Alt 16.01.14, 12:22
Standard Pause bei der Jagd nach neuen Rekorden
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Nach der Rally mit neuen Rekord- bzw. Mehrjahreshochs atmen die Börsianer in Europa am Donnerstag erst einmal durch. Die Stimmung ist weiter gut und wird getragen von günstigen Wachstumsaussichten nach der Erhöhung der globalen Wachstumsprognose durch die Weltbank. "An der bekannten Grundlogik, keine Alternative zu Aktien und anderen Ertrag bringenden Risikoaktiva, hat sich nichts geändert", kommentiert Philipp Nimmermann von der BHF-Bank das Geschehen. Mit jedem weiteren Kursanstieg nähmen jedoch auch die Bauchschmerzen bei vielen Anlegern zu.

Der DAX notiert am Mittag 10 Punkte leichter bei 9.724 Punkten, nachdem er es gleich zum Start bis auf 9.747,34 Punkte und damit fast exakt das Rekordhoch vom Mittwoch geschafft hatte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent nach auf 3.161 Zähler.

Für Optimismus sorgt neben Konjunkturhoffnungen die nach wie vor lockere Geldpolitik, die auch noch einige Zeit vorherrschen dürfte. So hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, vor Deflationsgefahren gewarnt und an die Zentralbanken appelliert, die Geldschleusen offen zu halten.

In dieses Bild passt, dass sich die Jahresinflation im Euroraum im Dezember wieder leicht abgeschwächt hat auf 0,8 Prozent. Damit liegt sie weiterhin deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von "unter, aber nahe 2 Prozent". Die Sorge vor einem zu geringen Preisanstieg hatte die EZB im November dazu veranlasst, den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent zu senken.

Am Anleihemarkt erholen sich die Kurse vor diesem Hintergrund wieder von ihren jüngsten Einbußen. Abzulesen ist dies auch an einer sehr gut verlaufenen Auktion spanischer Langläufer, wo die Auktionsrendite für dreijährige Papiere auf ein Rekordtief sank. Dabei erlöste Spanien rund 500 Millionen Euro mehr als eigentlich mit maximal 5,5 Milliarden Euro geplant.

Neue Erkenntnisse über die weitere Geldpolitik in den USA könnten am Nachmittag Inflationsdaten aus den USA bringen. Außerdem stehen der wöchentliche Arbeitsmarktbericht und der Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia auf der Agenda.

Am Devisenmarkt zeigt sich der Euro indes wenig verändert in der Spanne zwischen 1,3600 und 1,3620 Dollar. Der Preis für die Feinunze Gold bewegt sich ebenfalls kaum. Das als sicherer Hafen geltende Edelmetall sei angesichts der Rekordjagd an den Aktienmärkten für viele Akteure derzeit wenig attraktiv, so Beobachter.

Klarer Tagessieger an der Börse ist der Rohstoffsektor, dessen Index 2,3 Prozent zulegt. Auslöser ist eine Studie der Citigroup. Erstmals seit drei Jahren nehmen die Analysten für den europäischen Bergbausektor eine positive Haltung ein und erhöhen die Einstufung auf "Bullish". Grund sei eine Verbesserung der Fundamentaldaten. Rückenwind für die Branche kommt auch vom Rohstoffriesen Rio Tinto. Dessen Produktionszahlen für 2013 sind gut ausgefallen. Die auch von der Citigroup favorisierten Einzelwerte Rio Tinto und BHP Billiton legen um jeweils über 3 Prozent zu.

Am Ende bei den Branchen steht der Einzelhandelssektor. Er verliert 0,9 Prozent und wird gebremst von Carrefour und Ahold, deren Kurse nach dem Ausweis von Geschäftszahlen um 2,8 bzw 3,4 Prozent nachgeben. Carrefour habe vor allem bei seinen französischen Hypermärkten schwach abgeschnitten, heißt es im Handel. Bei der niederländischen Ahold sorgt der Rückgang des flächenbereinigten Umsatzes sowohl in den USA als auch auf dem Heimatmarkt für Enttäuschung.

Unter den Erwartungen ausgefallene Umsätze drücken den Kurs von Richemont um 1,9 Prozent nach unten. Kepler-Analyst Jon Cox bemängelt vor allem die Verlangsamung des Geschäfts in Japan und den Umsatzrückgang in Festlandchina.

Aufwärts geht es dagegen mit dem Kurs des Nivea-Herstellers Beiersdorfs im DAX. Er gewinnt 2,0 Prozent auf 76,84 Euro. "Wir halten die Chancen für gut, dass Beiersdorf sowohl auf den entwickelten Konsumgütermärkten als auch in den Schwellenländern weiter Marktanteile gewinnen kann", kommentiert Analyst Thomas Maul von der DZ Bank die Quartalszahlen. Das eher zyklische Klebstoffgeschäft dürfte ebenfalls zu Wachstum und Profitabilität beitragen. Die Aktie bleibe ein Kauf mit einem Kursziel von 80 Euro.

Bei den Einzeltiteln stehen außerdem Airbus im Blick mit der Nachricht, dass Frankreich einen Anteil von einem Prozent für etwa 450 Millionen Euro verkauft. Die Aktie legt dennoch um 0,5 Prozent zu. Ein Händler erinnert daran, dass beim Verkauf eines weitaus größeren Airbus-Aktienpakets durch Daimler der Airbus-Kurs zunächst deutlicher nachgegeben habe, nach der Platzierung jedoch rasch ins Plus gedreht habe.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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