Alt 08.06.12, 23:38
Standard Spanien-Hoffnungen lassen die Kurse steigen
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FRANKFURT (Dow Jones) - Hoffnungen auf eine Lösung der Bankenkrise in Spanien haben am Freitag an Wall Street für steigende Kurse gesorgt. Grund waren Spekulationen, wonach das Land bereits in Kürze um Hilfen bei der EU ersuchen könnte. Nach Angaben informierter Personen in Brüssel stehen Experten der Eurozone-Finanzministerien bereit, um zur Not auch am Wochenende über ein spanisches Hilfsersuchen zu beraten. Offiziell wurde das sowohl von europäischer als auch von spanischer Seite dementiert. Etwas gebremst wurde das Sentiment allerdings von den weiter bestehenden Sorgen um die Konjunkturentwicklung. Diese wurden ausgerechnet durch die überraschende Zinssenkung in China ausgelöst. Nicht wenige Akteure befürchten, dass Peking die Zinsen deswegen gesenkt hat, weil am Wochenende anstehende neue Konjunkturdaten schlecht ausfallen könnten.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) gewann 0,8 Prozent auf 12.554 Punkte und schloss damit auf seinem Tageshoch. Der Index verzeichnete den höchsten Wochengewinn seit Dezember. Der S&P-500 schloss mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 1.326 Punkten. Der Nasdaq-Composite verbesserte sich um 1,0 Prozent auf 2.858 Punkte. Die Zurückhaltung drückte sich in einem auf 0,69 (Donnerstag: 0,85) Milliarden Aktien gefallenen Umsatz aus. Den 2.133 (1.388) Kursgewinner standen 900 (1.662) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 91 (105) Titel.

Die spanischen Banken leiden unter einer Rezession und dem anhaltenden Rückgang der Preise im Immobiliensektor. Immer mehr Kredite werden notleidend, immer höher wird der Kapitalbedarf der Banken. Um die Ermittelung des genauen Mittelbedarfs der Kreditinstitute bemühen sich derzeit zwei Expertenteams. Eines arbeitet für den IWF und will seine Ergebnisse am Montag präsentieren. Das andere unter Beteiligung von Roland Berger wurde von der EU-Kommission angeheuert und soll bis zum 21. Juni Ergebnisse liefern. Schätzungen liegen zwischen 37 und 60 Milliarden Euro. Zudem hatte die Ratingagentur Fitch am Vortag die Bonitätsnoten Spaniens um drei Schritte gesenkt.

Für Enttäuschung haben auch die ausgebliebenen Hinweise auf konkrete Stimuli der US-Notenbank und der EZB in dieser Woche gesorgt. Marktteilnehmer hatten auf Zinssenkungen oder Hinweise auf andere geldpolitische Maßnahmen gehofft. Möglicherweise halten die Notenbanken vor der Wahl in Griechenland am 17. Juni ihr Pulver aber einfach trocken - denn wer weiß was danach passiert. Ein Sieg der reformfeindlichen Kräfte würde das Land einem Austritt aus der Eurozone bedrohlich näher bringen. An den Finanzmärkten könnten dann die Zweifel an der Stabilität Spaniens und Italiens zunehmen.

"Es ist ein vorsichtiges Sentiment. Die Anleger halten sich mit Investments sehr zurück", so ein Analyst. Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten traten dagegen in den Hintergrund. So hat sich das Defizit in der US-Handelsbilanz im April etwas weniger als erwartet verringert, wobei die Importe deutlich stärker als die Exporte zurückgingen. Die Lagerbestandsdaten im Großhandel für den Monat April fielen im Rahmen der Erwartungen aus.

Die US-Anleihen zeigten sich kaum verändert. Die Rendite zehnjähriger Papiere legte leicht auf 1,63 Prozent zu. Die jüngste Rally mit den Sorgen um Spanien sei mit der Aussicht auf eine sich möglicherweise abzeichnende Lösung zum Erliegen gekommen, sagte ein Teilnehmer. Doch sollte diese ausbleiben, dürften die Notierungen wieder anziehen. Am Devisenmarkt konnte sich der Euro gegenüber dem Dollar leicht erholen und stieg wieder über die Marke von 1,25 Dollar. Im späten US-Geschäft notierte er bei 1,2510 Dollar. Der Ölpreis gab nach den ausgebliebenen Ankündigungen weiterer geldpolitischer Maßnahmen durch US-Notenbankpräsident Ben Bernanke erneut nach. Zum Settlement notierte der Ölpreis der Sorte WTI um 0,8 Prozent schwächer bei 84,10 USD.

An der Börse verloren McDonald's gegen den Trend 0,7 Prozent. Das Unternehmen hatte bekannt gegeben, dass sich das Wachstum in den USA verstärkt, während es in Europa an Fahrt verliert. Steil nach oben geht es mit den Aktienkursen von Molina Healthcare und Centene. Die Medicaid-Versicherer haben sich erfolgreich gegen die Zurückweisung neuer Verträge zur Wehr gesetzt, womit sich neues Geschäftspotenzial in Ohio eröffnet. Molina Healthcare gewannen 26,4 Prozent, Centene rückten um 8,1 Prozent vor. Kraft Foods legten um 0,2 Prozent zu. Die Aktie soll ab dem 26. Juni an der Nasdaq und nicht mehr an der New York Stock Exchange gelistet werden. Das Unternehmen erhofft sich davon weitere Kosteneinsparungen.

ATP Oil & Gas und Gas brachen dagegen um 9,1 Prozent ein. Der erst vor einer Woche zum Unternehmenschef erkorene Matt McCarroll ist von seinem neuen Amt bereits wieder zurückgetreten, weil man sich nicht auf einen Vertrag einigen konnte. Zudem wurde der von McCarroll angekündigte Kauf von einer Million ATP-Aktien widerrufen.

DJG/DJN/ros

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