Alt 15.09.15, 11:31
Standard Enttäuschung in Tokio über sture Bank of Japan
Beitrag gelesen: 377 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Zentralbanken haben am Dienstag den Handel an den ostasiatischen Börsen geprägt. Ob die US-Notenbank erstmals seit über neun Jahren die Zinsen erhöhen wird, erfahren die Anleger erst am Donnerstagabend, wenn die Börsen in Asien längst geschlossen sind. Die Entscheidung wirft dennoch schon seit Tagen ihre Schatten voraus und macht die Anleger weltweit vorsichtig. Schwächere chinesische Wirtschaftsdaten und die Turbulenzen an den Börsen des Landes haben Erwartungen befeuert, dass die Federal Reserve die Zinswende noch etwas aufschieben könnte.

Der Kurs der Bank of Japan (BoJ) in der nahen Zukunft steht hingegen schon fest: Die BoJ teilte am Dienstag mit, dass sie ihre Politik unverändert lässt. Das war zwar weithin erwartet worden, doch hatten sich zuletzt einige Stimmen gemeldet, die wegen der hartnäckig niedrigen Inflation und eher flauer japanischer Konjunkturdaten eine neuerliche geldpolitische Lockerung für möglich hielten.

Beobachter trösten sich damit, dass die BoJ vielleicht im Oktober aktiv wird. Die Notenbank sei zwar zu einer negativeren Einschätzung der Wirtschaftslage gelangt, habe ihre Politik aber nicht geändert, merkt Volkswirt Koya Miyamae von SMBC Nikko Securities an. Das sehe auf den ersten Blick so aus, als ob die BoJ keinen Grund sehe, aus konjunkturellen Überlegungen heraus tätig zu werden. "Die aktuelle Lage ähnelt aber der Ende Oktober vergangenen Jahres", gibt der Volkswirt zu bedenken. Damals habe die BoJ den Markt mit einer neuerlichen Lockerung überrascht.

An der Tokioter Börse machte sich Enttäuschung breit. Hatten die Kurse vor dem BoJ-Entscheid im Schnitt um gut 2 Prozent zugelegt, blieb am Ende ein mageres Plus von 0,3 Prozent im Nikkei-225. Der Index schloss bei 18.026 Punkten. Am Devisenmarkt fiel der Dollar von Tageshochs um 120,60 auf gut 119,70 Yen. Aktien von Mobilfunkanbietern litten wie schon am Vortag darunter, dass der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe die Unternehmen aufgefordert hatte, Gebührensenkungen zu prüfen. Die hohen Gebühren seien eine Belastung für die japanischen Haushalte, argumentiert Abe. KDDI verbilligten sich um 5,7 Prozent und NTT DoCoMo um 3,7 Prozent.

Unterdessen verzeichnete der Aktienmarkt in Schanghai wieder kräftige Abgaben von durchschnittlich 3,5 Prozent. Der Markt stehe immer noch unter dem Eindruck der enttäuschenden Konjunkturdaten vom Wochenende, sagten Händler. Vor allem die Daten zur Industrieproduktion hätten Zweifel genährt, dass China sein diesjähriges Wachstumsziel erreichen könne. Die Marktteilnehmer machten überdies die leicht negativen Vorgaben der US-Börsen und den bevorstehenden Fed-Entscheid für die Verluste in Schanghai und an anderen Börsen der Region verantwortlich.

In Sydney büßte der S&P/ASX-200 1,5 Prozent ein. Zur Sorge um China, den wichtigsten Abnehmer australischer Rohstoffe, gesellte sich innenpolitische Unsicherheit. Der bisherige Regierungschef Tony Abbott musste nach einer Amtszeit von nur 24 Monaten am Montag abtreten und den Chefposten dem früheren Kommunikationsminister Malcom Turnbull überlassen. Analyst Angus Nicholson von IG verwies überdies auf das Protokoll der jüngsten RBA-Zinssitzung. Die australische Notenbank hatte darin festgestellt, dass ihre Bemühungen, einer Überhitzung des Immobilienmarkts entgegenzuwirken, etwas Erfolg hatten. Die drastisch gestiegenen Immobilienpreise in Sydney und die Angst vor einem Platzen der Blase werden von einigen Volkswirten als Erklärung dafür herangezogen, dass die RBA Zinssenkungen bislang scheut.

Der schwächelnde Ölpreis drückte erneut die Aktien des australischen Energiesektors. Nur Santos fielen mit einem Plus von 3,1 Prozent auf. Nach Meinung der Analysten von Macquarie wäre Santos innerhalb der Branche größter Nutznießer eines schwächeren Austral-Dollars.

Südkoreanische Aktien legten im Schnitt um 0,3 Prozent zu. Unter den Einzelwerten ragte die Kia-Aktie mit einem Plus von 2 Prozent heraus. Sie profitiert laut Beobachtern davon, dass der Won zum US-Dollar nachgegeben hat. Eine für Mittwoch geplante Abstimmung über einen Streik beim zweitgrößten Automobilhersteller des Landes belastet den Kurs dagegen nicht. Bei Kia sei in jedem der vergangenen drei Jahre gestreikt worden, heißt es. Die Aktie von Hyundai Motor gewann 1,3 Prozent. Sie hatte am Montag darunter gelitten, dass sich die Nachtschicht geweigert hatte, Überstunden zu machen. Die Arbeiter wollten so ihrer Forderung nach höheren Löhnen Ausdruck verleihen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/cln/brb

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 12:43 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]