Alt 02.10.14, 13:05
Standard Börsengänge enttäuschen - EZB im Fokus
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Enttäuschende Börsengänge und die Ungewissheit über das weitere Vorgehen der EZB dämpfen am Donnerstag die Kauflust an Europas Börsen. Die Aktien von Rocket Internet handeln am Mittag 1,14 Euro unter ihrem Ausgabepreis von 42,50 Euro. Aktien von Zalando, die sich am Vortag aufs Börsenparkett gewagt hatten, rutschen dort aus, verlieren 7,4 Prozent. Händler sind sich einig: Werbung für weitere Börsengänge in Deutschland sieht anders aus. Der DAX gibt um 5 Punkte auf 9.377 nach. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 3.186 Punkte.

Nach einer langen Durststrecke waren die Hoffnungen groß, dass die Börsengänge von Zalando und Rocket Internet einen IPO-Boom am deutschen Aktienmarkt auslösen. Zusätzlich befeuert vom herausragenden Erfolg von Alibaba an der Wall Street. Doch der Hoffnung folgte schnell die Ernüchterung. "Dass es trotz der deutlichen Überzeichnung zu Kursen spürbar unterhalb des Emissionskurses kommt, ist bemerkenswert", sagt Roger Peeters, Vorstand bei Close Brothers Seydler. Anscheinend sei der Anteil der Zeichner von Aktien, die nur einen schnellen Gewinn realisieren wollten, sehr hoch.

Am Devisen- und Rentenmarkt herrscht kurz vor der EZB-Sitzung in Neapel angespannte Ruhe. Der Dollar gibt im Vergleich zum späten US-Handel tendenziell leicht nach. Der Euro geht mit 1,2628 Dollar um. Bundesanleihen geben nach dem Rekordhoch vom Vortag leicht nach. Zehnjährige Papiere rentieren mit 0,91 Prozent.

Die Erwartungen an die EZB sind groß an den Börsen. Die Notenbank beginnt demnächst mit dem Kauf von Kreditverbriefungen (ABS) und Pfandbriefen, um damit Kreditvergabe, Wachstum und letztlich Inflation in der Eurozone anzutreiben - so viel ist bekannt. Was noch fehlt, sind die Details. Die erhoffen sich die Börsianer, wenn Mario Draghi am Nachmittag vor die Presse tritt. So viel ist sicher: Die Leitzinsen wird der EZB-Rat nicht noch einmal senken können, sie liegen bereits bei 0,05 Prozent.

"Jede Erwähnung von Umfang oder Zeitpunkt (von Anleihekäufen) könnte von den Märkten negativ betrachtet werden - außer es wäre sehr hoch im Volumen und würde als nahezu open-ended betrachtet", befürchtet Ruben Segura-Cayuela, Chef-Volkswirt für die Euro-Peripherie bei Bank of America Merrill Lynch.

Am deutschen Aktienmarkt führen Hochtief die Gewinner an. Die Aktie springt um 8 Prozent nach oben. Nach Adidas will nun auch der Baudienstleister ein großes Aktienkaufprogramm starten. Bis Ende 2015 will Hochtief bis zu 6,92 Millionen eigene Aktien erwerben. Das wären rund 10 Prozent des Grundkapitals.

Der am Mittwoch berichtete erste Ebola-Fall in den USA lastet erneut auf dem Reise- und Freizeitsektor. Bei den Fluglinien reichen die Kursverluste von 0,4 Prozent für die britisch-spanische IAG über 2 Prozent für Lufthansa bis zu 2,5 Prozent für Air France-KLM.

Verluste gibt es auch im Stahlsektor. Der Chef des österreichischen Stahlherstellers Voestalpine rechnet für Europas Stahlindustrie mit einem schwächeren zweiten Halbjahr. Das drückt Voestalpine und auch ThyssenKrupp um 1,2 Prozent nach unten. Der Chef des Stahlhändlers Klöckner & Co gab ebenfalls einen pessimistischen Ausblick auf die Entwicklung der Stahlnachfrage in Europa. Klöckner & Co fallen um 1,8 Prozent.

Pessimistische Prognosen des US-Düngemittelproduzenten Agrium lasten auf dem Kurs von K+S, der um 1,5 Prozent nachgibt. Aktien von United Internet, das Unternehmen ist ein Großaktionär von Rocket Internet, fallen im Zuge des enttäuschenden Börsengangs der Startup-Schmiede um 2,1 Prozent.

Eine Kaufempfehlung von J.P. Morgan für die Aktie des Luxuskonzerns LVMH lässt diese um 1,3 Prozent steigen.

Weiter steil abwärts geht es mit den Ölpreisen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI rutscht auf 88,59 Dollar ab und liegt nur noch rund 1 Dollar über dem Jahrestief aus dem Januar. Im Vergleich zum späten US-Handel ist das ein Minus von über 2 Prozent. Nicht viel anders sieht es beim Brent-Öl aus. Der jüngste Preisdämpfer kam am Vortag aus Sauid-Arabien, das angesichts der derzeitigen Ölschwemme seine offiziellen Verkaufspreise gesenkt hatte.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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