Alt 26.01.15, 12:11
Standard Anleger nehmen Wahlausgang in Griechenland gelassen
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Der Sieg des oppositionellen Linksbündnisses Syriza bei der Parlamentswahl in Griechenland hat die Finanzmärkte in Ostasien weitgehend kalt gelassen. Der Euro sackte zwar kurz auf neues Zwöfjahrestief unter 1,11 Dollar ab, erholte sich aber rasch wieder, und an den Börsen hielten sich Gewinne und Verluste in etwa die Waage. In Tokio verlor der Nikkei-Index 0,3 Prozent auf 17.468 Punkte. Er erhielt etwas Halt vom stärksten monatlichen Anstieg der japanischen Exporte im Dezember seit einem Jahr, aber auch vom sich im Tagesverlauf zu Dollar und Euro etwas abschwächenden Yen. In China legten die Indizes zu, in Sydney wurde wegen eines Feiertags nicht gehandelt.

Für eine Erholung zumindest von den Tagestiefs beim Euro und auch der Börsen sorgte die Nachricht, dass die auf einen Schuldenschnitt und ein sofortiges Ende der Sparauflagen drängende Syriza zwar klar gewonnen, aber die absolute Mehrheit hauchdünn verfehlt hat. Damit sei das Bündnis auf einen Koalitionspartner angewiesen, hieß es. Das könnte zur Folge haben, dass es von seinen extremen Forderungen etwas abrücke und verhandlungsbereiter auftrete. Zudem dürfte eine Regierungsbildung relativ problemlos zu bewerkstelligen sein, ein weiterer Wahlgang und eine neue Phase der Verunsicherung seien damit vom Tisch.

Viele Experten betonen unterdessen, dass es inzwischen genug Absicherungsmechanismen gebe, um eine Ansteckung anderer Euro-Staaten zu verhindern - sollten beispielsweise die griechischen Renditen deutlicher steigen. Außerdem fordere Syriza selbst inzwischen nicht mehr den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro.

"Griechenland ist nur ein ganz kleines Stück der Weltwirtschaft. Ich sehe wohl, was dort passiert, aber Panik gibt es deswegen nicht", sagte Douglas Coté, Chefstratege von Voya Investment Management und weiter: "Sollte es einen Ausverkauf geben, wäre das eine günstige Gelegenheit zum Einstieg." Die Analysten von AXA Investment Management halten als Folge der Wahl zwar eine erhöhte Volatilität an den Märkten für möglich, aber insgesamt dürfte die Auswirkung auf den Rest der Eurozone marginal bleiben. Das sorgte in Asien für Gelassenheit.

Das neue Zwölfjahrestief des Euro liegt nun bei 1,1097. Zuletzt zeigte sich die Gemeinschaftswährung mit 1,1231 aber wieder deutlich davon erholt und sogar über dem Niveau am späten Freitag in New York. Auf seinen niedrigsten Stand seit sieben Monaten fiel der Yuan. Die chinesische Notenbank setzte den Dollarkurs deutlich nach oben, der Dollar stieg von 6,2284 auf 6,2540 Yuan. Beobachtern zufolge schließt sich die Notenbank damit dem globalen Abwertungswettlauf an, nachdem die EZB am Donnerstag ein hochvolumiges Anleihekaufprogramm angekündigt hatte, worauf der Euro nochmals beschleunigt an Wert verloren hatte.

Von Krisenmodus oder gar Panik war auch beim als sicherer Hafen geltenden Gold nichts zu spüren. Es kostete nach seinem jüngsten Höhenflug auf über 1.300 Dollar je Feinunze nur noch 1.284 Dollar, rund 10 Dollar weniger als am Freitag in den USA.

Mit den Ölpreisen ging es dagegen in Asien wieder abwärts. Das Barrel der Nordseesorte Brent kostete 47,84 Dollar, rund 1 Dollar weniger als im späten US-Handel. Hintergrund der neuerlichen Schwäche waren abebbende Spekulationen, dass der neue saudische König eine andere Politik vertreten könnte als sein Vorgänger. Dieser war trotz der schwachen Ölpreise zu keiner Förderbegrenzung bereit.

Bei den Einzelaktien ging es in Tokio mit der DMG-Mori-Seiki-Aktie um über 6,8 Prozent weiter aufwärts. Der Werkzeugmaschinenbauer hatte in der Vorwoche angekündigt, die deutschen DMG Mori Seiki zu übernehmen, um Effizienzverbesserungen und Größenvorteile zu realisieren. Grund der fortgesetzten Rally dürfte die Hoffnung sein, dass sich die höher verschuldeten Japaner über den Cash-flow der deutschen DMG Mori Seiki entschulden können. "Zudem machen die Börsen klar, dass der Kaufpreis für DMG ein Schnäppchen und viel zu niedrig ist", so ein Händler.

Toyota Motor zeigten sich 0,5 Prozent höher, gestützt von einem Bericht, wonach der Autobauer im zu Ende gehenden Geschäftsjahr einen Rekordgewinn einfahren wird. Die Aktie des nach einigen Pannen in Verruf geratenen Airbag-Herstellers Takata fiel um 6 Prozent nach einem Bericht, wonach Honda angeblich damit begonnen hat, für seinen neuen Accord Airbags vom Wettbewerber Toyoda Gosei zu beziehen. Toyoda Gosei zogen um 4,6 Prozent an. Hochstufungen durch Morgan Stanley trieben die Kurse von Bridgestone und Keihin im Autosektor um 2,9 bzw 2,5 Prozent an.

Klarer Sieger in Schanghai waren Technologieaktien. Bereits seit Dezember sei ein Favoritenwechsel zu beobachten, bei dem Finanzaktien verkauft und zurückgebliebene Dividendentitel aus der Informationstechnologie gekauft würden, hieß es. Seit Jahresbeginn habe der entsprechende Subindex bereits 22 Prozent zugelegt, allein am Montag 3,1 Prozent. Yonyou Software zogen um 6 Prozent an, Dr. Peng Telecom and Media Group um 5,5 Prozent.

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