Alt 03.08.12, 21:57
Standard US-Arbeitsmarktdaten bringen Optimismus zurück
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Überraschend gute Daten vom US-Arbeitsmarkt und dem Dienstleistungssektor haben die US-Aktienmärkte am Freitag auf die höchsten Stände seit drei Monaten getrieben. Zudem stützten positive Vorgaben von den europäischen Börsen. Dort war die Enttäuschung über die Europäische Zentralbank (EZB) der Interpretation gewichen, dass Draghi mit seiner Forderung nach Vorleistungen von der Politik clever gehandelt habe. Die EZB hatte am Donnerstag wider Erwarten keine konkreten Maßnahmen zur Bewältigung der Schuldenkrise in der Eurozone angekündigt, was die Aktienkurse weltweit unter Druck gebracht hatte.

In das positive Bild passten denn auch ermutigende Konjunkturdaten aus Europa sowie am Nachmittag aus den USA. Dort ist die Zahl der Beschäftigten im Juli mit plus 163.000 fast doppelt so stark gestiegen wie erwartet. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings, dass die auf anderem Wege ermittelte Arbeitslosenquote leicht auf 8,3 Prozent gestiegen ist. "Das ist ein seltener Sonnenstrahl in einem ansonsten eher düsteren Ausblick", kommentierte Jim Dunigan von PNC Wealth Management die Daten.

Daneben hatte die Aktivität im Dienstleistungssektor der USA im Juli überraschend zugenommen. Der ISM-Index für die Geschäftsaktivität im nicht-verarbeitenden Gewerbe stieg um 0,5 Punkte auf 52,6 Punkte, während Volkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten.

Der Dow-Jones-Index gewann 1,7 Prozent auf 13.096 Punkte und schloss damit so hoch wie seit Anfang Mai nicht mehr. Der S&P-500 stieg um 1,9 Prozent und der Nasdaq-Composite um zwei Prozent. Der Umsatz sank auf 0,75 (Donnerstag: 0,83) Milliarden Aktien. Auf insgesamt 2.511 (1.140) Kursgewinner kamen 534 (1.891) Kursverlierer. Unverändert gingen 91 (119) Titel aus der Sitzung.

Am Devisenmarkt zog der Euro nach dem Kurssturz vom Vortag fast genauso steil wieder an. Notierte er am Morgen noch unter 1,22 US-Dollar, erreicht er zum Ende des US-Geschäfts fast die Marke von 1,24 Dollar und handelte bei 1,2383 Dollar. "Die Anleger gehen raus aus der Sicherheit des Dollars und gehen stärker in Risiko-Anlagen", sagte David Song, Währungsanalyst bei FXCM.

Auch am Ölmarkt machte sich nach den US-Arbeitsmarktdaten und den Aktiengewinnen Optimismus breit. Der Ölpreis erholte sich kräftig um fast fünf Prozent. Ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI zur Lieferung im September verteuerte sich um 4,27 Dollar auf 91,40 Dollar, den höchsten Schlussstand seit zwei Wochen.

Sichere Investments wie US-Staatsanleihen waren in diesem Umfeld nicht gefragt. "Für den Bondmarkt waren die Arbeitsmarktdaten nicht schwach genug und es gibt eine etwas bessere Stimmung in Europa, dass Draghis Programm doch Wirkung zeigen könnte", sagte Thomas Roth, Anleihehändler bei Mitsubishi UFJ Securities. Letztere Hoffnung hatte zu einer Kursrally in italienischen und spanischen Anleihen geführt. Im Zuge deutlich fallender Kurse der US-Bonds stieg die Rendite zehnjähriger Treasurys um acht Basispunkte auf 1,56 Prozent.

In den USA kamen dazu überzeugende Quartalsberichte großer Unternehmen wie Procter & Gamble oder Kraft Foods. Beide hatten mit ihren Ergebnissen die Erwartungen der Analysten übertroffen. Procter & Gamble hatte zwar einen eher pessimistischen Ausblick auf das laufende Quartal gegeben, dafür aber einen Aktienrückkauf im Volumen von vier Milliarden Dollar angekündigt. Das ließ den Kurs um gut drei Prozent zulegen. Die Aktien von Kraft Foods gewannen vier Prozent.

Die Papiere von LinkedIn verteuerten sich um 16 Prozent. Sie profitierten davon, dass sich das soziale Netzwerk für das laufende Jahr höhere Ertragsziele gesetzt hat. Der Gewinn im zweiten Quartal deckte sich mit den Analystenschätzungen, während der Umsatz darüber lag. Die Aktien von Facebook erholten sich um über fünf Prozent auf 21,09 Dollar, nachdem sie am Vortag zum ersten Mal unter 20 Dollar gefallen waren.

Die Aktie von Knight Capital Group erlebte eine noch viel stärkere Achterbahnfahrt. Nach dem massiven Kurssturz der vergangenen beiden Tage, der sie drei Viertel ihres Wertes gekostet hatte, ging es nun wieder um 57 Prozent aufwärts. Auf den Broker kommen wegen technischer Probleme im eigenen elektronischen Handelssystem wohl Verluste von 440 Millionen Dollar zu. Analysten befürchteten, dass er auch wegen des verlorenen Vertrauens bei Kunden vor dem Bankrott steht. Jetzt hat aber TD Ameritrade angekündigt, ihr Kundengeschäft wieder über Knight Capital abzuwickeln, was als Vertrauenssignal verstanden wird.

Kontakt zum Autor: joern.rehren@dowjones.com

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