Alt 30.09.14, 12:10
Standard Deflationsgefahr lässt Euro einbrechen
Beitrag gelesen: 303 x 

Die Europäische Zentralbank gerät unter Handlungsdruck. Die Preise in der Eurozone sind im September so wenig gestiegen wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Das setzt dem Euro am Dienstagmittag auf breiter Front zu. Zum US-Dollar ist die Gemeinschaftswährung im Tagestief erstmals seit gut zwei Jahren auf unter 1,26 Dollar abgerutscht, der Verkaufsdruck ist groß. Am Donnerstag trifft sich planmäßig der Rat der Euro-Notenbank in Neapel und die Spekulationen kochen hoch über Wertpapierkäufe der EZB, die über die beschlossenen - und noch gar nicht begonnenen - hinaus gehen.

Die Hoffnung auf weiter billiges Geld und reichlich Liquidität stützt derweil etwas die Stimmung an den Aktienmärkten. Der DAX kann nach drei schwachen Tagen etwas zulegen, er handelt am Mittag 0,5 Prozent fester bei 9.474 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legt deutlicher um 0,9 Prozent zu. Der Euro-Rentenmarkt zeigt sich von den deflationären Risiken dagegen unbeeindruckt. Bundesanleihen treten auf hohem Niveau auf der Stelle.

Die Kernrate der Verbraucherpreise in der Eurozone ist im September im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,7 Prozent gestiegen. Viele Marktakteure hatten mit einer höheren Inflation gerechnet. Bei der Kernrate werden stark schwankende Güterpreise wie Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet. "Insgesamt sind die September-Daten aus EZB-Sicht damit enttäuschend ausgefallen", sagt Johannes Mayr von der BayernLB. Der "Sicherheitsabstand zur Nulllinie", wo Inflation zu Deflation wird, habe sich weiter verringert.

Zum Pfund Sterling ist der Euro daraufhin wie zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren abgerutscht. Auch zum Schweizer Franken und zum Yen hat der Euro abgewertet. Am Nachmittag könnten Daten aus den USA zu Immobilienpreisen und zur Stimmung der Verbraucher und der Einkäufer in den Unternehmen für weitere Bewegung sorgen.

Eine Gewinnwarnung von Ford belastet den europäischen Automobilsektor. Die Kurse von BMW, Daimler, VW, Continental und Infineon geben zwischen 0,4 und 3,3 Prozent nach. Ford hatte seine Gewinnwarnung unter anderem mit einer schwachen Nachfrage in Europa begründet. Die Kurse von Renault, Peugeot und Fiat geben stärker nach als die der deutschen Hersteller. Für sie ist der europäische Absatzmarkt wichtiger ist als für die deutschen Autokonzerne. Der Branchenindex verliert 0,8 Prozent und ist damit klar das Schlusslicht.

In London verteuern sich Royal Bank of Scotland um 2,7 Prozent. Die Bank hat mitgeteilt, dass der Gewinn in diesem Jahr weniger durch Wertberichtigungen belastet wird als ursprünglich erwartet.

Am Mittwoch geht der Online-Bekleidungshändler Zalando an die Börse. Der Ausgabepreis für die Aktien liegt bei 21,50 Euro und damit am oberen Rand der von 18 bis 22,50 Euro reichenden Preisspanne. Im so genannten Graumarkt werden die Papiere jedoch mit 28 Euro bezahlt. Am Vortag waren es im Hoch mit rund 34 Euro aber noch deutlich mehr. Der Titel dürfte es schnell in den Nebenwerte-Index SDAX schaffen, wo sich so illustre Werte wie Borussia Dortmund, Hornbach, Puma, Tipp24, Tom Tailor und Zooplus tummeln.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

DJG/bek/gos

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 20:20 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]