Alt 03.08.12, 00:13
Standard Draghi liefert zweite Enttäuschung für die Wall Street
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Mit Verlusten haben die Aktienkurse an der Wall Street am Donnerstag auf die zweite Enttäuschung innerhalb von 24 Stunden reagiert. Sorgte am Vorabend das Stillhalten der Fed für mürrische Gesichter, folgte nun die nächste Enttäuschung über die Europäische Zentralbank. Entgegen den hochgesteckten Erwartungen hatte EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss an die Zinssitzung keine konkreten Maßnahmen zur Bekämpfung der Schuldenkrise in der Eurozone angekündigt. Die Hoffnungen der Anleger, dass die EZB schon bald wieder Staatsanleihen am Sekundärmarkt aufkaufen wird, zerschlugen sich.

"Die EZB war das einzige Thema und Draghi hat den Fehler gemacht, zu viel zu versprechen und zu wenig zu halten", sagte Jim McDonald, Analyst bei Northern Trust. "Es gab die Erwartung, dass spezielle Pläne für Anleihekäufe angekündigt würden, aber es gab nichts spezielles."

Draghi "kündigte nichts an, was außerhalb der bisherigen Regeln steht", kommentierte Michelle Gibley, Analystin bei Charles Schwab. Es gebe aber noch immer Hoffnungen, weil Draghi über unkonventionelle Maßnahmen gesprochen hat, die in den nächsten Wochen geprüft werden sollen, fügte sie hinzu.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 12.879 Punkte, erholte sich damit aber im späten Handel von seinem Tagestief, das 100 Punkte tiefer lag. Der S&P-500 gab ebenfalls um 0,7 Prozent nach und der Nasdaq-Composite um 0,4 Prozent. Der Umsatz sank auf 0,83 (Mittwoch: 1,03) Milliarden Aktien. Auf insgesamt 1.140 (1.139) Kursgewinner kamen 1.891 (1.883) Kursverlierer. Unverändert gingen 119 (112) Titel aus der Sitzung.

Am Devisenmarkt erlebte der Euro im Umfeld der EZB-Entscheidung eine rasante Achterbahnfahrt. In der Stunde bis zu den ersten Äußerungen Draghis zog die Gemeinschaftswährung um einen US-Cent nach oben und lief in der Spitze bis auf ein Vier-Wochen-Hoch bei 1,2406 US-Dollar. Anschließend machte sich auch hier Enttäuschung breit. Der Euro brach um über zwei US-Cent ein und ging bei 1,2180 Dollar aus dem US-Geschäft. Auch der Goldpreis fiel um gut ein Prozent und rutschte unter die Marke von 1.600 Dollar je Feinunze.

Am Ölmarkt schlug sich die Enttäuschung über die ausgebliebenen EZB-Maßnahmen ebenfalls in sinkenden Preisen nieder. Die Investoren befürchten negative Auswirkungen auf die Weltkonjunktur und damit die Ölnachfrage. Der September-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI sank um 1,78 Dollar auf 87,13.

Verstärkten Zuspruch spürte dagegen der Anleihemarkt, wo Anleger traditionell nach Sicherheit suchen. Dort sank die Rendite zehnjähriger Treasuries zeitweise bis auf 1,46 Prozent. Im späteren Geschäft hätten die Anleger aber bereits ihren Blick auf die am Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten gerichtet und Positionen geschlossen, sagten Händler. Gegen Handelsschluss lag die Rendite bei 1,48 Prozent.

An den Börsen standen einmal mehr die Aktien von Facebook unter Druck. Erstmals in ihrer noch jungen Börsengeschichte fielen sie unter die Marke von 20 Dollar und verloren damit im Vergleich zum Zeichnungspreis fast die Hälfte ihres Wertes. Am Ende stand ein Minus von vier Prozent auf 20,04 Dollar zu Buche.

Massiv unter Druck standen erneut die Papiere von Knight Capital, die um 63 Prozent einbrachen, nachdem sie schon am Vortag ein Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt hatten. Der Broker hatte mitgeteilt, dass ihm aufgrund der jüngsten technischen Problemen im eigenen elektronischen Handelssystem voraussichtlich Verluste von 440 Millionen Dollar entstünden. Analysten befürchten, dass der Broker angesichts des verlorenen Vertrauens bei Kunden vor dem Bankrott steht.

Die Aktien von General Motors fielen um 2,6 Prozent. Der Automobilkonzern hatte im zweiten Quartal mit seinem Gewinn über den Erwartungen, beim Umsatz jedoch etwas darunter gelegen.

Im Einzelhandelssektor brach der Kurs von Abercrombie & Fitch um fast 15 Prozent ein, nachdem die Bekleidungskette angesichts sinkender Verkaufstrends ihren Ausblick für das Gesamtjahr gesenkt hatte. Das Unternehmen, dessen Angebot sich an eine jugendliche Zielgruppe richtet, will sich überdies mit der Eröffnung neuer Filialen zurückhalten. Dagegen zogen die Aktien der Wettbewerber Gap und Macy's um knapp 13 bzw. fast vier Prozent an. Beide hatten bei den vergleichbaren Verkaufszahlen für Juli die Erwartungen der Analysten übertroffen. Gap erhöhte zudem den Gewinnausblick für das abgelaufene zweite Quartal.

Gesucht waren auch die Aktien von First Solar, die um gut 21 Prozent in die Höhe sprangen, nachdem Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen hatten.

Kontakt zum Autor: joern.rehren@dowjones.com

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