Alt 05.07.09, 15:31
Positive Halbjahresbilanz bei „BRIC“ und „TRIC“ trotz Rezession: >50%!
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Das erste Halbjahr verlief an den Börsen der Emerging Markets außerordentlich erfolgreich, obwohl auch die meisten Emerging Markets mit Ausnahme von China eine schwere Rezession zu verkraften haben. Die BRIC-Länder überzeugten mit einer deutlichen Outperformance von über 50% im Durchschnitt gegenüber dem DAX, Dow Jones Industrial oder Nikkei Index, die in etwa nur das aufholten, was sie bis Mitte März verloren hatten. Dabei schnitt zum Schluss Brasilien mit +65% am besten ab vor China (61%), Russland (54%) und Indien (50%) gemessen am MSCI-Länderindex. Bei einigen Performanceranglisten auf USD-Basis liegt China vorn vor Russland, Indonesien und Indien. Einige Börsen wie die Kasachstan werden in den Rangliste gar nicht aufgeführt, liegen aber auch über 40% im Plus. Bemerkenswert ist dass die Börsen aus China, Indien, Türkei und Venezuela im 1 Jahresvergleich schon wieder im Plus sind. Hier war die Wertaufholung also besonders signifikant. Dabei schnitten Solarunternehmen aus China mit einer Kursverdoppelung bis Verdreifachung besonders erfreulich ab.

Dies zeigt deutlich auf, dass es auch in der größten Wirtschaftskrise in der Nachkriegzeit gute Trading-Chancen gibt. Dies erfordert aber ein sehr aktives, trading-orientiertes Verhalten der Anleger. Bei den meisten Anlegern wurden aber nur passiv Kursverluste aus dem Vorjahr etwas verringert, weil man „durchgehalten“ hat. Ende Mai hatte Russland noch die Nase vorn mit einem Plus von über 80% aber im Juni korrigieren die Kurse an der Moskauer Börse um 18% durch Gewinnmitnahmen.

Aber selbst wenn man den Top-Performer Brasilien herauslässt und dafür Türkei einsetzt, also auf „TRIC“ gesetzt hat liegt der Anleger ganz vorne, denn auch die Türkei verzeichnete ein Plus von 38%. Dies stand jedoch nicht im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung, da es auch in der Türkei eine tiefe Rezession gibt. Besonders ausgeprägt ist die Rezession in den baltischen Ländern mit -14 bis -18%, in der Ukraine mit -20% und in Russland mit -10% des BSP. Das einzige osteuropäische Land, das ein positives BSP aufwies, war im 1. Quartal Polen mit 0,8%.

Die Outperformance der Emerging Markets war in erster Linie aber eine Wertaufholung infolge der dramatische Underperformance des letzten Jahres mit Kurseinbrüchen von über 60% bei BRIC oder TRIC. Dies bestätigt wiederum die hohe Volatilität der Emerging Markets im Vergleich zu den entwickelten Industrieländern. Dies ist aber eine altbekannte Erfahrungstatsache. Es ist daher fahrlässig und gefährlich, die Kurse insbesondere in Emerging Markets ins Bodenlose fallen zu lassen, da dann die Wertaufholung umso größer ausfallen muss. Das Erkennen von systemischen, globalen Risiken und auch markttechnischen Trendwenden ist bei Emerging Markets also besonders wichtig. Deswegen habe ich schon Mitte letzten Jahres so intensiv zum Ausstieg bei allen Emerging Markets geraten, was im EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) auch nachlesbar ist. Viele Anleger verlieren das „big picture" zu schnell aus den Augen und bemühen sich nur um Informationen ihrer eigenen Aktien und „Lieblinge“. Die Krise hatte sich vorher rechtzeitig angekündigt. Aber selbst Ben Bernanke hatte damals das Ausmaß der Krise nicht richtig erkannt. In vielen kleinen Ländern ist der Anleger aber in einer Liquiditätsfalle wie in der Ukraine, Südosteuropa und den baltischen Ländern. Diese Liquiditätsrisiken müssen bei kleinen Emerging Markets also beachtet werden, dafür sind dann die Kursausschläge in Haussephasen auch umso deutlicher.

Hoffen wir also, dass die Börse als bester Kenner der Wirtschaft zumindest für die neuen Hoffungsträger der Welt, nämlich die Emerging Markets, recht haben und das sich ein realer Konjunkturaufschwung im zweiten Halbjahr zumindest ansatzweise abzeichnet, also wieder zumindest stagnierende BSP-Zahlen, geringere Arbeitslose und vor allem wieder zunehmende Aufträge und Unternehmensgewinne zumindest zum Vorquartal. Ich habe da aber noch meine Zweifel, dass die Pferde trotz der Megakonjunkturprogramme im 3. Quartal schon saufen werden. Und falls es Ergebnisverbesserungen gibt, muss man prüfen, wie nachhaltig diese in Zukunft sein können. Vor allem in Asien gibt es in einigen Ländern schon deutliche Zeichen der Stabilisierung. So eine Krise, die uns noch lange Jahre beschäftigen wird, kann aber auch die Innovationsfähigkeit der Unternehmen steigern helfen. Ein zu starker Protektionismus wie in China und Russland ist dabei aber eher hinderlich. Zudem muss sich das Krisenmanagement verbessern. Die Börse wird nun zunächst die uns vorgelegte Zahlen für das 2. Quartal ebenso auswerten wie die neuen Konjunkturzahlen aus den USA. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dabei auch einige Enttäuschungen geben wird.

Von der Marktechnik her befinden wir uns bei den meisten Weltbörsen immer noch – nach meiner Einschätzung – in einem intakten Bärmarkt, der noch nicht nachhaltig verlassen wurde. Immerhin wurde schon die 200-Tageslinie einmal nach oben durchbrochen, aber noch nicht die langfristige Bärmarkt-Trendlinie seit August 2008. Dies könnte aber im 3. Quartal durchaus geschehen, falls es positive Quartalsergebnisse und Konjunkturdaten gibt. Andernfalls wird der Bärmarkt intakt bleiben, was zu kräftigen Korrekturen führen kann. Von der Markttechnik befinden wir uns schon jetzt in einer brisanten Phase. Der DAX gab am Freitag nur leicht um 0,22% auf 4708 Indexpunkte nach, während der S&P-Index aufgrund schwacher Konjunkturdaten um 2,91% auf 896 Indexpunkte nach der RTS-Index blieb relativ stabil bei 950 Indexpunkte. Dabei korrigierte der Ölpreis kräftig auf 66 USD/Barrel und der Goldpreis stabilisierte sich bei 932 USD/Unze. Wenn der DAX nachhaltig unter 4700, der S&P unter 880 und der RTS unter 900 Indexpunkte geht, sollten Sie auch an den Ostbörsen in Liquidität gehen und eine defensive Anlagepolitik bevorzugen, denn dann ist wieder Cash king. Mit ETFs (Exchange traded funds) für Osteuropa, die im nächsten EST STOCK TRENDS (www.eaststockde) ausführlich vorgestellt werden hat der Anleger auch flexible Investmentvehikel. Im den Zusammenhang sind Unternehmensanleihen aus Russland mit zweistelligen Renditen eine gute Alternative, eines Teil das Cashs renditewirksam anzulegen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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