Alt 08.06.12, 00:24
Standard Bernanke-Aussagen bremsen Märkte aus
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NEW YORK (Dow Jones) - Trotz einer überraschenden Zinssenkung in China haben die Kurse an Wall Street am Donnerstag kein Feuerwerk abgebrannt. Im Gegenteil: Die mit Enttäuschung aufgenommenen Aussagen von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke, der keine weiteren konkreten geldpolitischen Maßnahmen ankündigte, sorgten für Abgaben. Im späten Handel kam noch einmal verstärkter Druck auf, der die Kurse ins Minus rutschen ließ. Lediglich der Dow-Jones-Index rettete ein kleines Plus bis zur Schlussglocke. Die Abstufung Spaniens durch die Ratingagentur Fitch um gleich drei Stufen wurde dagegen weitgehend ignoriert. Auch vom Euro, der ebenfalls unter den Bernanke-Aussagen litt und wieder unter die zwischenzeitlich eroberte Marke von 1,26 Dollar fiel.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) gewann 0,4 Prozent auf 12.461 Punkte. Der S&P-500 schloss mit einem Minus von 0,14 Punkten bei 1.315. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 2.831 Punkte. Das Umsatzvolumen lag bei 0,85 (Mittwoch: 0,86) Milliarden Aktien. Dabei wurden 1.388 (2.690) Kursgewinner gezählt, denen 1.662 (377) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 105 (73) Titel. "Die Zinssenkung in China hat dem Markt nur einen kurzen Adrenalin-Stoß versetzt und die Aussagen von Bernanke waren nicht dazu angetan die positive Tendenz zu verlängern", so ein Teilnehmer zu den Verlusten im späten Handel. Zudem hatte der Präsident der Federal Reserve of Atlanta gegenüber Reportern erklärt, dass die konjunkturelle Lage derzeit keine geldpolitischen Maßnahmen rechtfertigen würde.

Nach der überraschenden Zinssenkung in China hatten viele Anleger darauf gesetzt, dass die US-Notenbank ebenfalls die Bereitschaft zu weiteren Konjunkturstimuli signalisiert. Doch dahingehend haben die Aussagen von Fed-Chairman Bernanke enttäuscht. In einer schriftlichen Stellungnahme für eine Anhörung vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des Kongresses hat er seine Besorgnis wegen der Krise im Euroraum betont und Bereitschaft zum Handeln signalisiert. Andeutungen zu konkreten Maßnahmen ist er allerdings schuldig geblieben. Er stellte lediglich Maßnahmen in Aussicht, sollte es zu einer Verschärfung der Krise kommen. Die Aussagen des Fed-Chairmans könnten aber auch dahingehend interpretiert werden, dass weitere geldpolitische Maßnahmen im Rahmen einer koordinierten Aktion der Notenbanken erfolgen, merkte Analyst John Praveen von Prudential an.

Zuvor hatte China die Sätze für einjährige Einlagen und Ausleihungen überraschend um je 25 Basispunkte gesenkt. Damit reagierte die chinesische Zentralbank auf die zuletzt schlechteren Konjunkturdaten. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe verzeichneten einen unerwartet deutlichen Rückgang, hatten allerdings keinen Einfluss auf das Sentiment. Auch die Abstufung von Spanien durch die Ratingagentur Fitch hatte kaum Auswirkungen. "Das löst keinen Schock mehr aus", so ein Händler.

Fitch begründete diese mit den zu erwartenden hohen Kosten für die Restrukturierung sowie die Rekapitalisierung der spanischen Banken. Die Experten gehen hier jetzt von einem Volumen zwischen 60 und 100 Milliarden Euro aus, nach zuvor 30 Milliarden Euro. Zudem dürfte das Land in diesem und im kommenden Jahr in der Rezession verharren, während zuvor für 2013 mit einer leichten Erholung gerechnet wurde. Zunächst hatte eine Auktion spanischer Staatsanleihen noch für etwas Erleichterung an den Märkten gesorgt. Das Land musste zwar höhere Zinsen bieten, traf aber auf eine rege Nachfrage und platzierte ein etwas höheres Volumen als geplant. Die Auktion zerstreute die Bedenken, die Spaniens Finanzminister vor wenigen Tagen mit seiner Aussagen geweckt hatte, das Land könne am Kapitalmarkt praktisch kein Geld mehr aufnehmen.

Davon profitierte auch der Euro, der zwischenzeitlich deutlicher über die Marke von 1,2600 Dollar kletterte. Mit den Bernanke-Aussagen kam er allerdings unter Druck und fiel wieder unter dieses Niveau zurück. Die Abstufung Spaniens durch Fitch sorgte zwar für keine Belastung mehr, im späten US-Geschäft verlor die Gemeinschaftswährung aber dennoch wieder an Boden und notierte bei 1,2568 Dollar. Auch der Goldpreis gab nach und fiel unter 1.600 Dollar.

Der Ölpreis zeigte sich kaum verändert und konnte seine zwischenzeitlichen Gewinne nach der Zinssenkung in China damit nicht verteidigen. Zum Settlement legte Öl der Sorte WTI leicht zu auf 84,82 Dollar. Der Ölmarkt werde weiterhin von der Tatsache belastet, dass das Angebot größer ist als die Nachfrage, merkte ein Händler an. Die US-Anleihen zeigten sich mit einer kaum veränderten Tendenz. Die Rendite zehnjähriger Papiere liegt aktuell bei 1,64 Prozent. Die Spanien-Abstufung sorgte für keinen Impuls. "Es müsste schon die Meldung über den Austritt eines Eurozone-Mitglieds kommen um die Renditen weiter fallen zu lassen", so ein Teilnehmer.

Unter Druck standen vor allem die Technologie- und Finanzwerte. Dagegen waren die Aktien aus dem Industrie- und Versorger-Sektor gesucht. Unternehmensnachrichten waren rar. Pfizer will einen Minderheitsanteil seiner Tiermedizinsparte an die Börse bringen. Bis Juli 2013 wolle der US-Konzern aus dem Bereich ein eigenständiges Unternehmen mit Namen Zoetis schaffen, sagte CEO Ian Read. Interesse an der Pfizersparte wurde bereits dem Schweizer Pharmakonzern Novartis und seinem deutschen Konkurrenten Bayer nachgesagt. Pfizer legten um 0,1 Prozent zu.

Navistar hat mit den Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal enttäuscht. Die Aktien des Nutzfahrzeug- und Motorenherstellers brachen um 14,4 Prozent ein. Lululemon Athletica gaben um 8,8 Prozent nach. Der Hersteller von Yoga-Kleidung hatte einen enttäuschenden Ausblick auf das zweite Quartal gegeben. Schwache Erstquartalszahlen gepaart mit einem pessimistischen Ausblick sorgten bei Men's Wearhouse für ein Minus von 18,9 Prozent.

DJG/DJN/ros

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