Alt 08.10.14, 12:28
Standard DAX stoppt Abwärtsbewegung bei 9.000-Punkten
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Der Abwärtsdruck an den europäischen Börsen hält unvermindert an. Die gute Nachricht lautet, dass das Kursbarometer DAX zunächst einen Boden bei 9.000 Punkten gefunden hat. Nach einer Abwärtsbewegung von 800 Punkten innerhalb von nur zwei Wochen ist eine Gegenbewegung auch keine Überraschung. Die Stimmung an der Börse hat sich innerhalb dieser 14 Tage allerdings deutlich verschlechtert. Das globale Wachstum dürfte sich in den kommenden Monaten abschwächen.

Der DAX fällt um 0,6 Prozent auf 9.029 Punkte. Im Tagestief notierte der deutsche Leitindex mit 8.986 Punkten kurzfristig unter der 9.000er Marke. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 3.072 Punkte. Zu den größten Verlierern in Europa gehören die Börsen aus dem Norden, deutlich nach unten geht es in Dänemark, Finnland und Norwegen.

"Europas Wirtschaft konnte sich angesichts einer noch nie gesehenen Phase der lockeren Geldpolitik so durchstottern. Aber schon bevor die Geldpolitik wieder verschärft wird, mehren sich die Signale, dass Europa zurück in die Rezession fällt", sagt Jasper Lawler von CMC Markets. Schwache Konjunkturdaten vor allem aus Deutschland hatten schon in den vergangenen Tagen enttäuscht: So war die Industrieproduktion im August um 4 Prozent eingebrochen und auch die zukunftsweisenden Auftragseingänge waren schwach ausgefallen.

Zudem hat der IWF vor erhöhten Gefahren für die Weltwirtschaft gewarnt und die Wachstumsprognosen gesenkt. Vor allem in der Eurozone sieht es düster aus: Hier soll die Wirtschaft nur noch um 0,8 Prozent zulegen nach bislang erwarteten 1,1 Prozent. Dass es in den USA besser läuft, nützt Europa und Asien derweil nichts: "Das US-Konjunkturwachstum sieht zwar sehr robust aus. Das ist aber nicht genug, um den Rest der Welt zu tragen", sagt Analyst Masayuki Doshida von Rakuten Securities. Und die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: In China fiel der HSBC-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich im September zurück. Ebenso war zuvor auch der offizielle Einkaufsmanagerindex gesunken.

Vom IWF heißt es daher, weitere Hilfen durch die Notenbanken seien essentiell. Im Fokus des Marktes steht deshalb das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank. Händler erhoffen sich konkretere Hinweise, wann mit der ersten Zinserhöhung in den USA zu rechnen ist.

Hauptleidtragender des neu entflammten Konjunkturpessimismus ist weiterhin der Ölpreis. Nordseeöl der Sorte Brent nähert sich stramm der 90-Dollarmarke und rangiert auf dem niedrigsten Preisniveau seit Sommer 2012. Nicht viel anders sieht es beim US-Öl WTI aus, das diese Marke bereits klar hinter sich gelassen hat. Derweil rutscht OPEC-Öl erstmals seit über zwei Jahren unter die 90-Dollarmarke.

Im US-Dollar werden derweil die Vorschusslorbeeren auf eine Konjunkturerholung weiter ausgepreist: Der Euro konnte sich erneut leicht erholen und notiert bei 1,2660 Dollar. Leichten Auftrieb durch die zunehmende Risikoaversion an den Aktienmärkten erhält Gold als ein vermeintlich sicherer Hafen. Der Goldpreis steigt um rund 8 auf 1.217 Dollar.

Anleger nehmen vor Beginn der Berichtssaison eine defensive Position am Aktienmarkt ein: Diese wird am Abend in den USA traditionell vom Aluminiumkonzern Alcoa eröffnet. Auf Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage zwar dünn, aber zumeist negativ. Industriewerte stehen angesichts der Konjunktursorgen in Europa erneut unter Druck, der Sektorindex verliert 1,2 Prozent. "Die Wachstumssorgen belasten den Risikoappetit", sagt Gary Yau vom Credit Agricole. Siemens fallen um 0,6 Prozent.

Hauptverlierer im DAX sind SAP mit 4,4 Prozent Verlust. Hier belastet ein Einstellungsstopp, was als negatives Vorzeichen für die weiteren Wachstumsperspektiven gesehen wird. Um 3,4 Prozent abwärts geht es in Paris für Air-France-KLM. Eine Gewinnwarnung verdirbt Anlegern die Laune. "Nachdem die Sorge vor Reisebeschränkungen wegen Ebola schon den gesamten Sektor geschwächt hat, mag man so etwas nicht auch noch hören", sagt ein Händler. Lufthansa verlieren 2,0 Prozent und IAG 2,3 Prozent. Der Reise- und Freizeitsektor verliert 1,6 Prozent Abschlag und gehört damit zu den großen Verlierern in Europa.

Für Enttäuschung sorgen im MDAX die Geschäftszahlen von Gerresheimer. Sowohl die Umsatz- als auch die Ergebnisseite haben die Erwartungen verfehlt. Die Aktien fallen 3,7 Prozent. Für größere Bewegungen sorgen auch Umstufungen durch Analysten: So hat J.P. Morgan die Aktien von Klöckner auf "Neutral" nach "Übergewichten" gesenkt, die Titel fallen um 2,8 Prozent. Bei Fresenius haben die Analysten der Deutschen Bank die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 47 Euro aufgenommen, die Aktie legt um 3 Prozent auf 39,10 Euro zu.

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