Alt 16.03.15, 12:32
Standard Li Keqiang zündet Kursrakete in Schanghai
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Der chinesische Ministerpräsident hat die Rally am chinesischen Aktienmarkt weiter befeuert und den Shanghai-Composite am Montag auf den höchsten Stand seit Mai 2008 befördert. Zum Abschluss der Beratungen des Nationalen Volkskongress hatte Li Keqiang angekündigt, der Konjunktur des Landes im Notfall unter die Arme zu greifen, um das nicht einfach zu erreichende Wachstumsziel von 7 Prozent zu erreichen. An der Börse in Schanghai sorgt dies für Spekulationen vor allem über weitere Zinssenkungen. In der Folge legten die Kurse kräftig zu, das Marktbarometer gewann 2,2 Prozent. Auch in Hongkong zogen die Aktienkurse an, wenn auch mit 0,5 Prozent deutlich schwächer.

"Peking hat genügend politische Mittel, um gegen disinflationäre Risiken vorzugehen und das BIP-Wachstum aufrecht zu erhalten", kommentierten die Experten der HSBC die Schlusserklärung Lis. Seit Herbst 2014 hat Peking bereits zweimal die Zinsen gesenkt und damit maßgeblich zur Rally am Aktienmarkt beigetragen.

An den anderen Börsen in Ostasien und Australien überwog eine uneinheitliche Tendenz nach erneut sehr guten Vorgaben aus Europa und schwachen aus den USA. Die Märkte bewegten sich weiter im Spannungsfeld der extrem lockeren Geldpolitik in Europa und der erwarteten Zinserhöhung in den USA, so Beobachter.

Für Bewegung bei einzelnen Aktien in der gesamten Region sorgte der neuerlich starke Druck auf die Ölpreise. Mit 54,26 Dollar kostet das Barrel der Nordseesorte Brent zuletzt deutlich weniger als noch zum Ausklang der Vorwoche mit über 57 Dollar im Tageshoch am Freitag. Die US-Sorte WTI war mit 44,21 Dollar sogar so billig wie zuletzt vor sechs Jahren.

Neben der Stärke des Dollar drückten die steigende Schieferölproduktion und der in der Folge fortgesetzte Aufbau von Lagerbeständen in den USA auf den Preis, hieß es. In den USA werden deswegen bereits die Lagerkapazitäten eng. Zudem hatte die Energiebehörde IEA zuletzt mit der Aussage auf die Preise gedrückt, dass der Ölpreis noch nicht tief genug gefallen sei, um Angebotskürzungen herbeizuführen.

An der rohstofflastigen Börse in Sydney schloss der S&P/ASX 200 mit einem Minus von 0,3 Prozent. BHP Billiton verloren 1,2 Prozent, Santos 2 Prozent auf ein Zehnjahrestief, Oil Search 3,8 und Woodside Petroleum 2,2 Prozent. In Tokio verloren Inpex 4,3 Prozent und JX Holdings 1,6 Prozent. Für Japan Drilling ging es um 1,1 Prozent nach unten. Kursgewinne verzeichneten dagegen die Aktien vieler Fluglinien, die von sinkenden Kerosinpreisen profitieren. ANA Holdings legten um 1,8 Prozent zu, Japan Airlines um gut 1 Prozent. Qantas zogen in Sydney um 0,3 Prozent an und Cathay Pacific in Hongkong um 0,7 Prozent.

Am Devisenmarkt zeigte der Dollar mit Blick auf die in dieser Woche tagende US-Notenbank weiter Stärke. Am Mittwoch gibt die US-Notenbank die Ergebnisse der Beratungen ihres Offenmarktausschusses bekannt inklusive der Projektionen zu Zinsen, Wachstum, Inflation und Arbeitslosenquote. Der Euro markierte am Wochenende ein neues Zwölfjahrestief von 1,0457 Dollar. Am frühen Montag zeigte er sich mit 1,0520 wieder leicht erholt, aber immer noch weit unter den Tageshochs vom Freitag bei über 1,06 Dollar. Der koreanische Won notierte derweil auf einem Zweijahrestief und mit 121,21 Yen behauptete sich der Greenback nahe dem jüngsten Jahreshoch gegenüber dem Yen.

An der Börse in Tokio tat sich unter dem Strich fast nichts. Der Nikkei-Index ging mit einem Miniminus auf 19.246 Punkte aus dem Tag. Nach den kräftigen Gewinnen der Vortage sei diese stabile Tendenz aber schon bemerkenswert, meinte ein Händler. Außer auf die US-Notenbank wartet Tokio auch auf die eigene Zentralbank, die sich bereits am Dienstag zu ihrer Geldpolitik äußern wird. Zunächst dürfte sie an ihrem geldpolitischen Kurs aber festhalten und womöglich später im Jahr nochmals lockern, so die Spekulation im Vorfeld.

Bei den Einzelwerten standen in Hongkong Wharf Holdings stärker unter Druck und gaben im späten Handel um über 3 Prozent nach. Die Geschäftszahlen des Immobilienunternehmens für 2014 seien voller negativer Überraschungen gewesen, kommentieren die Analysten der Bank of Communications. Das schwache Geschäft in Festlandchina habe alle Erträge in Hongkong aufgefressen. In Tokio erwischte es Toyo Tire & Rubber noch heftiger. Der Kurs brach um 12,5 Prozent ein, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen für den Bau von Gebäuden Produkte verwendet, die nicht den Anforderungen der Behörden entsprachen.

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