Alt 15.04.15, 12:32
Standard Enttäuschende China-Daten dämpfen Börsenstimmung
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Zweifel an einem tragfähigen chinesischen Wirtschaftswachstum haben am Mittwoch die Stimmung an den Börsen in Ostasien gedämpft. China ist für viele Länder der Region ein wichtiger Handelspartner. Dazu gesellten sich wenig inspirierende Vorgaben von der Wall Street. Die überraschend guten Geschäftszahlen von Intel verhalfen nicht allen Aktien asiatischer Branchenvertreter zu Kursgewinnen, denn der US-Chiphersteller will in diesem Jahr deutlich weniger investieren als erwartet.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um 7 Prozent. Dieser schwächste Zuwachs seit 2009 entsprach zwar der Konsensschätzung von Volkswirten, bedeutet aber, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen nicht verlangsamen darf, wenn das offizielle Ziel der Regierung von 7 Prozent Plus im Gesamtjahr erreicht werden soll.

Die chinesische Industrieproduktion stieg im März auf Jahressicht um 5,6 Prozent und verfehlte damit die Ökonomenschätzung eines Plus von 6,9 Prozent. In den ersten beiden Monaten des Jahres war insgesamt noch ein Wachstum von 6,8 Prozent verzeichnet worden. Auch beim Einzelhandelsumsatz verringerte sich das Wachstum im März auf 10,2 Prozent von 10,7 Prozent im Zeitraum Januar bis Ende Februar. Hier hatten Volkswirte ein Wachstum von 10,9 Prozent erwartet.

Nach Meinung von Ökonomen sprechen die Daten für eine neuerliche geldpolitische Lockerung der People's Bank of China (PBoC). Die Volkswirte der Bank Nomura erwarten im Lauf der kommenden drei Quartale eine Zinssenkung. Überdies dürften die Mindestreserveanforderungen für die Banken abermals verringert werden. Nomura erwartet 2015 ein BIP-Wachstum von 6,8 Prozent.

Diese Prognose deckt sich mit der von Fitch Ratings. Deren Leiter des Bereichs Asien-Pacific, Andrew Colquhoun, hält ein langsameres Wachstum nicht unbedingt für schlecht, sofern es nachhaltig ist. Es sei aber "ernüchternd", wie sehr der chinesische Arbeitsmarkt vom Bau- und Immobiliensektor abhänge, merkte er an.

In Schanghai gaben die Kurse im Schnitt um 1,3 Prozent nach. In Hongkong schaffte der Hang-Seng-Index ein kleines Plus von 0,2 Prozent. Die Börse in der Sonderwirtschaftszone profitierte davon, dass Aktien doppelt gelisteter chinesischer Unternehmen dort noch immer niedriger bewertet sind als in Schanghai. Viele Anleger vom chinesischen Festland investieren daher in Hongkong. Dort waren Aktien der staatlich kontrollierten Ölkonzerne Sinopec und CNOOC gesucht, die um 2,3 und 4 Prozent zulegten.

An der Börse in Sydney sank der S&P/ASX-200 um 0,6 Prozent. China ist Hauptabnehmer australischer Rohstoffe, weshalb australische Aktien und die Landeswährung, der Australische Dollar, in der Regel stark auf Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte reagieren. Der Aussie gab auf etwa 0,7585 US-Dollar nach. Vor der Veröffentlichung der Daten kostete er 0,7603 US-Dollar.

Aktien der Bergbaukonzerne Rio Tinto und BHP Billiton legten gegen den Trend um 1,6 Prozent und 1,3 Prozent zu. Fortescue gewannen 1,1 Prozent. Sie profitierten davon, dass der Eisenerzpreis wieder Boden gut gemacht hat. Verkauft wurden dagegen Aktien von Banken und Konsumgüterherstellern, nachdem der Westpac Melbourne Institute Index des Verbrauchervertrauens im April auf 96,2 Punkte gefallen war.

In Tokio gab der Nikkei um 0,2 Prozent nach. Er zeigte sich damit erholt von anfangs stärkeren Abgaben. Druck auf die Kurse kam außer von den China-Daten von der Währungsseite. Mit 119,50 Yen je Dollar zeigte sich die japanische Währung immer noch recht fest, was ungünstig für exportorientierte Unternehmen ist. Japanische Anleger trennten sich unter anderem von Komatsu-Aktien, die 1,9 Prozent abgaben. China ist für den Baumaschinenhersteller ein wichtiger Absatzmarkt. Überdies hatten die Analysten von Macquarie die Aktie auf "Underperform" von "Neutral" abgestuft.

Im Chipsektor rückten die Aktien des Wafer-Herstellers Sumco in Tokio um 2,1 Prozent vor. Tokyo Electron und Advantest verbilligten sich dagegen um 0,9 und 1,3 Prozent. Toshiba verloren 0,6 Prozent. In Taiwan büßten TSMC 0,7 Prozent ein. Analysten befürchten, dass der Chiphersteller seine Ertragsziele für dieses Jahr zurückschrauben wird, weil der Absatz von Smartphone-Chips zurückgeht.

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