Alt 16.01.15, 13:58
Standard Aufgeschreckte und verunsicherte Anleger verkaufen Aktien
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Die Akteure an den asiatischen Börsen sind am Freitag auf Nummer sicher gegangen und haben vor dem Wochenende Aktien verkauft. Sie flüchteten sich verstärkt in vermeintlich sichere Häfen wie Anleihen, den Yen oder das Gold. An den Aktienmärkten ging es bergab. Auslöser der Risikoscheu war die überraschende und abrupte Kehrtwende der Geldpolitik der Schweizer Notenbank (SNB), die für starke Verunsicherung sorgte. Auch die weiter extrem volatilen Ölpreise verunsicherten und hielten Konjunktursorgen am Leben.

Die SNB hatte am Donnerstag die lange verteidigte Obergrenze des Franken zum Euro aufgegeben und damit für heftige Turbulenzen an den Märkten gesorgt. In der Folge wertete der Franken massiv zum Euro auf, während der Schweizer Aktienmarkt ein regelrechtes Blutbad erlebte, weil sich mit der Frankenaufwertung die Wettbewerbssituation exportabhängiger Schweizer Unternehmen extrem verschlechtert.

An der Tokioter Börse rutschte der Nikkei-Index um 1,4 Prozent ab auf 16.864 Punkte, schloss damit aber nach einer Erholung im späten Handel deutlich über dem Tagestief. Auch in Hongkong, Seoul und Singapur fielen die Kursverluste deutlich aus.

Die Entscheidung der SNB bzw. die nachfolgenden Kursausschläge des Franken haben bei einigen Marktteilnehmern tief ins Kontor geschlagen. Ein großer US-Währungshändler erlitt nach eigenen Angaben "beträchtliche Verluste", die sein Eigenkapital praktisch ausradierten. Das Devisenhandelshaus Global Brokers aus Neuseeland ging in kürzester Zeit bankrott. Nach Einschätzung von Louis Cooper, Direktor beim Online-Devisenhändler OANDA, dürfte die unerwartete Entscheidung der Schweizer Notenbank in naher Zukunft weitere Zusammenbrüche nach sich ziehen.

Zusätzliche Belastungsfaktoren waren schwache Vorgaben von den US-Börsen und ein enttäuschender Margen-Ausblick des Chip-Riesen Intel. Letzterer ging auch an den Aktien asiatischer Chiphersteller nicht spurlos vorbei, wenngleich die Ankündigung von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), die Investitionen zu erhöhen, ein gewisses Gegengewicht darstellte. Advantest verloren in Tokio 1,6 Prozent, Tokyo Electron 0,9 Prozent. Insgesamt seien die Zusammenhänge in der Industrie nicht mehr so eindeutig, hieß es dazu im Handel. TSMC gewannen in Taiwan 5,5 Prozent. Der Chiphersteller hatte im vierten Quartal einen Rekordgewinn erwirtschaftet - vor allem dank der Bestellungen von Bauteilen für die neuen Apple-iPhones.

Als Fels in der Brandung entpuppte sich wieder einmal der Aktienmarkt in Schanghai. Er legte um 1,2 Prozent zu und profitierte Beobachtern zufolge davon, dass die chinesische Notenbank den Banken des Landes mehr Liquidität zur Verfügung stellt, um Kredite an Bauern und Kleinunternehmer auszugeben. Außerdem habe das hohe Kreditvolumen im Dezember als tendenziell positiver Konjunkturindikator nachgewirkt, das am Donnerstag bekanntgeworden war.

Am Devisenmarkt kostete der Dollar zuletzt 116,47, verglichen mit knapp 118 am Vortag. Mit seiner Erholung im Tagesverlauf von Ständen unter 116 Yen legte auch der Nikkei-Index wieder zu. Beruhigt zeigte sich das Währungspaar Euro/Franken. Nach dem Absturz des Euro von 1,20 auf im Tief unter 0,88 Franken scheint sich ein Kurs knapp über der Parität einzupendeln. Das Gold verteidigt das deutlich erhöhte Niveau. Die Feinunze kostet zuletzt weiter knapp 1.260 Dollar, so viel wie zuletzt im September 2014. In Sydney schoss der Kurs des Goldförderers Newcrest um über 6 Prozent nach oben, Northern Star gewannen 6,7 und Beadell Resource sogar 10,6 Prozent. In Schanghai stiegen Zhongjin Gold um 5,3 und Zijin Mining um 3,9 Prozent.

Während Aktien von Unternehmen, die verstärkt in die Schweiz exportieren, tendenziell zulegten, gehörten solche von Unternehmen, die Waren aus der Schweiz importieren müssen, zu den Verlierern. Chugai Pharma gaben beispielsweise um 2,5 Prozent nach. Das Unternehmen, das sich zu 62 Prozent im Besitz von Roche befindet, beziehe viele Produkte von Roche, die auch in Franken fakturiert würden, so ein Analyst.

In Hongkong standen die Kurse von Uhreneinzelhändlern unter Druck wegen der mutmaßlich steigenden Preise Schweizer Uhren. Hengdeli verloren 5,4 Prozent und Oriental Watch 2,8 Prozent. Das neue Rekordtief japanischer Zehnjahresanleihen von nur noch 0,23 Prozent belastete in Japan die Kurse der Versicherer, weil damit deren Zinserträge sinken. Dai-Ichi Life kamen um über 3 Prozent zurück, MS&AD Insurance Group Holdings um 3,4 und T&D Holdings um 1 Prozent.

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