Alt 29.09.15, 10:48
Standard Konjunktursorgen und Rohstoffwerte belasten die Kurse
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Anhaltende Konjunktursorgen und deutliche Abgaben bei den Rohstoffwerten haben am Dienstag für tiefrote Vorzeichen an den Börsen in Asien gesorgt. Zudem belasteten die Sorgen um eine Wachstumsschwäche in China und anderen Schwellenländern das Sentiment. Die Rohstoffwerte kamen mit dem Kurssturz bei Glencore am Vortag in Europa deutlich unter Druck. Die rohstofflastige Börse in Sydney rutschte mit einem Minus von 3,8 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Schlusslicht war allerdings die Börse in Tokio, wo der Nikkei-225-Index um 4,1 Prozent auf 16.931 Punkte absackte. Zwischenzeitlich fiel der Index sogar auf den tiefsten Stand seit acht Monaten. Die Börse in Schanghai schloss mit einem Minus von 2,1 Prozent bei 3.037 Punkten. In Hongkong verzeichnete die Börse Abgaben von 2,9 Prozent. In Südkorea und Taiwan fand aufgrund von Feiertagen kein Handel statt.

"Die schwache Entwicklung vom Montag setzte sich fort", so Stratege Tim Condon von ING mit Verweis auf die jüngsten schwachen Konjunkturdaten aus China. Neueste Hiobsbotschaft zum Zustand der chinesischen Wirtschaft war der zuletzt vermeldete starke Rückgang der Gewinne in der chinesischen Industrie. Zwar gab am Dienstag das chinesische Finanzministerium bekannt, weitere 650 Milliarden Yuan in Infrastrukturprojekte zu stecken, doch nach Ansicht von Analysten reicht das nicht, um das Vertrauen der Anleger zu erhöhen.

Daneben stand vor allem der Rohstoffsektor im Fokus. Auslöser war der Einbruch der Aktie des Rohstoffhandelskonzerns Glencore am Vortag in Europa. Beobachter bezweifeln, dass der Konzern seine Verschuldungsziele erreicht, wenn die Preise niedrig bleiben oder noch weiter abrutschen sollten. Ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum in China dürfte die Lage für den Konzern und auch den gesamten Sektor weiter verschärfen. Die Glencore-Aktie brach in Europa um 29 Prozent ein und rutschte auf ein Allzeittief. In Hongkong ging es für die Glencore-Papiere um 28 Prozent nach unten.

"Der Glencore-Einbruch hat die Befürchtungen verschärft, dass es auf absehbare Zeit bei den Rohstoffpreisen keine Erholung geben dürfte", sagte Stratege Bernard Aw von der ING. "Das Überangebot des Marktes dürfte noch länger als gedacht ein Problem bleiben, vor allem, wenn sich das Wachstum in China weiter abschwächt", ergänzte der Teilnehmer.

In der Folge trennten sich die Investoren auch in Asien von Rohstoffwerten. So rutschte die Aktie von Noble in Singapur zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 2008 und verlor schließlich 11,2 Prozent. In Tokio rutschten Kobe Steel 11,1 Prozent ab, nachdem der Konzern seine Gewinnprognose gesenkt hat und als Grund auf die schwache Nachfrage aus China verwiesen hat. Für China Shenhua Energy, größter Kohle-Konzern in China, ging es 3,0 Prozent nach unten. In Sydney fielen BHP Billiton um 6,7 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Für Rio Tinto ging es um 4,6 Prozent abwärts und die Aktien von Eisenerz-Produzent Forsecure verloren 6,4 Prozent.

Daneben sorgte auch der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht für September für Zurückhaltung. Möglicherweise liefert dieser einen konkreteren Hinweis auf den Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung in den USA, nachdem die Fed zuletzt die vielfach erwartete Zinswende verschoben hatte. Zur Begründung hatte die Notenbank unter anderem auf Wachstumsrisiken in China verwiesen. Denn auch die jüngsten Aussagen von US-Notenbankern geben keinen klaren Hinweis auf das weitere Vorgehen der Fed.

"Meine Erwartung ist, dass wir wahrscheinlich dieses Jahr die Zinsen anheben", sagte der Präsident der US-Notenbankfiliale von New York in einem Interview mit dem Wall Street Journal und äußerte sich damit ähnlich wie zuletzt Fed-Chefin Janet Yellen. Der als Taube bekannte Charles Evans von der Fed in Chicago plädierte dagegen angesichts der weiter niedrigen Inflation für eine Zinserhöhung Mitte nächsten Jahres oder noch später.

Die Währungen von Schwellenländern standen weiterhin unter verstärktem Abgabedruck. Der malaysische Ringgit fiel erneut auf ein 17-Jahrestief. "Es sieht derzeit nach einem anhaltenden Gegenwind für die Schwellenländer aus, und es ist schwierig zu sagen, wann sich die Lage wieder verbessert", so Devisen-Stratege Khoon Goh von ANZ. Die indische Rupie erholte sich mit der erneuten Zinssenkung der indischen Notenbank etwas gegenüber dem US-Dollar.

Gold war weiterhin nicht gefragt. Der Preis für die Feinunze fiel gegenüber dem späten US-Handel am Montag um 5 Dollar auf 1.127 Dollar. Wenig verändert zeigte sich der Ölpreis. Für ein Fass der Sorte WTI wurden 44,65 Dollar aufgerufen, nach 44,56 Dollar im späten US-Handel.

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