Alt 08.04.15, 11:56
Standard Geld aus China sorgt für Kursfeuerwerk in Hongkong
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den ostasiatischen Aktienmärkten hat sich am Mittwoch bis auf wenige Ausnahmen Kauflaune breitgemacht. Star des Tages war Hongkong. Dort kam es nach der Feiertagspause zu Wochenbeginn zu einem regelrechten Kursfeuerwerk. Der Hang-Seng-Index gewann 3,7 Prozent und überstieg erstmals seit sieben Jahren wieder die 26.000er Marke. Am Ende des Tages lag er mit 26.220 deutlich darüber. Aufwärts ging es auch in Schanghai: nach dem bereits deutlichen Vortagesplus um weitere 0,7 Prozent.

Der Markt in Hongkong habe von einer Geldflut aus Festlandchina profitiert, weil er angesichts der massiven Kursgewinne in den vergangenen Wochen in Schanghai Nachholbedarf aufgebaut habe, berichteten Beobachter. Ein Grund für die plötzlich stark gestiegene Nachfrage nach Aktien sei, dass inzwischen auch Fonds die Erlaubnis hätten, die vor einigen Monaten etablierte Verbindung "Stock Connect" der Börsen in Schanghai und Hongkong zu nutzen. Da seitdem vor allem die Börse in Schanghai von diesem erleichterten gegenseitigen Börsenzugang profitiert habe, wiesen inzwischen viele Aktien in Hongkong deutlich niedrigere Bewertungen auf als die gleichen Papiere in Schanghai.

Das Volumen über den "Stock Connect" habe am Mittwoch ein Rekordhoch und fast das maximale Limit erreicht, hieß es weiter. Allein in der ersten Handelshälfte am Mittwoch seien es 7 Milliarden Yuan gewesen, dreimal so viel wie der jüngste Rekordwert aus der Vorwoche und entsprechend etwa zwei Dritteln der zulässigen Gesamttagesquote von 10,5 Milliarden.

"Wir glauben, dass demnächst auch private Investoren über die Grenze kommen und nach Schnäppchenkäufen Ausschau halten werden", heißt es in einer Studie der HSBC. Dem Hang Seng China AH Premium Index zufolge weisen die in Hongkong notierten Aktien einen durchschnittliche Bewertungsabschlag von immer noch 29,1 Prozent im Vergleich zu Schanghai auf, nachdem es Ende März noch 35 Prozent waren. Der Hang Seng China Enterprises Index, der in Hongkong notierte chinesische Aktien abbildet, gewann allein am Mittwoch 4,3 Prozent.

Bei den Einzelwerten wurden Aktien aus dem Infrastrukturbereich favorisiert, weil sie am stärksten von den ambitionierten Investitionsplänen Pekings profitieren dürften. So zogen beispielsweise China Communications Construction um knapp 15 Prozent an. Ein weiterer großer Gewinner waren China Oilfield Services mit plus 20,7 Prozent. Die Aktie des Börsenbetreibers Hongkong Exchange verteuerte sich angesichts des hohen Handelsvolumens um 12,1 Prozent.

Leidtragender der Euphorie in Hongkong und Schanghai war Taiwan. An der Börse in Taipeh ging es um 0,7 Prozent abwärts. Die Teilnehmer hätten hier Gewinne mitgenommen und sich lieber dem Aktienmarkt in Hongkong zugewendet, hieß es.

In Tokio gewann der Nikkei-Index unterdessen 0,8 Prozent auf 19.789 Punkte, nachdem die japanische Notenbank mitteilte, ihren geldpolitischen Lockerungskurs zunächst unverändert fortzusetzen. Ihr Ziel ist es, die Inflationsrate auf wenigstens 2,0 Prozent nach oben zu treiben. Erschwert wird ihr dies unter anderem durch den Verfall der Ölpreise.

Der japanische Aktienmarkt erhielt zunächst etwas Unterstützung von der Devisenseite. Nach rund 119,50 Yen zur gleichen Zeit am Dienstag handelte der Dollar höher bei über 120 Yen, ehe er nach der Entscheidung der BoJ, die Geldpolitik nicht weiter zu lockern, etwas unter Druck geriet und auf 119,86 nachgab. Zum einen hätten offenbar einige Akteure auf eine Lockerung gesetzt, Rückenwind habe der Yen aber auch davon erhalten, dass es innerhalb des geldpolitischen Rats der BoJ auch ein Mitglied gibt, das die aktuellen Lockerungsmaßnahmen deutlich zurückfahren will.

Bei den Einzelwerten legten Kawasaki Heavy um 2,5 Prozent zu, gestützt von einem Bericht über einen deutlich steigenden operativen Gewinn. Sony profitierten von der Ankündigung, 45 Milliarden Yen in die Produktion von Bildsensoren zum Einsatz in Smartphonekameras investieren zu wollen. Analysten halten die Bildsensoren, die sowohl in Apples iPhone wie auch Samsungs Galaxy zum Einsatz kommen, für den wertvollsten Geschäftsbereich bei Sony. Die Titel gewannen 1 Prozent.

Die Aktie des Einkaufszentrenbetreibers Aeon schnellte um 5 Prozent nach oben. Hier sorgte ein Bericht, wonach das Unternehmen seine ursprünglichen Investitionspläne um 20 Prozent senken will, für gute Stimmung. Aeon will sich stärker auf die Profiterzielung konzentrieren und weniger Zentren als zunächst geplant neu eröffnen. Stattdessen sollen bereits bestehende Häuser saniert werden.

In Seoul liefen die Aktien der beiden Stahltöchter von Hyundai Motor, Hyundai Steel und Hyundai Hysco, deutlich besser als der breite Markt. Beide Unternehmen wollen sich zum 1. Juli zusammenschließen.

Die zuletzt gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Öl und Eisenerz bescherten der Börse in Sydney ein Plus von 0,6 Prozent auf 5.961 Punkte, was ebenfalls ein Siebenjahreshoch bedeutete. Sollte die psychologische Barriere von 6.000 Punkten demnächst fallen, dürfte sich die Stimmung weiter verbessern, hieß es.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/smh

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