Alt 10.06.15, 10:50
Standard Starker Yen drückt Börse in Tokio ins Minus
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TOKIO (Dow Jones) - Nach Aussagen des japanischen Notenbankgouverneurs hat der Aktienmarkt in Tokio am Mittwoch im Minus geschlossen. Haruhiko Kuroda sagte vor dem Parlament, er tue sich schwer, einen weiteren Rückgang des realen effektiven Yen-Wechselkurses zu sehen. Dies schickte den Yen nach oben und ließ den Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen abstürzen. Dies führte zu verstärkten Verkäufen bei den Export- und Immobilienwerten, was den Nikkei-225 schließlich um 0,3 Prozent auf 20.046 Punkte nachgeben ließ.

In Schanghai ging es nach einem erneut volatilen Handel leicht nach unten. Im Fokus stand die Entscheidung des Indexbetreibers MSCI, chinesische A-Aktien vorerst nicht in seinen Schwellenlandindex aufzunehmen. Der Shanghai-Composite gab um 0,1 Prozent nach. Im späten Verlauf schaffte der Index nach anfänglichen Verlusten sogar den Sprung ins Plus, konnte dieses Niveau aber nicht über die Ziellinie retten.

Der Dollar fiel unter die Marke von 123 Yen und ging bei 122,70 Yen um. Vor den Kuroda-Aussagen hatte er noch bei 124,50 Yen notiert, am Montag sogar noch über dem Niveau von 125 Yen. Kuroda werde sich jetzt vermutlich sehr schnell überlegen, ob das das Signal ist, dass er dem Markt senden möchte, merkten die Devisen-Experten der Commerzbank an. Denn sie sehen die Inflation in Japan noch nicht auf einem überzeugenden Pfad in Richtung des Ziels von 2 Prozent. Und ohne weitere Yen-Schwäche wird es aus Sicht der Commerzbank auch schwer, dorthin zu kommen.

"Möglicherweise ist die Notenbank zuversichtlicher, das Inflationsziel auch ohne einen schwachen Yen zu erreichen", hielt Fondsmanager Kenichiro Ikezawa von Daiwa SB Investments dagegen. Zuletzt habe die japanische Konjunktur einige ermutigende Zeichen gezeigt, so der Teilnehmer. In dieses Bild passten auch die überraschend gestiegenen Aufträge im japanischen Maschinenbau für den April, die den Aktienmarkt in Tokio im frühen Handel noch gestützt hatten.

Bei den japanischen Exportwerten ging es für Denso um 2,3 Prozent abwärts, Tokyo Electron rutschten um 1,6 Prozent ab und die Aktien des Speicherchip-Herstellers Shin-Etsu Chemical fielen um 1,3 Prozent.

Auch das Abrutschen an die Marke von 20.000 Punkten lasse für den Nikkei-225 nicht die "charttechnischen Alarmglocken" läuten, sagte Analyst Kazuyuki Terao von Global Investors. "Der Markt ist weiterhin gut unterstützt."

Mit Spannung hatten die Investoren in Schanghai auf die MSCI-Entscheidung gewartet. Der Indexbetreiber hat eine Aufnahme chinesischer A-Aktien erst für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt. Zur Begründung wurde auf den weiter schwierigen Zugang für ausländische Investoren zu A-Aktien verwiesen, da sie größtenteils Inländern vorbehalten sind. China ist im MSCI Emerging Markets Index zwar mit 25 Prozent gewichtet, der Index enthält aber bislang nur die in Hongkong notierten Aktien chinesischer Unternehmen, sogenannte H-Aktien.

"Mit diesem Ergebnis hat der Markt mehrheitlich gerechnet", so Analyst Chris Weston von IG. Einige Investoren gingen nun davon aus, dass die Aufnahme der chinesischen A-Aktien innerhalb der kommenden zwölf Monate erfolgen könnte, so dass mögliche Rückschläge am Markt Kaufgelegenheiten darstellen könnten. Die gleiche Auffassung vertrat Frederic Neumann von der HSBC, der eine Aufnahme "in nicht allzu weiter Ferne sieht". Und auch die Analysten von Goldman Sachs halten eine Berücksichtigung der A-Aktien in diesem Jahr weiterhin für möglich.

In Singapur legte der Straits-Times-Index um 0,8 Prozent zu, nachdem er am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten abgerutscht war. In Sydney schloss der Aktienmarkt leicht im Plus, gestützt von Zinssenkungsfantasie. Für den australischen Dollar ging es dagegen nach Aussagen von Notenbankgouverneur Stevens zwischenzeitlich stärker abwärts. Er hatte betont, dass die Notenbank für weitere Zinssenkungen "offen" und eine weitere Abschwächung des "Aussie" wünschenswert sei. Mit den Aussagen fiel die australische Devise bis auf 0,7636 US-Dollar, konnte sich im Anschluss aber wieder deutlich auf 0,7764 Dollar erholen.

Der schwache Dollar ließ auch die Preise für Öl und Gold deutlich anziehen. Für die Feinunze mussten 1.183 Dollar bezahlt werden und damit 5 Dollar mehr als zum US-Settlement am Dienstag. Für ein Barrel der US-Rohölsorte WTI stieg der Preis auf 61,89 Dollar, nach 60,14 Dollar im späten US-Handel am Vortag. Ein schwacher Dollar macht Gold und Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen interessant.

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DJG/DJN/ros/smh

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