Alt 09.01.15, 12:54
Standard Vorgaben stützen - Schanghai fährt Achterbahn
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Mit guten Vorgaben aus Europa und den USA ist es am Freitag auch an den meisten ostasiatischen Börsen nach oben gegangen. Vor der Veröffentlichung der potenziell richtungweisenden US-Arbeitsmarktdaten am frühen Nachmittag mitteleuropäischer Zeit war bei den Anlegern aber auch Zurückhaltung spürbar. Getragen wurde die überwiegend gute Stimmung von dem in den meisten Teilen der Welt weiter billigen Geld.

Mit gemischten Gefühlen reagierten die Investoren auf die chinesischen Verbraucherpreise im Dezember. Mit einem Anstieg um 1,5 Prozent auf Jahressicht, der sich mit dem Ökonomenkonsens deckt, zog die Teuerung im Vergleich zum November etwas an. Das linderte zwar Deflationsängste, ließ aber gleichzeitig neuerliche geldpolitische Lockerungen der chinesischen Notenbank (PBoC) weniger dringlich erscheinen. Goldman Sachs ist zwar unverändert davon überzeugt, dass die PBoC Zinsen und Mindestreserveanforderungen in diesem Jahr senken wird, doch dürfte das nach Meinung der Analysten nicht vor März der Fall sein.

Hoffnungen auf ein Eingreifen der PBoC hatten Anfang der Woche die Börse Schanghai kräftig nach oben getrieben. Am Freitag fuhren die Kurse dort aber Achterbahn: Sie gaben zunächst nach, stiegen dann in der Spitze um 3,4 Prozent, um schließlich wieder zurückzufallen. Zum Handelsende verzeichnete der Shanghai-Composite-Index ein Minus von 0,2 Prozent.

Der kräftige Anstieg des Index während der zweiten Sitzungshälfte wurde von den Bankenaktien getragen. Die Situation erinnerte an einen ähnlich markanten Kursanstieg am Nachmittag (Ortszeit) des 21. November vergangenen Jahres. An diesem Tag senkte die PBoC nach Handelsschluss überraschend die Zinsen. Wie am Freitag nach Börsenschluss bekannt wurde, will die PBoC 2015 eine Einlagensicherung einführen und an der für 2015 geplanten Lockerung ihrer Geldpolitik festhalten.

Die Kursgewinne der Banken schrieben Analysten optimistischen Erwartungen an die Dezember-Daten zur Kreditvergabe zu, die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden sollen. Die Euphorie war jedoch nicht von Dauer, weil die Anleger sich bald wieder auf eine Reihe bevorstehender Börsengänge konzentriert und Geld abgezogen hätten, um es dort reinvestieren zu können. Gleichwohl retteten einige Bankenaktien ihre Kursgewinne ins Ziel. Bank of China gewannen 3,2 Prozent und Huaxia Bank 1,5 Prozent.

In Hongkong verteidigten die Kurse wenigstens einen Teil ihrer Gewinne. Händler sprachen von Nachholbedarf, weil die Kurse in der Sonderverwaltungszone im vergangenen Jahr längst nicht so gut gelaufen waren wie an der Schwesterbörse in Schanghai. Der Hang-Seng-Index gewann 0,4 Prozent. Gekauft wurden Aktien des Technologiesektors. Die Aktie des Sportartikelherstellers Li Ning fiel um 2,2 Prozent, nachdem das Unternehmen schwache Geschäftszahlen vorgelegt hatte.

An der Tokioter Börse kam der Nikkei-225-Index vor dem verlängerten Wochenende dagegen nach enttäuschenden Konjunkturdaten kaum vom Fleck. Er schloss 0,2 Prozent höher bei 17.198 Punkten, nachdem die Indizes der Früh- und gleichlaufenden Indikatoren im November auf Monatssicht gesunken waren. Überdies hatte die japanische Währung Yen zum Dollar wieder etwas aufgewertet, was üblicherweise die Stimmung an der Börse trübt. Der Dollar kostete zuletzt 119,35 Yen, nachdem er sich am Donnerstag noch in der Nähe von 120 Yen bewegt hatte.

Das drückte Aktien einiger exportorientierter Unternehmen, für deren Ertragslage ein starker Yen ungünstig ist. Mazda fielen um 4,2 Prozent, zusätzlich belastet von einem negativen Analystenkommentar. J.P. Morgan prognostiziert dem Automobilkonzern eine unterdurchschnittliche Umsatzentwicklung und ein stagnierendes operatives Ergebnis.

Unterdessen legte die Aktie des Wettbewerbers Honda um 1,1 Prozent zu. Sie zeigte sich damit unbeeindruckt davon, dass der Konzern in den USA 70 Millionen US-Dollar Strafe zahlen muss. Honda habe Sicherheitsprobleme nicht rechtzeitig gemeldet, so der Vorwurf der US-Behörden.

Kräftig nach oben um 1,6 Prozent ging es für die australische Börse. Sie wird von rohstoffnahen Aktien dominiert, die von der fortgesetzten Stabilisierung des Ölpreises profitieren. Die US-Sorte WTI kostete am Donnerstag zum Settlement noch 48,79 Dollar und näherte sich zuletzt weiter der der Marke von 50 Dollar an. Brent notierte bei 51,22 nach 50,96 Dollar. Die Aktien der Bergbaukonzerne Rio Tinto und BHP Billiton rückten um 1,3 und 2,7 Prozent vor. Der Kurs des Ölkonzerns Santos stieg um 5,3 Prozent.

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