Alt 09.03.15, 10:23
Standard Im Spannungsfeld von China-Daten und US-Zinserwartungen
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den ostasiatischen Börsen haben zu Wochenbeginn negative Vorzeichen dominiert. Der überraschend gute US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag beförderte Zinserhöhungsängste. In Tokio verlor der Nikkei-225-Index im Sog der Wall Street 1 Prozent. Der festere Dollar wirkte hier ausnahmsweise nicht als Kaufanreiz.

Chinesische Handelsbilanzdaten beunruhigten an einigen Märkten ebenfalls die Anleger, nur nicht in China selbst. In Schanghai schloss der Shanghai Composite Index nach anfänglichen Verlusten um 1,9 Prozent höher. Hatten sich die Anleger in Schanghai zunächst in Erwartung einer Flut von Börsengängen zurückgehalten, griffen sie später eifrig zu Bankenaktien. Laut Medienberichten prüft die zuständige chinesische Regulierungsbehörde CSRC, den Banken auch die Tätigkeit als Aktienbroker zu erlauben. Damit erschlössen sich den Finanzinstituten neue Einnahmequellen erschließen. ICBC gewannen 4,1 Prozent und Agricultural Bank of China 4,4 Prozent.

Die Aktien der in Hongkong notierten chinesischen Brokerhäuser litten dagegen unter der zu erwartenden Konkurrenz. China Galaxy Securities verbilligten sich um 8 Prozent, Central China Securities um 4,7 Prozent und Citic Securities um 4,5 Prozent. Analysten bezweifelten indessen, dass der chinesische Regulierer den Banken den Vorstoß ins Brokergeschäft genehmigen wird, weil damit potenziell gewaltige Risiken für die Institute entstünden.

Beobachter trauen dem chinesischen Aktienmarkt wegen der reichlich vorhandenen Liqudität noch einiges zu, raten auf kurze Sicht aber zur Vorsicht. Allein in dieser Woche wollen nämlich 23 Unternehmen den Gang an die Börse wagen. Das könnte den breiten Markt belasten.

In Hongkong gaben die Kurse unterdessen im Schnitt um 0,2 Prozent nach. Die Analysten von Parry International Trading bezeichneten den jüngsten Rekordüberschuss der chinesischen Handelsbilanz als "Wolf im Schafspelz". Er lenke davon ab, dass die Importe auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren gesunken seien.

Aus den am Wochenende veröffentlichten Daten geht hervor, dass die chinesischen Exporte im Februar verglichen mit Januar überraschend kräftig gestiegen sind. Das zeugt davon, dass die Industrieproduktion ebenfalls deutlich zugelegt hat. Gleichzeitig hat sich aber der Rückgang der Importe unerwartet stark beschleunigt, was auf eine niedrigere Binnennachfrage schließen lässt, die die Regierung in Peking eigentlich stärken will. Unter dem Strich ergibt sich ein Rekord-Handelsbilanzüberschuss von 60,6 Milliarden US-Dollar, der über den Schätzungen der Volkswirte lag und den bisherigen Rekord von 60 Milliarden Dollar aus dem Januar Makulatur werden ließ.

Ökonomen wiesen unterdessen darauf hin, dass der Rückgang der Importe vor allem dem Verfall der Rohstoffpreise geschuldet sei. So sei der Wert des importierten Rohöls um 46 Prozent gefallen, obwohl 11 Prozent mehr Öl eingeführt worden sei. Bei Eisenerz sei die Entwicklung ähnlich gewesen. Die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest im Februar könnten ebenfalls dazu beigetragen haben, dass die Daten stark vom Trend des Vormonats und den Erwartungen abgewichen seien.

Leidtragender der niedrigeren Importe ist Australien. In Sydney verlor der Leitindex 1,3 Prozent, weil China der wichtigste Abnehmer australischer Rohstoffe ist. Dazu kam, dass die Aufwertung des US-Dollar die Rohstoffpreise drückte. Aktien der Bergbaukonzerne Rio Tinto und BHP Billition verloren 2 Prozent und 1,5 Prozent. Gegen den Trend stieg der Kurs des Öl- und Gaskonzerns AWE um 7 Prozent. Das Unternehmen hat vor einiger Zeit Gasvorkommen im Perth-Becken entdeckt, die sich nunmehr als sehr ergiebig erwiesen haben. In der Region befinden sich zahlreiche Industriebetriebe, die auf Gas angewiesen sind und in der Vergangenheit unter Versorgungsengpässen gelitten hatten.

In Tokio drückten nach unten revidierte Daten zum japanischen Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal auf die Gemüter. Der festere US-Dollar verhinderte nach Aussage von Händlern dabei noch stärkere Kursverluste. Die US-Währung hatte am Freitag in Reaktion auf die Arbeitsmarktdaten kräftig aufgewertet. Der unerwartet deutliche Beschäftigungsaufbau hat Erwartungen befeuert, dass sich die US-Notenbank mit der ersten Zinserhöhung seit Jahren nicht mehr lange Zeit lässt. Ein Dollar kostete zum Ende der Börsensitzung in Tokio gut 121 Yen, fiel danach aber zurück auf 120,85 Yen. Am Freitag um die gleiche Zeit waren es rund 120 Yen gewesen.

Verkauft wurden Aktien "traditioneller" Stromversorger wie Kansai Electric Power, Tokyo Electric Power und Chugoku Electric Power. Diese drei büßten 3,5, 1,5 und 2,7 Prozent ein. Ursächlich für die Verluste war ein Medienbericht, laut dem das von JX Nippon Oil & Energy und Tokyo Gas gemeinsam betriebene Gaskraftwerk bis 2020 doppelt so viel Strom erzeugen soll wie bislang.

Japan Display will 170 Milliarden Yen in den Bau einer Fabrik zur Herstellung von Flüssigkristallbildschirmen investieren. Das verhalf der Aktie zu einem Plus von 1,9 Prozent.

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