Alt 20.05.15, 10:55
Standard Starkes BIP-Wachstum treibt Börse Tokio auf 15-Jahreshoch
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Ausreißer in einem ansonsten wenig bewegten Aktienhandel in Ostasien waren die beiden Leitbörsen in Tokio und Schanghai. Am japanischen Markt legte der Nikkei-Index nach besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftsdaten um 0,9 Prozent zu auf 20.196 Punkte und markierte damit auf Schlusskursbasis ein 15-Jahreshoch. Der Shanghai-Composite-Index stieg nach dem gut 3-prozentigen Sprung des Vortages um weitere 0,7 Prozent.

Ohne klare Vorgaben der US-Börsen hat sich wie bereits an den beiden Vortagen zur Wochenmitte an den anderen Börsen der Region keine einheitliche Tendenz durchsetzen können. Überwiegend fielen die Kursveränderungen bei den Aktienindizes gering aus. An der rohstofflastigen Börse in Sydney hielten die zuletzt gesunkenen Rohstoffpreise beispielsweise für Eisenerz und Öl den Index in Schach. Ein besseres Konsumentenvertrauen schlug sich dagegen nicht in Kursgewinnen nieder.

Das Wirtschaftswachstum in Japan betrug im ersten Quartal 2,4 Prozent und lag damit deutlich über den erwarteten 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem war es das stärkste Quartalswachstum seit einem Jahr. Das dämpfte zwar zunächst Spekulationen auf weitere geldpolitische Lockerungsschritte der japanischen Notenbank, die Börsianer setzten aber mehr auf die Konjunkturkarte, ohne weitere Maßnahmen gänzlich abzuschreiben.

Nomura-Chefvolkswirt Tomo Kinoshita hält eine Lockerung im April kommenden Jahres weiter für gut möglich, zumindest dann, wenn die Inflationserwartungen in Japan bis dahin nicht anziehen sollten. Barclays-Analyst Kyohei Morita monierte an den neuen Daten, dass die nominalen privaten Ausgaben erstmals seit drei Quartalen gesunken seien. Außerdem seien die Löhne erstmals seit sechs Quartalen nicht gestiegen. Deshalb sei der heimische Inflationsdruck weiter schwach.

Dass die japanischen Aktien zusätzlich Rückenwind von einem nachgebenden Yen erhielten, erklärten Beobachter damit, dass die Konjunkturdaten nicht so überwältigend gewesen seien, als dass damit weitere Lockerungen vom Tisch seien. Außerdem sei das BIP-Wachstum im Quartal zuvor deutlich nach unten revidiert worden. Der Dollar ging mit knapp 121 Yen um, verglichen mit etwa 120 Yen tags zuvor um die gleiche Zeit.

Die Wachstumsrate hätte für einen "Wohlfühleffekt" gesorgt, kommentierte CLSA-Aktienstratege Nicholas Smith. Zwar zeigten Studien, dass es historisch eine leicht negative Korrelation zwischen dem BIP-Wachstum und dem Aktienmarkt gebe. Doch da sich die Unternehmensgewinne auf Rekordhochs bewegten, gebe es aktuell wenig, worüber man sich beklagen könne - zumindest solange es nicht zu nachträglichen Abwärtsrevisionen komme.

Im Blickpunkt auf Unternehmensseite stand Takata, nachdem der Airbaghersteller die größte Rückrufaktion der Geschichte in den USA mit 34 Millionen Fahrzeugen gestartet hat. Die Takata-Aktie gab um 10,2 Prozent nach. Honda zeigten sich kaum verändert. Der Autokonzern gilt als mit am stärksten von der Rückrufaktion betroffen und ist außerdem an Takata beteiligt.

Tagesfavoriten waren Immobilienaktien, gestützt von einer positiven Analystenstudie der Deutschen Bank. Mitsui Fudosan gewannen 4,4 und Mitsubishi Estate 3,5 Prozent. Für Nomura Holdings ging es um 1,1 Prozent aufwärts, nachdem das Unternehmen einen überraschend hohen Aktienrückkauf angekündigt hatte.

Oriental Land verteuerten sich um 5,3 Prozent, angetrieben von der Fantasie über mehr Themenparkbesucher aus China. Hintergrund ist die Ankündigung des Transportministeriums, die Zahl der Flüge zwischen dem Tokioter Flughafen Taneda und China auf täglich 20 von bislang acht zu erhöhen.

Mysteriöser Kurseinbruch in Hongkong

In Schanghai sorgten weiter die Aussichten auf Konjunkturstimuli Pekings für gute Stimmung und steigende Kurse, nachdem zuletzt diverse Infrastrukturprojekte auf den Weg gebracht worden waren. Für Kursfantasie sorge auch, dass die Börse Schanghai angeblich ein spezielles Segment für kleine, innovative Unternehmen vorbereitet, um damit in Konkurrenz zum erfolgreichen Startup-Segment ChiNext der Börse Shenzhen zu treten.

In Hongkong drückte der spektakuläre Kurseinbruch um 47 Prozent bei Hanergy Thin Film Power. Marktteilnehmer taten sich schwer mit Erklärungen für das Kursdebakel der Aktie, die vom Handel ausgesetzt wurde. Die Solaraktie sei womöglich mit nach unten gerissen worden vom Kursabsturz des Wettbewerbers Yingli Green Energy am Dienstag in New York, so einige Stimmen. Yingli hatte vor einem möglichen Bankrott gewarnt. Andere Teilnehmer betonten, dass beide Unternehmen in unterschiedlichen Geschäftsfeldern im Solarsegment tätig seien und sehen keinen direkten Zusammenhang zwischen den Kursreaktionen. Für die Solarwerte Xinyi Solar und GCL New Energy geht es um jeweils 3,5 Prozent abwärts.

Wieder andere Beobachter verwiesen darauf, dass die Hanergy-Aktie schon lange Zeit als überbewertet gelte und eine der "heißesten" Aktien in Hongkong sei. Seit Beginn des Jahres hatte sich der Kurs bis vor dem jetzigen Einbruch fast verdreifacht.

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DJG/DJN/gos/smh

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