Alt 11.06.12, 21:31
Standard Spanien-Hilfe sorgt nicht für Erleichterung
Beitrag gelesen: 266 x 

Spanien hat wie erwartet Hilfen für seine Banken beantragt, doch für Erleichterung hat dies an Wall Street nicht gesorgt. Grundsätzlich wird die Rettungsaktion zwar positiv bewertet, doch die Probleme des Landes sind damit noch längst nicht gelöst. So dürfte als eine Folge der maximal 100 Milliarden Euro betragenden Hilfen der Schuldenstand Spaniens in Relation zur Wirtschaftskraft stark ansteigen. Zudem warnen viele Teilnehmer vor der am kommenden Sonntag anstehenden Wahl in Griechenland, deren Ausgang potenziell über die Zugehörigkeit des Landes zur Eurozone entscheiden dürfte. Damit verbunden seien Sorgen vor einem Überspringen der griechischen Probleme auch auf andere Staaten der Eurozone. In den letzten Handelsminuten bauten die Indizes ihre Verluste noch einmal deutlicher aus und schlossen in der Nähe ihrer Tagestiefs.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 1,1 Prozent auf 12.411 Punkte. Der S&P-500 schloss mit einem Abschlag von 1,3 Prozent bei 1.309 Punkten. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 1,7 Prozent auf 2.810 Punkte. Dabei wurden 0,74 (Freitag: 0,69) Milliarden Aktien gehandelt. Den 631 (2.138) Kursgewinnern standen 2.433 (900) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 78 (91) Titel. "Der Markt hat schon erwartet, dass Spanien kapituliert. Schließlich gab es keine Alternative für das Land", sagte ein Marktteilnehmer. Bereits am Freitag hatten die Aktienkurse an Wall Street, in Erwartung der Beantragung eines Hilfspakets, deutlicher zugelegt. "Mit dem Hilfspaket ist aber keines der Probleme gelöst, es wurde lediglich Zeit gewonnen", ergänzte ein Teilnehmer.

"Das Hilfspaket für Spanien dürfte sich zwar nur in geringem Maße auf die schwache Konjunktur des Landes auswirken, doch reduziert sich damit die Ansteckungsgefahr für die Schuldenkrise in der Eurozone", so Analyst David Kelly von J.P.Morgan. Die weitaus größere Hürde für die Stabilität der Eurozone sei allerdings die Wahl in Griechenland. Zudem schießt sich der Markt auch schon auf das nächste Sorgenkind der Eurozone ein: Italien. Dort legten die Renditen auf die Staatsanleihen stärker zu. Auch die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen stieg wieder klar über die Marke von 6 Prozent, nachdem sie am Morgen mit den Nachrichten vom Wochenende unter dieses Niveau gefallen war.

Die Citigroup warnt davor, Italien und seine Probleme aus dem Blick zu verlieren, denn eine Eskalation der Eurokrise würde das Land extrem anfällig machen. Die Experten erwarten für 2012 und 2103 eine tiefere Rezession in Italien als die meisten Volkswirte und sehen zudem langfristig nur schwache Wachstumsperspektiven. "Die schwachen Wachstumsaussichten bedeuten, dass Italien anfällig bleibt für einen plötzlichen Anstieg der Renditen. Für den Fall zunehmender Spannungen am Markt als Ergebnis der Probleme in Spanien und Griechenland wird Italien auch irgendeine Art von Intervention seitens der EZB, von EFSF/ESM oder des IWF benötigen", befürchten die Analysten.

Auch der Euro gab seine Aufschläge wieder ab und fiel unter die Marke von 1,25 Dollar zurück. Im frühen europäischen Handel wurden noch 1,2669 Dollar erreicht. Die US-Anleihen zeigten sich mit leichten Aufschlägen. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen reduzierte sich auf 1,59 Prozent. Neben Spanien rücke vor allem die Wahl in Griechenland am kommenden Wochenende in den Fokus der Anleger. Ein Sieg der reformfeindlichen Kräfte würde das Land einem Austritt aus der Eurozone bedrohlich näher bringen. An den Finanzmärkten könnten dann die Zweifel an der Stabilität Spaniens und Italiens zunehmen. Auch der Ölpreis legte nach anfänglichen Gewinnen den Rückwärtsgang ein. Im späten Handel drückte ein Bericht, wonach die USA in Kürze Indien, Südkorea sowie fünf weitere Länder von den am 1. Juli beginnenden Iran-Sanktionen ausnehmen wollen, den Ölpreis unter 83 Dollar. Der Ölpreis der Sorte WTI notierte zum Settlement bei 82,70 Dollar, dem niedrigsten Stand seit Oktober.

Die guten chinesischen Konjunkturdaten vom Wochenende gingen weitgehend unter. Die Im- und Exporte stiegen im Mai binnen Jahresfrist deutlich stärker als erwartet, gleichzeitig zogen die Lebenshaltungskosten weniger stark als prognostiziert an. "Damit bleibt der Spielraum für weitere geldpolitische Lockerungen durch die chinesische Notenbank erhalten", sagte ein Händler. In der Vorwoche hatte es Sorgen gegeben, dass die überraschende Zinssenkung der chinesischen Notenbank ein Indiz für schwache Daten sein könnte.

Bei den Einzelwerten haussierten Micronetics um 94,8 Prozent. Der Hersteller von elektronischen Bauteilen hat dem Kauf durch Mercury Computer zugestimmt. IntegraMed America verbesserten sich um 20,6 Prozent, nachdem Sagard Capital Partners das Unternehmen übernehmen will. Apple stellte auf seiner Entwicklermesse eine Reihe neuer Produkte vor, was sich allerdings nicht positiv auf die Tendenz der Aktie auswirkte. Diese verlor 1,6 Prozent.

Etwas leichter zeigten sich Johnson & Johnson. Der Gesundheitskonzern hatte für das zweite Quartal eine Sonderbelastung von 600 Millionen Dollar im Zusammenhang mit der Beilegung eines Rechtsstreits über die Vermarktung von Produkten angekündigt. Die Titel verloren 1,4 Prozent.

DJG/DJN/ros

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:30 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]