Alt 19.06.15, 12:25
Standard Panikartige Verkäufe in Schanghai - Erholung andernorts
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Dramatische Kursverluste an den chinesischen Festlandbörsen in Schanghai und Shenzen und Erholungen an den anderen Plätzen haben am Freitag in Ostasien für ein extrem zweigeteiltes Bild gesorgt. Nach einer von Verlusten geprägten Börsenwoche machten gute Vorgaben aus den USA und die Entscheidung der US-Notenbank, mit der avisierten Zinserhöhung zunächst noch zu warten, die Anleger wieder mutiger.

Dass im Verhandlungsdrama um die Schulden Griechenlands ein Sondergipfel der EU-Regierungschefs anberaumt wurde, ließ die Anleger weitgehend kalt, da ohnehin bereits damit gerechnet wurde, dass das Eurogruppentreffen der Finanzminister am Donnerstag keine Fortschritte bringen würde. Zudem halten viele Marktteilnehmer einen möglichen Austritt des Landes aus der Eurozone inzwischen für eingepreist.

In Schanghai weiteten sich die jüngsten Verluste nochmals massiv aus. Der Shanghai-Composite brach um 6,4 Prozent ein auf ein Einmonatstief von 4.481 Punkten. Er befindet sich damit in Börsianerlesart im Korrekturmodus, weil er mehr als 10 Prozent von seinem jüngsten Hoch verloren hat. Zugleich verzeichnete er sein schlechtestes Wochenergebnis seit sieben Jahren. Vor Wochenfrist stand das Marktbarometer noch auf einem Siebenjahreshoch von 5.178 Zählern.

Die Angst vor einem Platzen der Spekulationsblase nach der fulminanten Kursrally der vergangenen Monate nehme teils panikartige Züge an, hieß es. Seit Jahresbeginn liegt der Index zwar immer noch 38 Prozent im Plus, vor Wochenfrist waren es aber noch rund 55 Prozent. Verstärkt werde die Verkaufsneigung durch das Bemühen der Finanzaufsicht, gegen illegal kreditfinanzierte Aktiengeschäfte vorzugehen. Außerdem absorbiere die Flut an Neuemissionen Liquidität vom Sekundärmarkt, sagten Marktteilnehmer. Ähnlich sieht es an der Start-up-Börse in Shenzen aus. Dort büßte der ebenfalls heiß gelaufene ChiNext im Wochenverlauf 14 Prozent ein. Seit Jahresbeginn bringt er es immer noch auf einen Anstieg von rund 150 Prozent.

Am Markt machten sich angesichts des Kursrutsches Stimmen laut, Peking könnte auf den Plan treten und weitere konjunkturstimulierende Maßnahmen ergreifen. Seit November des Vorjahres senkte die People's Bank of China bereits dreimal die Leitzinsen und zweimal die Mindestreservequoten der Banken.

"Die Abwärtskorrektur nach der jüngsten Rally ist noch nicht ausgestanden", sagte Teng Yin, Chefstratege von Everbright Securities. "Der Markt wird sich natürlich früher oder später erholen, aber wir stecken derzeit in einer Phase wilder Ausschläge. Der chinesische Aktienmarkt muss im Jahr des Affen geboren worden sein. Er mag es, rauf und runter zu springen".

Der Nikkei-Index in Japan gewann nach einer viertägigen Verluststrecke zwar 0,9 Prozent auf 20.174 Punkte, konnte damit aber nicht vermeiden, dass er bereits die dritte Woche in Folge nachgab. Dass es mit den Kursen nicht deutlicher nach unten gegangen sei, sei der japanischen Notenbank zu verdanken, hieß es. "Die Unterstützung der Bank of Japan in Gestalt von Käufen börsengehandelter Fonds war stark in den vergangenen Tagen", berichtete ein Händler. Die Notenbank habe am Donnerstag im Volumen von 37 Milliarden Yen ETFs gekauft, den dritten Tag in Folge. Keine erkennbaren Impulse kamen vom Ausgang der zweitägigen Beratungen der Notenbank. Sie hält an ihrer Lockerungspolitik wie erwartet unverändert fest.

Nitori Holdings gewannen 4,1 Prozent, angetrieben von einem Bericht, wonach der Möbeleinzelhändler seine Filialkette ausbauen will. Seven & I Holdings legten um 2,8 Prozent zu, gestützt von Medienberichten über einen neuerlichen Rekordgewinn im ersten Quartal.

Erholt von ihrem deutlichen Minus am Vortag zeigte sich die Börse in Sydney. Hier hätten neben den guten Vorgaben wieder gestiegene Rohstoffpreise für Zuversicht gesorgt, hieß es. Tagesgewinner seien aber vor allem Aktien aus dem Finanzsektor gewesen, die sich von den Verlusten der jüngeren Vergangenheit weiter erholten. Rückenwind kam daneben vom Devisenmarkt, wo der Austral-Dollar zum US-Dollar nachgab, was positiv für die Exportwirtschaft des Landes ist.

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