TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Nach den kräftigen Verlusten an den chinesischen Börsen am Vortag haben sich diese am Dienstag kräftig erholt. Auch an den übrigen Handelsplätzen der Region überwogen die Aufschläge. In Hongkong und Schanghai stiegen HSI und Composite um 2,7 bzw. 1,8 Prozent und machten damit die höchsten Tagesverluste seit Mitte Dezember wieder wett, die sie zum Wochenbeginn im Zuge verschärfter Regelungen zu kreditfinanzierten Aktienkäufen einerseits und Erleichterungen bei Leerverkäufen andererseits verbucht hatten.

Die Anleger befassten sich nun vor allem mit der weiter gelockerten Geldpolitik, was am Vortag etwas untergegangen sei, hieß es im Handel. Die chinesische Zentralbank hatte angesichts des sich abkühlenden Wirtschaftswachstums den Mindestreservesatz um einen Prozentpunkt auf 18,5 Prozent gesenkt. Damit will sie die Kreditvergabe an Unternehmen ankurbeln.

"Wir sehen aktuell keine Notwendigkeit für Gewinnmitnahmen in Hongkong. Zwar ist der Markt gelaufen - von einem sehr niedrigen Niveau beginnend, aber er stellt noch immer einen der günstigsten in ganz Asien", beruhigte Aktienfondsverwalter Diamond Lee von Old Mutual Global Investors die Gemüter.

Auch in Tokio herrschte gute Stimmung, der Nikkei-225 legte um 1,4 Prozent auf 19.909 Punkte zu und verbuchte den höchsten Aufschlag seit zwei Wochen. Damit rangiert der japanische Leitindex wieder auf Sichtweite zu einem 15-Jahreshoch und letztlich auch der Schallmauer von 20.000 Zählern. Laut Händlern liefert die Berichtsperiode aktuell wenig Anlass zur Besorgnis.

Unterstützung kam vom Devisenmarkt, wo der Dollar anzog. Zum Börsenschluss lag der Wechselkurs des Greenbacks bei 119,47 Yen nach Tiefstständen von unter 118,60 Yen am Vortag. "Fundamentale Impulse gibt es derzeit kaum, externe Faktoren beeinflussen viel stärker", sagte Marktstratege Tatsunori Kawai von kabu.com Securities mit Blick auf die Kursgewinne in China und auch an der Wall Street.

Auffallend sei, dass wieder viele ausländische Investoren auf steigende Kurse in Tokio setzten. "Das fundamentale Interesse am Markt hat in den vergangenen Sitzungen etwas gelitten, seit der Nikkei am 10. April die Marke von 20.000 Punkten ins Visier genommen hatte", sagte Kawai weiter. Unter den Einzelwerten verloren Yaskawa Electric 2,4 Prozent, nachdem der Konzern auf operativer Ebene die Markterwartungen verfehlt hatte. Credit Saison gewannen dagegen 5,1 Prozent, die Credit Suisse hatte der Wert hochgestuft. Nach solidem Geschäftsausweis von Morgan Stanley in den USA ging es für Mitsubishi UFJ Financial Group 3,3 Prozent nach oben, auch andere Finanzwerte waren gesucht. Das Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo hat seine Beteiligung am indischen Wettbewerber Sun Pharmaceutical Industries massiv verringert, woraufhin die Aktie um 4,4 Prozent anzog.

Der Kurs des Bergbauriesens Rio Tinto stieg in Sydney im 1,5 Prozent trotz einer laut Analysten schwächer als erwartet ausgefallenen Eisenerzproduktion. Positiv werteten Händler allerdings den Ausblick des Unternehmens, der im Jahresverlauf beim Eisenerz klare Verbesserungen verspreche. Der britisch-australische Konzern rechnet 2015 unverändert mit einem erneuten Rekordabsatz. Die Papiere von Wettbewerber BHP Billiton legten um 2,6 Prozent zu. Am Gesamtmarkt in Australien zogen die Kurse ebenfalls an, gestützt von Spekulationen über eine bereits im nächsten Monat mögliche weitere Zinssenkung durch die Notenbank. Auslöser der Spekulationen waren Äußerungen von Notenbankgouverneur Glenn Stevens. Das Sitzungsprotokoll der Zentralbank lieferte dagegen nicht viel Neues.

Gold war angesichts der guten Börsenstimmung weiter kaum gesucht. Die Feinunze ging wie im US-Handel mit rund 1.196 Dollar um. Am Ölmarkt tat sich nicht viel, die Preise sanken moderat.

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