Alt 18.06.15, 10:44
Standard Später Kurseinbruch in Schanghai - Nikkei unter 20.000
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die extreme Volatilität des chinesischen Aktienmarkts in Schanghai wird immer mehr zur Normalität. Schossen die Kurse am Mittwoch im späten Handel noch kräftig in die Höhe, zeigte sich am Donnerstag das umgekehrte Bild. Allein in der letzten Handelsstunde verlor der Shanghai-Composite fast 3 Prozent, im Tagesvergleich gab er um 3,7 Prozent nach auf 4.786 Punkte.

Angesichts der Kursrally der vergangenen Monate - seit Jahresbeginn steht weiter ein Plus von fast 48 Prozent zu Buche - rechnen Marktbeobachter wegen der damit verbundenen Sorgen vor einem Platzen der Spekulationsblase mit einer weiter hohen Schwankungsanfälligkeit. Seit dem Ende der Vorwoche hat die Börse in Schanghai um über 7 Prozent nachgegeben.

Deutlicher nach unten ging es auch in Sydney und nach einer Ausweitung der Verluste im späten Geschäft in Tokio. Der Nikkei-Index verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 19.991 Punkte und schloss erstmals seit Mitte Mai wieder unter der 20.000er Marke. Es war bereits der zehnte der vergangenen 13. Handelstage mit einem Indexminus. In Tokio belastete vor allem der stärkere Yen, in Sydney die schwachen Rohstoffpreise. An den anderen Plätzen der Region war die Tendenz mehrheitlich ebenfalls nach unten gerichtet.

Keine positiven Impulse entfalteten die mit Spannung erwarteten Aussagen der US-Notenbank vom Mittwoch. Sie brachten für die Finanzmärkte kaum neue Erkenntnisse. Lediglich die, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA insgesamt flacher verlaufen dürfte, als bislang erwartet. Wann die erste Zinserhöhung ansteht, darüber will die Fed weiter nach Datenlage entscheiden. Beobachter gehen mehrheitlich davon aus, dass im laufenden Jahr noch mit zwei Zinserhöhungen zu rechnen ist, der ersten womöglich im September.

Am Devisenmarkt geriet der Dollar nach den Ausführungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen auf breiter Front unter Druck und verlor auch am Donnerstag weiter an Boden. Zuletzt ging er mit 122,78 Yen um, verglichen mit Ständen um 124,20 vor Bekanntgabe der Ergebnisse. Der Euro legte von 1,1256 auf zuletzt 1,1405 Dollar zu. Stark unter Druck stand der Neuseeland-Dollar nach überraschend schwach ausgefallenen BIP-Daten aus Neuseeland. Er gab seine Gewinne zum US-Dollar nach der Zinsentscheidung wieder mehr als ab.

"Die Fed war nur ein Faktor, der Sorgen hervorrief. Die griechischen Schuldenprobleme brodeln schon die ganze Zeit vor sich hin und treten jetzt voll zu Tage", sagte Anlageexperte Kazuyuki Terao von Allianz Global Investors.

Noch stärker als die Standardwerte in Schanghai traf es die chinesischen Wachstumswerte und Börsenneulinge, die in Shenzen notiert sind. Dort brach das in den vergangenen Monaten nach oben geschossene Marktbarometer ChiNext um 6,3 Prozent ein und verzeichnete das drittgrößte Tagesminus seiner Geschichte.

Einen speziellen Auslöser für den Rückschlag an den Festlandbörsen in China habe es nicht gegeben, sagten Teilnehmer. "Die Korrektur ist noch nicht vorüber und der Shanghai-Composite könnte noch auf 4.500 Punkte weiter fallen. Das wird nicht über Nacht passieren, aber es ist möglich", meinte Analystin Amy Lin von Capital Securities. Was immer wieder auf die Stimmung drücke seien die andauernden Versuche der Finanzaufsicht, gegen kreditfinanzierte Aktiengeschäfte vorzugehen.

In Hongkong verunsicherte das Ergebnis der Parlamentsabstimmung über eine Wahlreform nur kurzzeitig. Unter dem Strich bewegte sich der HSI kaum. Das Parlament in der chinesischen Sonderverwaltungszone lehnte eine umstrittene Wahlreform ab. Das Gesetz soll den Bürgern zwar das Recht geben, 2017 erstmals ihren Verwaltungschef selbst zu wählen - allerdings sollen die wenigen Kandidaten von Peking ausgesucht und bestimmt werden.

In Sydney sorgten die am Vortag deutlich gefallenen Rohölpreise und auch der in die Nähe eines Einmonatstiefs gesunkene Eisenerzpreis für Verkäufe. Fortescue Metals Group gaben um 4 Prozent nach auf ein Einmonatstief, Rio Tinto um 1,1 Prozent. Für Oil Search ging es um 2,0 Prozent abwärts. Gegen den Trend stemmten sich angesichts eines höheren Goldpreises Aktien von Goldförderern wie Newcrest, die um 1,2 Prozent zulegten. Daneben gaben Bankenaktien stark nach, die am Vortag noch zu den Favoriten gehört hatten.

Unter den Einzelwerten in Tokio stachen Sumco mit einem Minus von 5,4 Prozent negativ hervor. Der Kurs des Waferherstellers litt unter enttäuschenden Daten des Branchenverbands zur Auftragslage. Advantest verloren 2,2 Prozent.

DJG/DJN/gos/ros

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