Alt 10.07.15, 12:06
Standard Rentenreport KW 28: Die Finanzmärkte im Bann von Griechenland und China
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Panikverkäufe am chinesischen Aktienmarkt.

Diese Woche rückte der Ausverkauf am chinesischen Aktienmarkt in den Fokus der Marktteilnehmer und ließ das Drama um Griechenland etwas in den Hintergrund rücken. Bis Mittwoch blieben die von der chinesischen Regierung und Notenbank PBoC ergriffenen Maßnahmen zum Stoppen des Kursverfalls ohne Erfolg, was wiederum weitere Panikverkäufe auslöste. Im Sog der chinesischen Aktienmärkte gerieten auch die Rohstoffmärkte in Turbulenzen. In Deutschland waren insbesondere Autobauer, für die das Reich der Mitte der wichtigste Absatzmarkt ist, von starken Kursverlusten betroffen. Am Donnerstag schienen die milliardenschweren Stützungskäufe dann doch zu fruchten, sowohl der Shanghai Composite als auch der MSCI-Index für den Raum Asien/Pazifik konnten zulegen, was dann auch am deutschen Aktienmarkt für gute Stimmung sorgte. Der Dax kletterte auf über 10.900 Punkte.

Positiv dürfte den Markt auch beeinflusst haben, dass die Zinswende in den USA wohl weiter auf sich warten lässt. Aus dem Protokoll der Juni-Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) war hervorgegangen, dass sich die Führungsspitze über den geeigneten Zeitpunkt für eine Zinswende nicht einig ist. Die Erwartungen der Marktteilnehmer zum Zeitpunkt für die Leitzinserhöhung dürfte sich nach hinten verschoben haben.

Aufgrund der aktuellen Situation in Griechenland sind Anleihen mit Bezug zu Griechenland sowie Aktien mit Heimatmarkt Griechenland bis auf weiteres vom Handel ausgesetzt.

Paukenschlag am Freitagmorgen

Donnerstagabend hatte Tsipras per Email die Reformvorschläge fristgerecht eingereicht. Die Vorschläge sollen am Samstag und Sonntag auf einem EU-Sondergipfel geprüft werden, lösten aber am Freitagmorgen an den Börsen einen Kursanstieg aus. Im Gegenzug verlor der Bund-Future schon in den frühen Handelsstunden 105 Ticks auf 151,60 Prozent.


Anlegertrends

Negative Handelstage für Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen standen diese Woche mehrheitlich weiter unter Verkaufsdruck. So auch die bis März 2017 laufende Anleihe der Commerzbank (WKN: CZ226Y). Während das Papier sonst eher gesucht war, trennten sich Anleger diese Woche stärker von dem mit einem Kupon von 3,875 Prozent ausgestatteten Papier. Die Anleihe notierte am Donnerstag bei 105,74 Prozent.

Das Drama um Griechenland lässt auch weiterhin potenzielle Emittenten neuer Anleihen in einer abwartenden Haltung verharren.

US-Dollar-Anleihen von Heineken und Vodafone gesucht

Gleich zwei in US-Dollar notierende Anleihen wurden diese Woche rege an der Börse Stuttgart gehandelt. Ein Umsatz von nahezu 3 Millionen US-Dollar verzeichnete die bis Oktober 2017 laufende Anleihe der niederländischen Bierbrauerei Heineken N.V. (WKN: A1HA26). Der von Standard & Poor’s mit BBB+ bewertete Bond wird mit 1,4 Prozent p.a. verzinst und die kleinste handelbare Einheit beträgt 2.000 USD.

Gut nachgefragt war auch der in US-Dollar notierender Bond der Vodafone Group PLC (WKN: A1G926). Das in einer Mindeststückelung von 1.000 US-Dollar handelbare Papier ist mit einem Kupon von 2,5 Prozent ausgestattet und läuft bis zum 26.09.2022. Standard & Poor’s bewertet die Anleihe mit A-. Der Netzbetreiber plant, bis Sommer 2016 rund 90 Prozent des Bundesgebietes mit schnellen LTE-Datenraten zu versorgen. Das Unternehmen gab bekannt, dass dafür in den nächsten Monaten vier Millionen Haushalte an das schnelle Netz angeschlossen werden.

