Alt 04.11.13, 12:53
Standard Börsen und Wachstum legen in Europa eine Pause ein
Beitrag gelesen: 325 x 

Die Aufwärtsbewegung an den Börsen verliert zusehends an Schwung. Einen größeren Rücksetzer verhindert die Liquidität der Anleger, die nach Anlagemöglichkeiten sucht. Die Bewertung an den Börsen kann allerdings nicht mehr als günstig eingestuft werden. Auf der anderen Seite liefern die Berichtssaison und die jüngsten Wirtschaftsdaten keine Kaufargumente für die Anleger. Der DAX gewinnt 0,3 Prozent auf 9.039 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,2 Prozent auf 3.061 Punkte zu.

Die Zweitlesung der Einkaufsmanagerindizes unterstreicht die unterschiedliche Entwicklung in der Eurozone. Deutschland bleibe mit 51,7 Punkten der Wachstumsmotor im gemeinsamen Währungsraum, sagen die Volkswirte von Newedge. Dagegen sei der Wert für Frankreich auf 49,1 von 49,8 nach unten revidiert worden. Die italienische und spanische Industrie befänden sich zwar auf Wachstumskurs, wenngleich auf einem nur mäßigen.

Neben der laufenden Berichtssaison ist die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB)das Event in dieser Woche. An der Börse wird erwartet, dass sich der Aufwärtstrend an den Börsen verstärken könnte, falls die EZB am Donnerstag Investoren auf eine Zinssenkung vorbereitet. "Das billige Geld der Zentralbanken zieht die Märkte weiter nach oben", erwartet ein Teilnehmer.

Mit dem nachlassenden Preisdruck in der Eurozone wird zunehmend darauf spekuliert, dass die EZB die Leitzinsen senken oder zumindest deutliche Hinweise auf eine baldige Zinssenkung liefern könnte. Gegen eine sofortige Zinssenkung spricht laut Analyst Ralf Umlauf von der Helaba, "dass das moderate konjunkturelle Erholungsszenario intakt ist". Zudem fehle die verbale Vorbereitung auf einen solchen Schritt. Noch in der vergangenen Woche hatte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny eine Senkung als unwahrscheinlich bezeichnet. Nach dem Schwächeanfall in der Vorwoche stabilisiert sich der Euro gegenüber dem Dollar bei 1,35.

Derweil läuft die Berichtssaison in Europa weiter. Bislang haben die Zahlen für das dritte Quartal der Unternehmen aber kaum positive Impulse geliefert. Problematisch ist vor allem die Entwicklung auf der Umsatzseite, die von der starken Gemeinschaftswährung belastet wird. Auch bei den Ausblicken halten sich die Unternehmen weiter bedeckt.

Für Enttäuschung sorgte die irische Luftfahrtgesellschaft Ryanair, die am Morgen ihre Gewinnprognose für das Gesamtjahr erneut kappte. Ein Grund dafür ist auch bei Ryanair die Schwäche des britischen Pfunds gegenüber dem Euro. Zudem habe sich der Druck auf die Beförderungspreise in der ersten Jahreshälfte verstärkt, so das Unternehmen. Das Papier bricht um 11,5 Prozent ein. Die Gewinnwarnung wirkt sich zudem negativ auf den gesamten Sektor aus. Der Branchenindex für Tourismus- und Freizeitaktien im Stoxx-600 ist mit einem Minus von 1,0 Prozent schwächster Sektorindex. Die Aktie der Lufthansa verliert 0,5 Prozent.

Kein einheitliches Bild liefert zum Wochenstart der Sektor der europäischen Banken, der unverändert tendiert. Die Möglichkeit höherer Kapitalanforderungen lastet auf den Schweizer Banken. Die dortigen Politiker arbeiten an Kapitalanforderungen, die weit über die internationalen Standards hinausgehen. Wie das WSJ berichtet, werden etwa Vorschläge diskutiert, die die Banken dazu verpflichten sollen, zehn Prozent des Volumens aller Aktiva als Kapitalpuffer zurückzustellen. Die Aktien der Credit Suisse verlieren gut vier Prozent und UBS-Titel fallen um 3,8 Prozent.

Nach Vorlage des Zwischenberichts zieht dagegen die Aktie der britischen Bank HSBC um 2,1 Prozent an. Ein Händler spricht von einem "soliden" Bericht. Sparmaßnahmen und eine geringere Risikovorsorge sorgten dafür, dass der Nettogewinn stärker als erwartet gestiegen sei. Einen Unsicherheitsfaktor stellen die Untersuchungen der Aufsichtsbehörden wegen angeblicher Manipulationen im Devisenhandel dar.

Drei Tage nach Veröffentlichung überraschend guter Quartalszahlen hat der französische Telekom-Ausrüster Alcatel-Lucent umfassende Kapitalmaßnahmen angekündigt. Neben einer Kapitalerhöhung in Höhe von 955 Millionen Euro will der Konzern Hochzinsanleihen für bis zu 750 Millionen Dollar ausgeben sowie neue Schulden für 500 Millionen Euro aufnehmen. Das Unternehmen befindet sich in der Umstrukturierung und ist stark verschuldet. Das Alcatel-Papier verliert 6,2 Prozent auf 2,79 Euro.

Kontakt zur Autorin: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 00:26 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]