Alt 31.10.13, 12:46
Standard US-Notenbank liefert keinen Impuls für die Börsen
Beitrag gelesen: 351 x 

Die Reaktion an den Finanzmärkten auf die jüngsten Beschlüsse der US-Notenbank zur weiteren Geldpolitik fällt moderat aus. Nachdem die US-Börsen und auch die meisten Plätze in Asien leicht negativ auf die Aussagen der US-Notenbanker reagiert haben, zeigen sich die Indizes in Europa stabil. Der DAX notiert mit einem leichten Plus bei 9.016 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt dagegen um 0,5 Prozent auf 3.055 Zähler. Der europäische Index profitiert dabei von den Gewinnen an den Börsen in Mailand und Madrid.

Für etwas Enttäuschung sorgte zunächst, dass sich die US-Währungshüter weniger "taubenhaft" gezeigt hätten, als im Vorfeld erwartet, heißt es im Handel. Zwar wurde das Volumen der monatlichen Wertpapierkäufe mit 85 Milliarden Dollar bestätigt, die Fed ging aber nicht auf mögliche negative Effekte des Haushaltsstreits in den USA auf das Wachstum ein.

"Viele Leute hatten gedacht, dass die Fed den Regierungs-Shutdown als Grund benennen würde, der das Wachstum belastet", sagt Dan Mulholland, Leiter des Handels in US-Anleihen bei BNY Mellon Capital Markets. "Aber die Fed hat sie damit überrascht, dass sie eine weitere Wirtschaftsverbesserung trotz der Finanzprobleme sieht".

Die Citigroup sieht nun eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent, dass die Währungshüter schon auf ihrer Dezember-Sitzung mit einer Drosselung der Wertpapierkäufe beginnen. Zuvor schätzte sie die Wahrscheinlichkeit nur mit 10 Prozent ein. Die Credit Agricole hält es für möglich, dass Risiko-Anlagen im Allgemeinen in der nächsten Zeit unter Abgabedruck geraten könnten.

Der Euro gerät nach der Bekanntgabe der vorläufigen Inflationszahlen aus der Eurozone am Vormittag unter Abgabedruck. Die Devise fällt unter die Marke von 1,37 Dollar zurück. Die Verbraucherpreise sind im Oktober lediglich um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Erwartet wurde dagegen ein Plus von 1,1 Prozent. Die Marktstrategen von Newedge sprechen von einem "Kollaps" des Preisdrucks in der Eurozone. Ein befragter Analyst sieht die EZB zunehmend in der Pflicht.

"Der Druck, die Leitzinsen zu senken, wird nach den Zahlen zunehmen", heißt es. Newedge rechnet nun mit "dovisheren" Tönen auf der EZB-Pressekonferenz in der kommenden Woche, schließt unmittelbare Maßnahmen aber aus. Der Euro fällt auf 1,36760 Dollar. Beim Goldpreis tut sich dagegen wenig, die Feinunze kostet 1.335 Dollar.

Jenseits der US-Notenbank steht an der Börse eine Fülle von Quartalsberichten im Blick. Ein erstes Fazit zur Berichtssaison kommt aus dem Hause der Deutschen Bank. Ergebnis: Die Berichtssaison in Europa ist bislang eher schwach verlaufen. In Europa haben laut Berechnungen der Deutschen Bank bislang 55 Prozent der Unternehmen die Gewinnprognosen des Marktes übertroffen. Der langfristige Durchschnitt liege bei 57 Prozent. Deutlich schlechter sieht es bei den Umsätzen aus. Hier haben lediglich 38 Prozent der Unternehmen die Erwartungen schlagen können anstelle der durchschnittlich 59 Prozent.

Für einen Freudensprung sorgen die Zahlen beim Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent. Der Umsatz des Unternehmens, das einen harten Restrukturierungskurs mit Stellenstreichungen und Verkäufen angestoßen hat, legte vor allem Dank des starken US-Geschäfts zu. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis schaffte den Sprung in die schwarzen Zahlen. Die Aktie schießt um 17,5 Prozent nach oben.

Für gute Stimmung bei den Banken sorgt die überraschend hohe Kernkapitalquote von 10,8 Prozent der französischen BNP Paribas. Die Leverage Ratio, das Verhältnis von Eigenkapital zur gesamten Bilanzsumme, liegt bei 3,8 Prozent und damit jetzt schon deutlich oberhalb dessen, was die Regulierungsbehörden ab 2018 fordern. Das treibt die Aktie um 2,8 Prozent in die Höhe. Auch die anderen französischen Banken Societe Generale und Credit Agricole legen zu, der europäische Subindex der Banken steigt um 1,1 Prozent.

Verschnupft reagiert die Börse auf die Zahlen des Ölkonzerns Royal Dutch Shell, die Aktie bricht um 4,6 Prozent auf 2.082 Pence ein. Hohe Ausgaben für Exploration und Förderung sowie schwächere Margen im Raffineriegeschäft bescherten dem Ölkonzern im dritten Quartal einen Gewinneinbruch.

Die Aktie der Deutschen Börse ist mit minus 3,3 Prozent Tagesverlierer im DAX. Hier setzt sich die Enttäuschung über die jüngst vorgelegten schwachen Zahlen durch. Hinzu kommen Sorgen über negative Auswirkungen einer möglichen Finanztransaktionssteuer, die die Politik auf den Weg bringen will. Zudem heißt es aus dem Handel, dass die Analysten von Cheuvreux ihre Einstufung auf "Reduzieren" nach "Kaufen" deutlich gesenkt haben.

Widrige Wechselkurse und eine Schwäche im Nordamerika-Geschäft haben dem Kosmetik-Konzern L'Oreal im dritten Quartal einen überraschenden Umsatzrückgang beschert. In den USA schwächte sich das Wachstum nach Jahren solider Zuwachsraten für die Kosmetikindustrie ab. Die Analysten von Jefferies nehmen nach den enttäuschenden Zahlen die Aktie auf "Halten" herunter und empfehlen dagegen aus dem Sektor die Aktie von Henkel zum Kauf. Henkel-Papiere legen um 0,5 Prozent zu.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 21:42 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]