Alt 22.07.14, 12:32
Standard Börsen erholen sich - Euro fällt auf Jahrestief
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Die Richtungssuche an den europäischen Börsen geht in eine neue Runde. Nach den Verlusten am Vortag erholen sich die Kurse kräftig. "Die Schlacht zwischen den geopolitischen Risiken und den Quartalsberichten der US-Unternehmen geht weiter", sagt Stan Shamu von IG Markets. Derzeit scheinen am Markt die gut ankommenden Ergebnisse der Unternehmen die Oberhand zu gewinnen. Der DAX gewinnt 0,9 Prozent auf 9.697 Punkte und der Euro-Stoxx-50 steigt um 1,1 Prozent auf 3.170 Punkte.

Besonders an den Börsen in Südeuropa sind die Investoren auf Einkaufstour. Der Aktienmarkt in Madrid legt um 1,2 Prozent zu, für die Börse in Mailand geht es um 1,2 Prozent nach oben. Noch stärker erholt sich die russische Börse. Hier geht es um 2,7 Prozent aufwärts. Tagesfavoriten sind Rohstoffaktien, deren Subindizes um 1,7 bzw 1,5 Prozent steigen.

Positive Impulse für die Börse liefert vor allem die US-Berichtssaison. Nach Berechnungen der Deutschen Bank haben bis Ende vergangener Woche 76 Prozent der S&P-500-Unternehmen die Gewinnschätzungen und 69 Prozent die Umsatzerwartungen übertroffen. Das bislang letzte Unternehmen der Reihe , das zu gefallen wusste, war am späten Montag Texas Instruments. Fünf Unternehmen aus dem Dow-Jones-Index berichten am Dienstag über das abgelaufene Quartal, nämlich Verizon, McDonald's, Coca-Cola, United Technologies und DuPont. Nach Börsenschluss folgen noch die Technologie-Schwergewichte Apple und Microsoft.

Auf der geopolitischen Seite steht das Außenministertreffen der EU in Brüssel im Zentrum. Dabei interessiert vor allem die Frage, ob weitere Sanktionen gegen Russland verhängt werden. Am Markt scheint man mehrheitlich davon auszugehen, dass das nicht der Fall sein wird. Forderungen nach schärferen Sanktionen gegen Russland nach dem Abschuss der malaysischen Fluglinie und den behinderten Ermittlungsarbeiten, könnte in die Quere kommen, das die Separatisten nun den Flugschreiber an Malaysia weitergereicht und zugesichert haben, die Toten an die Niederlande zu übergeben.

Übergeordnet erhalten die Börsen weiter Rückenwind von der Geldpolitik der großen Notenbanken. Im Blick stehen deswegen die US-Verbraucherpreise am Nachmittag angesichts ihrer überragenden Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank. Analysten erwarten im Juni einen Anstieg um 0,3 Prozent zum Vormonat. Ein stärkerer Anstieg könnte Spekulationen über einen früher als bislang an den Finanzmärkten erwarteten ersten Zinsschritt in den USA auslösen. Das würde den Dollar stützen.

Im unmittelbaren Vorfeld stürzt der Euro regelrecht ab auf 1,3480 Dollar von knapp 1,3530 am Morgen. Er handelt damit nahe dem Jahrestief. Verschiedene US-Notenbank-Mitglieder hatten sich zuletzt vergleichsweise "hawkish" zur weiteren Geldpolitik in den USA geäußert. Das macht die Anleger vor den Verbraucherpreisen nervös. Am Anleihemarkt ziehen die Renditen leicht an.

Am Aktienmarkt in Europa steht die Credit Suisse nach Vorlage der Quartalszahlen im Blick. Jefferies spricht von leicht besser als erwartet ausgefallenen Zahlen und bekräftigt die Kaufempfehlung. Insgesamt überzeuge die Qualität aber nicht. Enttäuschend habe sich das Private Banking entwickelt. Zugleich seien die Kosten stärker als erwartet gestiegen. Der Kurs verliert 1,6 Prozent. Der Banken-Subindex gewinnt dagegen 1,0 Prozent.

Kräftig nach unten geht es für die Aktie des britischen Einzelhändlers Tesco, die um 3,3 Prozent einbricht. Nachdem an der Börse zum Wochenstart der Austausch an der Spitze des Unternehmens gut aufgenommen wurde, lenken die Analysten nun den Fokus verstärkt auf die Gewinnwarnung vom Vortag. So heißt es von den Analysten der Deutschen Bank, dass das neue Management Zeit benötige, um die Geschäftsentwicklung vollständig zu überblicken, einen Plan zu entwickeln und diesen umzusetzen.

Die am Morgen veröffentlichten Zahlen des internationalen Werbedienstleisters und Medienkonzerns Publicis fielen enttäuschend aus. Nicht nur dass der Nettogewinn um 17 Prozent einbrach, auch für das Gesamtjahr gibt es nun Zweifel, dass das Wachstumsziel in diesem Jahr noch erreicht werden kann. Die Aktie verliert in Paris um knapp 5 Prozent an Wert.

Dialog Semcionductor steigen nach der Mitteilung über die Fusionsabsage mit der österreichischen AMS um 2,3 Prozent. Analysten sehen das Scheitern gelassen. Die DZ Bank bestätigte unmittelbar ihre Kaufempfehlung für die Aktie. "Das Ende der Fusionsgespräche ist nicht das Ende von Dialogs positiver Aktienstory", titelt Analyst Harald Schnitzer. Das Ende der Gespräche komme zwar überraschend, der Grund dürfte aber hauptsächlich in unterschiedlichen Ansichten über die Bewertung der beiden Unternehmen liegen. Die AMS-Aktie legt um 0,7 Prozent zu.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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