Alt 06.10.14, 12:09
Standard Börsen geben Anfangsgewinne teilweise wieder ab
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Die anfänglich gesehenen kräftigen Kursgewinne geben die Aktienmärkte in Europa am Montagmittag zum Teil wieder ab. Die Stimmung profitierte zu Beginn zunächst noch vom überzeugenden US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag. Doch nutzen Anleger momentan jede Erholungsbewegung an den europäischen Börsen, um ihre Bestände zu reduzieren. Den Grund liefern die europäischen Konjunkturdaten, die sich zusehends eintrüben. Am Vormittag waren es die überraschend schwachen Auftragseingänge aus Deutschland, die nicht überzeugen konnten.

Während in Resteuropa am Freitag gehandelt wurde, war die Börse in Frankfurt am Tag der Deutschen Einheit geschlossen. Daher hat der DAX noch etwas Nachholbedarf nach oben. Der deutsche Leitindex erhöht sich um 0,8 Prozent auf 9.267 Punkte - im Tageshoch stand der Index bereits bei 9.343 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,5 Prozent auf 3.148 Punkten nach oben, nach einem Tageshoch bei 3.170 Punkten.

Der Auftragseingang in der deutschen Industrie ist im August überraschend stark eingebrochen. Die Bestellungen fielen gegenüber Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt um 5,7 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang um 2,4 Prozent prognostiziert.

Die Commerzbank warnt: Zwar seien die schwachen Auftragseingänge zu einem großen Teil auf die späte Lage der Sommerferien und einen Rückgang der sehr volatilen Bestellungen im Sektor "sonstiger Fahrzeugbau" zurückzuführen. Aber auch der zugrundeliegende Trend zeige nach unten, heißt es. "Dies stützt unsere Erwartung einer schwachen zweiten Jahreshälfte der deutschen Wirtschaft".

Am Devisenmarkt erholt sich der Euro zu Wochenbeginn auf 1,2540 Dollar. Die Gemeinschaftswährung fiel nach Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag auf ein neues Jahrestief bei 1,2500 Dollar nach Wechselkursen klar über 1,26 Dollar. Wegen der sich tendenziell in entgegengesetzte Richtungen entwickelnden Geldpolitik in den USA und der Eurozone rechnet die Credit Agricole grundsätzlich mit einem anhaltenden Abwärtsdruck auf den Euro.

Die Analysten von J.P. Morgan empfehlen ihren Kunden den Tausch Aktien aus dem Gesundheitssektor in Aktien aus dem Energiesektor. Pharmatitel stellten mit einem Aufschlag von 19 Prozent seit Jahresbeginn die klaren Gewinner in Europa. Der Sektor habe von Umschichtungen in defensive Wachstumswerte profitiert. Unterstützung sei auch von Fusionen und Übernahmen gekommen und schließlich habe auch der feste Dollar gestützt.

Aktuell liege die Sektorbewertung im Pharmabereich über den historischen Bewertungskennziffern. Die jüngsten Änderungen bei den Regeln zur Steuervermeidung senkten die Wahrscheinlichkeit großer Übernahmen im Sektor. Der Energiesektor sei dagegen in den vergangenen drei Monaten eingebrochen und hinke dem Gesamtmarkt deutlich hinterher. An der Börse legen am Mittag beide Sektoren um 0,3 Prozent zu.

Gegen den Trend geben Siemens-Aktien 2,0 Prozent nach. Grund hierfür dürften negative Aussagen der neuen Energie-Chefin Lisa Davis zur Kraftwerkssparte sein. Sie erwartet auch in den kommenden zwei bis drei Jahren ein niedriges Margenniveau. "Der angesprochene Zeitraum mit schwachen Margen in der Kraftwerkssparte ist länger als gedacht", sagt ein Händler: "Analysten hatten mit einem schnelleren Turnaround gerechnet".

Fresenius reagieren auf einen Bericht in der FT mit leichten Abschlägen von 0,3 Prozent. Danach könnte ein Kauf der Danone-Sparte für medizinische Ernährung bevorstehen. "Ein möglicher 3-Milliarden-Euro-Zukauf belastet immer", sagt ein Händler. Strategisch wäre dies aber positiv zu werten. "Über die Möglichkeit war schon öfters berichtet worden und Analysten hatten es in Szenarien als sinnvoll bezeichnet, daher überrascht es nicht wirklich", so der Händler weiter.

Derweil hält der Abgabedruck nach dem missglückten Börsengang auf die Aktie von Rocket Internet weiter an. Im frühen Handel fällt das Papier, das am Donnerstag sein Börsendebüt erlebt hatte, um weitere 2,2 Prozent auf 36,18 Euro.

Datenseitig hat die neue Woche wenig zu bieten. Am spannendsten dürfte die Bekanntgabe des Protokolls der US-Notenbanksitzung von Mitte September werden, das am Mittwoch veröffentlicht wird. Anleger erhoffen sich hier neue Details über den Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung in den USA. Die meisten Beobachter glauben, dass dies Mitte 2015 der Fall sein wird.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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