapazitäten Probleme.

Aber es gibt auch positive Aktienreaktionen am deutschen Aktienmarkt. Das Siemens-Papier steigt nach Quartalszahlen 1,7 Prozent. Die Societe Generale hebt die gute Entwicklung der Auftragseingänge hervor. Zwar habe sich der Bereich Energy schwach entwickelt. Hier machten sich aber Sondereffekte negativ bemerkbar. Die bereinigte Marge bleibe mit 14,7 Prozent gut. Positiv habe sich der Bereich Industry entwickelt.

Gut werden auch die Zahlen der Fresenius-Familie im Handel aufgenommen. Positiv rage vor allem das stärkere EBIT bei FMC hervor. Operativ scheine es nun bei beiden wieder besser zu laufen. Nach den enttäuschenden Nachrichten im ersten Quartal reagieren die Anleger mit Erleichterung. Fresenius steigen 3,7 Prozent und FMC gleich um 4,3 Prozent. In der zweiten Reihe geht es für Evonik-Papiere nach Zahlen 2 Prozent nach unten, Hochtief-Aktien geben 1,1 Prozent nach.

Aber auch europäische Unternehmen haben ihre Zahlen vorgelegt. Dramatisch nach unten geht es mit der Aktie der portugiesischen Bank Banco Espirito Santo (BES), die Aktie bricht um 27 Prozent ein. Die Wertberichtigungen der BES von 4,25 Milliarden Euro seien "noch mehr als man befürchtet hatte", heißt es im Handel. Wer die nun wohl unausweichliche große Kapitalerhöhung tragen soll, stehe in den Sternen. Die Wertberichtigung ist mehr als doppelt so hoch wie die Marktkapitalisierung der gesamten Bank an der Börse.

In Paris verliert die Aktie von Air Liquide 3,4 Prozent. Die Zahlen lägen bei Umsatz und Nettogewinn unter seinen Prognosen, sagt ein Händler. Nach einer Anhebung der Jahresprognosen steigt die Sanofi-Aktie 4,0 Prozent. Der französische Pharmakonzern hat seinen Ausblick nach einem Gewinnsprung im zweiten Quartal angehoben. Dazu trugen gute Geschäfte der Biotech-Tochter Genzyme und stärkere Absätze von Diabetes-Medikamenten bei. Der eher defensive Pharmasektor stellt mit einem Plus von 0,2 Prozent den einzigen Gewinner unter den Sub-Indizes in Europa.

BNP-Paribas-Aktien gewinnen nach Zahlen 0,9 Prozent. Der bereinigte Nettogewinn liege mit 1,9 Milliarden Euro um rund 30 Prozent über der Schätzung seines Hauses, sagt ein Händler. "Die Abschreibungen waren im zweiten Quartal geringer als erwartet", fügt er hinzu. Der die Abschreibungen enthaltende Nettoverlust liege mit 4,3 Milliarden Euro 250 Millionen Euro unter seiner Prognose.

Am breiten Markt hemmen zusätzlich die bekannten geopolitischen Risiken. Auch steigt die Sorge der Anleger, dass die US-Notenbank die Zinszügel früher als erwartet anziehen könnte. Die Federal Reserve hat am Mittwochabend wie erwartet das Volumen der monatlichen Anleihekäufe erneut um 10 Milliarden auf jetzt 25 Milliarden Dollar reduziert. Charles Plosser, stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktausschusses, hat sich aber zugleich für baldige Leitzinserhöhungen ausgesprochen. Davon profitiert der Dollar. Der Euro fällt auf etwa 1,3385. Der Zahlungsausfall Argentiniens wird dagegen als Einzelfall wahrgenommen und belastet nicht weiter.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/cln

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:00 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]