Alt 16.09.15, 11:32
Standard Börse Schanghai mit rasanter Schluss-Rally
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Starke Vorgaben aus den USA haben den ostasiatischen Aktienmärkten am Mittwoch zu einer Erholung verholfen, die aber von Börse zu Börse unterschiedlich ausfiel. Besonders die Börse in Schanghai tat sich vor dem Hintergrund der schwächelnden chinesischen Wirtschaft anfangs schwer, ehe es mit den Kursen im späten Geschäft rasant nach oben ging. In Tokio ging es für den Nikkei-225-Index um 0,8 Prozent auf 18.172 Punkte nach oben. Australische Aktien gewannen 1,6 Prozent und in Hongkong legte der Hang-Seng-Index um 2,4 Prozent zu.

Der Shanghai-Composite ließ mit einem Plus von 4,9 Prozent die anderen Indizes aber weit hinter sich. Analysten machten dafür Gerüchte verantwortlich, laut denen Wertpapierhandelshäuser Konten von Treuhandfonds möglicherweise doch nicht schließen müssen. Sina.com, ein viel beachtetes Nachrichtenportal, hatte berichtet, dass der Broker GF Securities einer Fondsgesellschaft mit Namen Zhongrong International Trust mitgeteilt habe, sie könne weiter auf der GF-Plattform handeln. Das zerstreute Befürchtungen, dass Brokerhäuser in großem Stil illegale Margenkonten auflösen, von denen viele mutmaßlich Fonds gehören.

Daneben bemühte sich die chinesische Regierung weiter, nach den heftigen Turbulenzen an den Börsen des Landes das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Jüngste Maßnahme war die Verhaftung einiger hochrangiger Manager des größten chinesischen Wertpapierhandelshauses, CITIC Securities, am Dienstagabend. Sie werden des Insiderhandels verdächtigt. Die Nachricht von der Verhaftung der CITIC-Manager habe die Gemüter der Anleger etwas beruhigt, sagten Analysten. Der Kurs der CITIC-Aktie lag in Schanghai anfangs um über 2 Prozent im Minus, erholte sich dann aber und schloss mit einem Plus von 7 Prozent.

Kräftig nach oben ging es auch in Seoul, wo der Leitindex Kospi 2 Prozent gewann. Auftrieb erhielt die Stimmung von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), die Südkorea am Dienstag eine bessere Bonitätsnote gegeben hatte. Die Hochstufung erfolgte allerdings erst, als die Börse in Seoul schon geschlossen war, weshalb Anleger erst heute darauf reagieren konnten.

In der ganzen Region schien die am Donnerstag anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) ihren Schrecken verloren zu haben, nachdem sich am Vorabend an der Wall Street die Überzeugung durchgesetzt hatte, dass die Fed die Zinswende verschieben wird. Nicht zuletzt enttäuschende Daten zur Industrieproduktion in den USA bestärkten die Anleger in dieser Ansicht.

Unter den Einzelwerten sprangen Baoxin Auto in Hongkong um fast 35 Prozent nach oben. Wie der Autohändler mitteilte, ist der Wettbewerber China Grand Automotive an einer Übernahme von Baoxin interessiert. Die Verhandlungen befänden sich aber erst am Anfang. Baoxin verkauft Fahrzeuge der Mittel- und Oberklasse, unter anderem auch der Marke BMW.

Ebenfalls in Hongkong verteuerten sich Fosun International um über 7 Prozent. Das Unternehmen war an der portugiesischen Novo Banco interessiert. Allerdings hat die portugiesische Zentralbank den Verkauf des Instituts nun zurückgestellt, weil sie sich mit den Bietern nicht auf einen Preis einigen konnte. Anleger dürften erfreut gewesen sein, dass die hochverschuldete Fosun hier wohl nicht zum Zuge kommt. Das chinesische Unternehmen plant schon den Kauf der deutschen Bank Hauck & Aufhäuser für 233 Millionen US-Dollar, der allerdings noch von den deutschen Wettbewerbshütern genehmigt werden muss.

Einen Beckham-Kick erfuhr die Penny-Aktie Trinity. Sie schoss um 52 Prozent nach oben auf 0,99 Hongkong-Dollar, nachdem der von der Fung-Familie kontrollierte Einzelhändler eine exklusive Lizenzvereinbarung mit Seven Global mitgeteilt hatte. Seven Global ist ein Gemeinschaftsunternehmen im Besitz der Fußballer-Legende David Beckham und Global Brands Group, die ebenfalls von der Fung-Familie kontrolliert wird. Li & Fung gewannen 2 Prozent, Global Brands 5,9 Prozent.

In Tokio legten Honda um 3,5 Prozent zu, obwohl das Unternehmen Absatzprobleme auf dem heimischen Markt eingeräumt hat. Der drittgrößte Automobilhersteller des Landes hat die Absatzprognose des laufenden Geschäftsjahrs für Japan um 6 Prozent gesenkt. Honda hofft aber, mehr zu exportieren, und hat deshalb das Produktionsziel bekräftigt.

Am Devisenmarkt ging es ruhig zu. Hier hielten sich die Anleger vor dem Fed-Entscheid zurück, wie Händler sagen. Der Dollar zeigte sich zur japanischen Währung etwas fester. Er kostete rund 120,30 Yen, nachdem er am Dienstag zeitweise deutlicher unter 120 Yen gerutscht war. Auch zum Euro legte der Greenback zu. Kostete die Gemeinschaftswährung am Dienstag noch über 1,13 Dollar, so wurden am Dienstag rund 1,1260 Dollar gezahlt. So kurz vor dem US-Zinsentscheid gebe nicht etwa die Entwicklung an den Aktienmärkten die Richtung des Devisenmarkts vor, sagt Shinichiro Kadota von Barclays. Zudem seien längst nicht alle Teilnehmer davon überzeugt, dass die Zinswende aufgeschoben werde.

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