Gesunkener Ölpreis wirkt sich enorm auf Venezuela und Öl-Werte aus

Die zuletzt wieder eingebrochenen Ölpreise führten zu Ausverkaufsstimmung bei Staatsanleihen von Venezuela. Das erdölreiche Land leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise, hervorgerufen durch den Ölpreisverfall. Venezuela verfügt nicht über ausreichend Devisen, um Güter des täglichen Bedarfs importieren zu können. Hilfe in Form von Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen kommen von Argentinien, Brasilien und Nicaragua. Der Iran hat dem von einer Staatspleite bedrohten Land einen Kredit in Höhe von 500 Millionen US-Dollar gewährt.

Auch Anleihen von Petroleos de Venezuela, Petrobras und Gazprom mussten starke Kursverluste hinnehmen.

Nach dem „Nein“ zu den Spar- und Reformvorschlägen der Gläubiger im griechischen Referendum und der damit einhergehenden Sorge um die Zukunft der Euro-Zone waren die Ölpreise erneut gesunken. Aber nicht nur Griechenland setzt dem Ölpreis zu. Die Rohstoffmärkte schauen derzeit auch genau nach China, wo die Regierung zuletzt Aktienkäufe veranlasste, um die fallenden Börsenkurse zu stützen. Die Zweifel der Marktteilnehmer wachsen, ob es der Regierung gelingen wird, die Unruhe an den Kapitalmärkten zu begrenzen. Sollte das Wachstum in China weiter schwächeln, würde das den Druck auf die Ölpreise weiter erhöhen. Zudem beeinflussen die Atomverhandlungen mit dem Iran den Ölmarkt. Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, können sich die Ölexporte des Landes innerhalb von sechs Monaten verdoppeln. Der Iran ist das viertgrößte Mitgliedsland der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag 57,98 US-Dollar. Ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) 52,46 US-Dollar.


Neueinführungen

Bundesrepublik Deutschland

Eine fünf Milliarden Euro schwere Staatsanleihe platzierte die Bundesrepublik jüngst am Kapitalmarkt (WKN: 114172). Das Papier mit Fälligkeit am 16. Oktober 2020 ist gestückelt in 0,01 Euro und wurde zu einem Emissionspreis von 100,43 begeben.

Mit über drei Millionen Euro Handelsumsatz in den ersten Tagen in Stuttgart ist die Staatsanleihe bei Anlegern rege nachgefragt. Das Wertpapier ist mit einem Kupon von 0,25 Prozent p.a. ausgestattet, wobei die erste Zinszahlung für den 16. Oktober 2016 festgesetzt ist, sprich es handelt sich um einen sogenannten verlängerten ersten Kupon.

Daimler AG

Die Daimler AG emittierte Anfang Juli eine 500 Millionen Norwegische Kronen (NOK) Anleihe (WKN: A161MS). Unterteilt in Inhaberteilschuldverschreibungen à 10.000 NOK bietet das Wertpapier einen Zins von zwei Prozent p.a. Im Gegensatz zur eben beschriebenen Staatsanleihe weist die Daimler Fremdwährungsanleihe einen verkürzten ersten Kupon auf – erste Zinszahlung ist am 01. Oktober 2015. Fällig wird das zu 99,688 emittierte Papier am 01. Oktober 2020.

Mercedes-Benz Australia/Pacific Pty. Ltd.

Und auch eine Tochter des Stuttgarter Automobilkonzerns war in den letzten Wochen am Kapitalmarkt aktiv. Mitte Juni platzierte die australische Tochter eine 100 Millionen Australische Dollar (AUD) Unternehmensanleihe zu einer Kondition von 2,625 Prozent p.a. und einem Emissionspreis von 100,876 (WKN: A1Z2RT). Das dreijährige Papier ist gestückelt in je 2.000 AUD und wurde von S&P mit A- geratet.


Börse Stuttgart TV

Halbjahresbilanz 2015: Wie geht’s weiter bei DAX & Co.?

Wie verliefen die ersten 6 Monate im Börsenjahr 2015? Wer hatte die Nase vorne, wer musste Federn lassen? Vermögensverwalter Thomas Wüst zieht im Gespräch mit Börse Stuttgart TV Bilanz und verrät, mit welcher Taktik sich Anleger für das zweite Halbjahr positionieren sollten.

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Quelle: boerse-stuttgart AG
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