Alt 20.04.15, 13:31
Standard Chinesische Börsen brechen nach neuen Handelsregeln ein
Beitrag gelesen: 390 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die ostasiatischen Aktienmärkte haben am Montag ganz im Zeichen Chinas gestanden. Geldpolitische Lockerungen einerseits, vor allem aber neue Regularien für den Aktienmarkt sorgten über weite Strecken des Handels für äußerst volatile Kursbewegungen an den chinesischen Börsen. Letztlich brachen die Aktienbörsen dort ein. Händler sprachen angesichts der Rally im laufenden Jahr von einer hohen Nervosität und einem Unbehagen wegen der hohen Bewertungen am Markt. Daher seien die jüngsten Schritte nun zum Anlass für den Ausstieg genutzt worden, hieß es im Handel.

In Hongkong verzeichnete der Leitindex mit einem Minus von 2 Prozent den höchsten Tagesverlust im laufenden Jahr. In Schanghai, wo der Composite temporär sogar ins Plus gedreht hatte, sah es mit einem Verlust von 1,6 Prozent kaum besser aus. Während der HSI in Hongkong seit Jahresbeginn um 17 Prozent geklettert war, kommt der Shanghai-Composite auf ein Plus von 33 Prozent und in den vergangenen zwölf Monaten sogar auf eine Verdopplung. Shenzhen weist einen Aufschlag seit Jahresbeginn von 51 Prozent aus. "Jede kurzfristige Korrektur wird moderater Natur sein", versuchte Marktstratege Kinger Lau von Goldman Sachs die Gemüter zu beruhigen. Anleger, die die Rally verpasst haben, sollten daher Rücksetzer in China zum Kauf nutzen.

Bereits im Laufe des Freitags hatte Peking den Leerverkauf von Aktien erleichtert und die Regeln für kreditfinanzierte Aktienkäufe verschärft, mutmaßlich um dem heiß laufenden Aktienmarkt in China etwas entgegenzusetzen. Daraufhin waren die Aktienindizes in Hongkong nachbörslich um bis zu 6 Prozent eingebrochen. Allerdings war Chinas Finanzmarktaufsicht anschließend Befürchtungen entgegengetreten, sie wolle die Rally am Aktienmarkt des Landes abwürgen. Vielmehr zielten die Maßnahmen darauf ab, "eine gesunde Entwicklung des Marktes beizubehalten". "Sie sollen nicht dazu ermutigen, auf fallende Kurse zu setzen oder gar den Markt unter Druck zu setzen. Der Markt sollte in die Maßnahmen nicht zu viel hinein interpretieren", hieß von offizieller Stelle. "Die verantwortlichen Stellen wünschen keinen zu schnellen Anstieg der Indizes. Aber einen Einbruch des Marktes will momentan auch niemand", kommentierte Volkswirt Larry Hu von Macquarie Group. Zumindest am Montag schien dieses Ansinnen nicht zu funktionieren.

Da halfen dem Aktienmarkt auch zusätzliche Lockerungen der Geldpolitik nichts. Die chinesische Zentralbank lockerte angesichts des sich abkühlenden Wirtschaftswachstums ihre Geldpolitik weiter und senkte den Mindestreservesatz um einen Prozentpunkt auf 18,5 Prozent. Damit will sie die Kreditvergabe an Unternehmen ankurbeln. Neben der Reduzierung der Mindestreserve hat die Zentralbank seit November bereits zwei Mal die Leitzinsen gesenkt. Die Regierung hat außerdem ihre Ausgaben für Infrastruktur erhöht und die Steuern gesenkt.

Das Ausmaß der nun vollzogenen Schritte zeige, wie besorgt die Politik über die schleppende Konjunktur sei. Anleger seien offenbar von dieser Sorge angesteckt worden, erklärte ein Händler die negative Marktreaktion in China. Denn die jüngsten geldpolitischen Lockerungen seien um Einiges aggressiver ausgefallen, als vom Markt erwartet worden war. Marktbeobachter gehen davon aus, dass China im laufenden Jahr mit weiteren Stimuli aufwarten wird.

In Tokio hielt sie Börse vergleichsweise wacker, der Nikkei-225 büßte 0,1 Prozent auf 19.634 Punkte ein. Die Situation habe den Markt nicht sonderlich tangiert. Händler berichten von Spekulationen, große Pensionskassen könnten in Schwächephasen des Marktes gekauft haben. Mit den neuerlichen Verlusten hat der japanische Markt in fünf der vergangenen sieben Sitzungen nachgegeben. Der Dollar sank auf zuletzt 118,57 Yen nach 119,01 Yen am Freitag und belastete somit etwas die Aktienkurse.

Gegen den Trend stiegen Panasonic um 2,0 Prozent. Medien berichteten von einer Gewinnexplosion beim Elektronikkonzern. Nach einem positiven Analystenkommentar kletterten die Maschinenbauaktien von Okuma um 5,1 Prozent. Für die Titel des Einzelhändlers Arrows ging es um 1,3 Prozent talwärts, J.P. Morgan hatte den Wert abgestuft. Nissan Motor legten um 1,1 Prozent zu. Der Automobilhersteller will verstärkt jüngere Käufergruppen in China ansprechen, um den Absatz dort zu steigern.

In Sydney verwiesen Händler wegen der Abgaben auch auf die Entwicklung um Griechenland. Allerdings gab es auch hier Stimmen, die angesichts der geldpolitischen Lockerungen in China von großen Bedenken wegen der dortigen Konjunktur sprachen. China ist der Handelspartner Australiens Nummer eins. Diese Sorge traf vor allem den Bergbausektor. BHP Billiton und Rio Tinto verloren 0,5 bzw. 0,8 Prozent. Arrium brachen um 12 Prozent ein, das Unternehmen berichtete von einer schwachen Preisentwicklung bei Eisenerz.

Der Goldpreis profitierte als vermeintlich sicherer Hafen etwas von der Zuspitzung der Lage in Griechenland. Die Feinunze verteuerte sich auf 1.204 Dollar nach Preisen unter 1.200 Dollar im asiatischen Freitagsgeschäft. Die Ölpreise zogen ebenfalls leicht an.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/kla

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 18:50 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]