Alt 11.03.15, 09:48
Standard Börsen entziehen sich negativen US-Vorgaben weitgehend
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Erneut sehr negative Vorgaben der US-Börsen haben die Aktienmärkte in Ostasien am Mittwoch weitgehend kalt gelassen. Zwar ging es an den meisten Plätzen mit den Aktienindizes abwärts, allerdings fielen die Verluste eher moderat aus. An Wall Street hatten wie bereits am Montag Ängste vor steigenden US-Zinsen und negativen Auswirkungen des festen Dollar auf die US-Unternehmen das Geschehen dominiert.

An den beiden Leitbörsen Tokio und Schanghai stiegen die Kurse sogar leicht und auch in Thailand ging es aufwärts. Hier stützte eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent. Der Nikkei-Index legte nach den Verlusten der beiden Vortage um 0,3 Prozent auf 18.723 Punkte zu. In Schanghai ging es immerhin um 0,2 Prozent aufwärts, während Hongkong das siebte Tagesminus in Folge verzeichnete.

In Schanghai hatten anfänglich Berichte die Kurse nach oben getrieben, wonach Peking plane, Gelder aus staatlichen Pensionsfonds am Aktienmarkt zu investieren, der dominiert wird von Privatanlegern. Im weiteren Verlauf sorgten dann aber erneute Anzeichen für eine Abkühlung der Konjunktur in China für abbröckelnde Gewinne. Die Industrieproduktion legte im Zeitraum Januar und Februar nur noch um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Volkswirte hatten einen Anstieg um 7,6 Prozent erwartet.

Neben dem weiter im Bereich eines Siebenjahreshoch liegenden Dollar, der günstig für die japanische Exportwirtschaft ist, halfen weniger schlecht als erwartet ausgefallene Maschinenbauaufträge den Kursen in Tokio auf die Sprünge. In der Kernrate gingen die Aufträge im Januar zum Vormonat lediglich um 1,7 Prozent zurück, während die Konsensprognose auf ein Minus von 4,1 Prozent lautete. "Heute bringen die Maschinenbauaufträge etwas frischen Wind und treiben die Kurse der Maschinenbauer an nach den zuletzt enttäuschenden BIP-Daten", sagte ein Händler. Er berichtete zudem über Käufe von dividendenstarken Pharmaaktien mit Blick auf das Ende März endende Fiskaljahr in Japan.

Andere Teilnehmer vermuteten hinter dem überraschenden Plus in Tokio stützende Käufe der japanischen Notenbank und auch Käufe von Pensionsfonds, die dafür typischerweise Rücksetzer am Aktienmarkt abwarteten. Zuletzt hatte es Spekulationen über steigende Aktienanteile in den Portfolios institutioneller Teilnehmer gegeben.

Das Tagesgeschehen zeige, warum die Investoren den japanischen Aktienmarkt als "abnormal" bezeichneten, kommentierte Anlageexperte Norihiro Fujito von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. Dass nach einem derart massiven Ausverkauf an Wall Street der Nikkei gestiegen sei, könne nur bedeuten, dass die Bank of Japan frühzeitig und aggressiv gegen einen deutlichen Kursrückgang vorgegangen sei. "Mit 3 Billionen Yen, die im laufenden Jahr dafür zur Verfügung stehen, kann die Notenbank tun, was sie will. Die Bewertungen am Aktienmarkt sind aber ziemlich ausgereizt und private Investoren laufen derzeit den Kursen nicht hinterher. Insofern könnten starke Rückschläge der Vergangenheit angehören. Weitere Kursanstiege dürften aber andererseits bestenfalls schrittweise vonstattengehen".

Unter den Einzelaktien in Tokio legten Shionogi & Co. um 3,0, Eisai um 2,7 und Astellas Pharma um 0,7 Prozent zu. Im Maschinenbausektor gewannen Fanuc 2,0 und Komatsu 0,9 Prozent. Hitachi Construction Machinery kamen um 0,8 Prozent voran.

Zu den Gewinnern in der gesamten Region gehörten Aktien von Fluglinien. Sie profitierten von den am Dienstag im Tagesverlauf deutlich gesunkenen Ölpreisen. Im Mittwochhandel zeigten sich die Ölpreise leicht erholt. Brentöl ging in Asien mit 56,65 Dollar um, nachdem es im Hoch am Vortag noch rund 2 Dollar teurer gewesen war.

China Southern Airlines zogen in Hongkong um 5,4 Prozent an. Die Gewinne der Fluglinie reagierten sehr empfindlich auf den Ölpreis, so ein Kenner der Materie. China Eastern Airlines, Air China und Asiana Airlines zogen ebenfalls an. In Tokio ging es für Japan Airlines um 2,2 Prozent nach oben, für Qantas in Sydney um 1,3 Prozent.

Gegen den Trend gaben Korean Air Lines um über 2 Prozent nach. Sie litten darunter, dass eine Flugbegleiterin nun Klage gegen die Tochter des Chefs der Fluglinie erhoben hat, weil diese sie verbal und körperlich während eines Fluges angegangen hatte, weil sie sich nicht korrekt behandelt fühlte.

In Hongkong verlor der Kurs der in Schwierigkeiten steckenden Kaisa Group den dritten Tag in Folge. Kurz vor Handelsende lag die Aktie allerdings nur noch mit 0,6 Prozent im Minus. Die Vorschläge des Unternehmens für eine Restrukturierung seiner Auslandsschulden kämen bei einigen Gläubigern nicht gut an, hieß es. Sie forderten, dass Sunac China, das Unternehmen ist im Begriff, Kaisa zur Seite zu springen, für neue Schuldtitel von Kaisa garantiere.

In Sydney standen erneut die Rohstoffaktien auf den Verkaufslisten weit oben. Sie litten weiter unter nachgebenden Rohstoffpreisen, wobei der starke Dollar mit eine wichtige Rolle spielt. Zudem hat die UBS ihre Prognosen für die Eisenerzpreise gesenkt. BHP Billiton schlossen über 5 Prozent im Minus, wobei die Aktie allerdings ex Dividende gehandelt wurde. Rio Tinto geben um 1,2 Prozent nach und der Kurs des Eisenerzförderers Fortescue Metals verlor rund 3,5 Prozent. Die Börse in Sydney ging 0,5 Prozent schwächer aus dem Tag, was aber auch dem Minus des Schwergewichts BHP Billiton geschuldet war. Übergeordnet werde der Markt gestützt vom gegenwärtigen Zinssenkungszyklus in Australien, so Teilnehmer.

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