Alt 15.05.15, 11:45
Standard Shenzhen-Spekulationen beflügeln Börse Hongkong
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Gute Vorgaben aus den USA, wo der S&P-500 auf einem Rekordniveau geschlossen hat, haben am Freitag auch den meisten ostasiatischen Börsen zu Kursgewinnen verholfen. Die Nase vorn hatte die Börse in Hongkong, an der es für die Kurse im späten Handel steil um 2 Prozent nach oben ging. Händler verwiesen auf Spekulationen, dass nach der Börsenallianz mit Schanghai bald auch eine ähnliche Zusammenarbeit mit der Börse Shenzhen angekündigt werden könnte.

Die Aktie des Börsenbetreibers Hong Kong Exchange sprang um 5,1 Prozent nach oben, obwohl das Unternehmen versicherte, eine derartige Ankündigung sei für Freitag nicht geplant. Das Schwergewicht HSBC rückte um 1,3 Prozent vor. Hier hofften Anleger, dass die Bank bald mitteilen werde, ob und wohin sie ihren Unternehmenssitz verlege, hieß es. Dieser befindet sich derzeit in London, doch erwägt HSBC eine Verlegung, um unter anderem der britischen Bankenabgabe zu entgehen.

In Schanghai gaben die Kurse dagegen kräftig um 1,6 Prozent nach. Die Zinssenkung der chinesischen Notenbank vom vergangenen Wochenende sei inzwischen eingepreist, sagten Händler. Dafür richteten sich die Blicke der Anleger nun auf eine Fülle anstehender Börsengänge (IPO). Viele Akteure trennten sich von Aktien, um freiwerdende Mittel in diese IPO investieren zu können.

Börsengänge auf dem chinesischen Festland seien sehr attraktiv geworden, so Gerry Alfonso vom Brokerhaus Shenwan Hongyuan Securities. In den meisten Fällen verbuchten neu gelistete Aktien in ihren ersten Handelstagen hohe Gewinne.

Noch etwas ließ die chinesischen Anleger vorsichtig agieren: Eine zur staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua gehörende Zeitung hatte Wertpapierhandelshäusern und Fondsmanagern vorgeworfen, für Übertreibungen am Markt für junge stark wachsende Unternehmen sorgen. Die Zeitung warnte, dass die Blase bald platzen könnte. Dieser ungewöhnlich harsche Ton habe die Anleger nervös gemacht, sagte ein Analyst.

In der übrigen Region war es die Stabilisierung der Anleihemärkte, die schon am Vorabend an der Wall Street die Anleger mutig zu Aktien greifen ließ und auch in Asien die Gemüter beruhigte. Sowohl in den USA als auch in Europa sind die Anleiherenditen wieder merklich gesunken. Zuvor hatte es bei den als überbewertet geltenden Anleihen einen Ausverkauf gegeben, der die Renditen rasant nach oben getrieben hatte. Ursächlich dafür waren nicht zuletzt Befürchtungen, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Anleihekäufe früher beenden als geplant, weil sich die Lage der europäischen Wirtschaft in jüngster Zeit gebessert hat. Am Donnerstag versicherte EZB-Chef Mario Draghi aber, dass die quantitative Lockerung so lange weitergeführt werde, bis die Inflation das gewünschte Niveau erreicht habe.

In Tokio schloss der Nikkei 0,8 Prozent höher. Die Aktie von Dentsu legte um 13,7 Prozent zu, nachdem das Unternehmen bei Vorlage der Geschäftszahlen eine Dividendenerhöhung und einen Aktienrückkauf angekündigt hatte. Mitsubishi UFJ plant laut einem Medienbericht ebenfalls einen Aktienrückkauf. Die Aktie der Bank legte daraufhin um 3,3 Prozent zu. Enttäuschende Geschäftszahlen und eine drastische Dividendenkürzung ließen die Nikon-Aktie um fast 11 Prozent einbrechen. Der Nettogewinn des Kameraherstellers ist im vergangenen Geschäftsjahr um 61 Prozent zurückgegangen. Dass Nikon überdies die Dividende halbiert, zeuge von geringer Zuversicht des Managements für das laufende Jahr, meinte Fondsmanager Naoki Fujiwara von Shinkin Asset Management.

An der Börse in Seoul fiel der Kospi um 0,7 Prozent zurück, nachdem die südkoreanische Notenbank das zweite Mal in Folge auf eine Zinssenkung verzichtet hatte. Auch in Südkorea nimmt die Wirtschaft wieder Fahrt auf, weshalb die Bank of Korea (BoK) wohl in diesem Jahr am Leitzins von 1,75 Prozent festhalten wird, wie Krystal Tan, Volkswirtin bei Capital Economics, meint. Auch die hohe Verschuldung der Privathaushalte und drohende Risiken für die Finanzstabilität dürften die BoK von Zinssenkungen abhalten, vermutet Tan. Die südkoreanische Währung Won gab unmittelbar nach dem Zinsentscheid zunächst auf 1.092,80 Won je US-Dollar nach, legte danach aber zu. Der Dollar kostete nur noch 1.085,85 Won.

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