Alt 10.03.15, 11:57
Standard Börse Tokio geht nach 15-Jahreshoch die Luft aus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Gewinnmitnahmen in Tokio und Konjunktursorgen in Schanghai und Hongkong haben am Dienstag das Geschehen an den ostasiatischen Aktienmärkten geprägt. Ging es anfangs mit den Kursen in Tokio nach guten US-Vorgaben noch nach oben, schloss der Nikkei-Index am Ende erneut schwächer. Er büßte 0,7 Prozent ein auf 18.665 Punkte. Händler sprachen von fortgesetzten Gewinnmitnahmen nach dem am Freitag erreichten 15-Jahreshoch von 18.979 Punkten.

Daran konnte wie schon am Montag der zum Yen weiter steigende Dollar nichts ändern, der eigentlich günstig für die japanische Exportindustrie ist. Der Dollar kostete zuletzt in Asien 121,73 Yen und erreichte zuvor mit knapp über 122 Yen ein Jahreshoch, verglichen mit knapp 121 Yen zur gleichen Vortageszeit.

Auch an den meisten anderen Plätzen der Region wiesen die Börsenindizes Minuszeichen auf. Marktbeobachter sprachen von einer wieder zunehmenden Risikoaversion angesichts der zunehmenden Erwartung einer baldigen Zinserhöhung in den USA.

Die Gewinnmitnahmen in Tokio wurden von Marktexperten auch im Zusammenhang mit dem am Freitag anstehenden Verfalltag gesehen, wenn Optionen auf Index-Futures und Optionen auslaufen.

"Der Markt fällt allmählich in seine alljährliche Lethargie zum Ende des Geschäftsjahres zurück, wenn die Unternehmen die Bücher schließen und der Nachrichtenfluss abebbt", sagte Tatsunori Kawai, Chefstratege bei kabu.com Securities und weiter: "Trotz der Aufwärtsbewegung des Dollar steht der Widerstand im Nikkei bei 19.000 Punkten stärkeren Aufschlägen im Weg." Das Fiskaljahr in Japan endet am 31. März. Viele Akteure am japanischen Markt brächten sich deswegen erst wieder Anfang April verstärkt in Position, hieß es.

In Tokio wie auch an anderen Plätzen der Region standen die Kurse der Apple-Zulieferer besonders im Blick, nachdem Apple am Montag seine iWatch vorgestellt und den Verkaufsstart für 24. April angekündigt hatte. Foster Electric, Ibiden und Murata Manufacturing gewannen zwischen 0,2 und 0,6 Prozent. "Die Käufe erscheinen mir absolut spekulativ, denn noch ist offen, ob die Unternehmen, die Komponenten für das iPhone beisteuern, auch bei der Herstellung der Uhr zum Zuge kommen", zeigte sich ein Marktexperte skeptisch. Die Kurse anderer Zulieferer wie Meiko Electronics und Japan Aviation Electronics Industry verzeichneten Einbußen. Letztere Aktie verlor sogar über 4 Prozent.

Auch in Taiwan war von Euphorie um die Apple Watch nichts zu spüren. TSMC, Hon Hai und Quanta Computer verloren bis zu 1 Prozent an Wert. Die Erfolgsaussichten der Uhr würden weiter skeptisch beurteilt, hieß es dazu. Der Kurs des großen koreanischen Apple-Konkurrenten Samsung zeigte sich unterdessen praktisch unverändert.

In China dämpften neue Preisdaten die Stimmung. In Hongkong ging es bereits den sechsten Tag in Folge nach unten. Die Inflationsdaten wurden als Zeichen einer weiter schwächelnden Konjunktur in China interpretiert. "Die schwache Inflation der Verbraucherpreise und die chronische Deflation der Erzeugerpreise sind klare Indizien für eine Unterauslastung der Produktionskapazitäten (...)", kommentierte Volkswirt Bill Adams von PNC Financial Services. Während die Verbraucherpreise im Februar auf Jahressicht um 1,4 Prozent zulegten und sich damit von einem Fünfjahrestief erholt zeigten, sanken die Erzeugerpreise um 4,8 Prozent. China strebt eine Teuerungsrate von bis zu 3 Prozent an.

In Sydney ließen die Preisdaten aus China ebenfalls keine Kaufstimmung aufkommen, die Börse schloss auf Vortagesniveau. Der Austral-Dollar sank fast auf ein Sechsjahrestief zum US-Dollar. China gilt als der wichtigste Handelspartner des Landes. Kurioserweise wurden die chinesischen Inflationsdaten in Australien aber dahingehend interpretiert, dass die anziehenden Verbraucherpreise einer weiteren Lockerung der Geldpolitik, mithin einer Stimulierung der Wirtschaft in China, im Wege stehen könnten.

Die beiden Schwergewichte Rio Tinto und BHP Billiton verloren 1,1 bzw 0,7 Prozent, der Kurs des Eisenerzförderers Fortescue Metals sogar über 5 Prozent. Sowohl Rio Tinto als auch BHP Billiton äußerten sich auf einer Eisenerzkonferenz eher bedeckt zu den Perspektiven in diesem Geschäftsfeld und sehen keine weiteren Marktanteilsgewinne mehr. Zudem rechnet Rio Tinto mit dem Abbau hunderter Stellen in seinem Eisenerzgeschäft, das unter dem Preisverfall des Rohstoffes leidet.

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