Alt 24.03.15, 10:55
Standard Schwache Daten aus China belasten Börsen kaum
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Eine schwache Industrieaktivität in China hat am Dienstag die Börsen in Ostasien zwar gebremst, Angst und Schrecken verbreiteten die Daten freilich nicht. Im Gegenteil: In Schanghai drehten die Kurse im Sitzungsverlauf sogar ins Plus und bescherten der chinesischen Leitbörse damit den zehnten Tag in Folge Gewinne. Ein klarer Trend ließ sich aber an den Handelsplätzen der Region nicht ausmachen. Den Stein des Anstoßes lieferte der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC für das verarbeitende Gewerbe Chinas. Er war im März auf ein Elfmonatstief und zudem unter die Expansionsschwelle von 50 gesunken. Hatte der Wert im Februar mit 50,7 noch im expansiven Bereich rangiert, meldete die HSBC nun nur noch ein Ergebnis von 49,2 Punkten.

Mögen die Daten einerseits ernüchternd ausgefallen sein, nötigen sie andererseits die Regierung in Peking geradezu zu weiteren Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft, um das Wachstumsziel von rund 7 Prozent für 2015 zu erreichen. Die Analysten von Nomura erwarten daher weitere geldpolitische Lockerungen. "Im laufenden Jahr rechnen wir mit drei Zinssenkungen und zusätzlich drei Reduzierungen der Mindestreseveanforderungen", hieß es dort. Aussagen wie diese beruhigten die Sorgen der Anleger etwas und erklärten die eher verhaltene Abwärtsbewegung am Aktienmarkt. In den vergangenen Wochen waren Spekulationen auf derlei geldpolitische Lockerungen der Treibsatz der Rally in Schanghai, daher stieg der Schanghai-Composite um 0,1 Prozent auf 3.692 Punkte. Das Umsatzvolumen war zugleich das höchste seit dem 9. Dezember 2014.

Auch in Hongkong erholten sich die Kurse im Verlauf, der Dreh ins Plus blieb jedoch aus. Analysten bescheinigten zumindest Schanghai Korrekturbedarf. "Der Markt benötigt kurzfristig nach der Rally eine Phase der Konsolidierung", sagte ein Analyst von Shenwan Hongyuan Securities. Der mittelfristige Aufwärtstrend bleibe intakt. In Taipeh auf Taiwan sorgten sich Anleger laut Händlern mehr über das Griechenland-Drama als über die Verfassung der chinesischen Volkswirtschaft. Europa gilt als wichtiger Absatzmarkt für taiwanische Produkte.

In Tokio, wo der Nikkei-225 um 0,2 Prozent auf 19.713 Punkte sank, attestierten Marktbeobachter ein intaktes Sentiment - vor Verdruss wegen der schwachen Daten aus China war kaum die Rede. "Wir haben es hier noch immer mit einem Bullenmarkt zu tun und dieser Trend scheint nicht zu ermüden", beruhigte Analyst Yutaka Miura von Mizuho Securities die Investoren. Selbst der weiter zur Stärke neigende Yen belastete die Börse in Tokio kaum. Der US-Dollar kostete bei Börsenschluss mit 119,56 Yen geringfügig weniger als am Vortag. Am Freitag waren in der Spitze Wechselkurse über 121 Yen aufgerufen worden.

Die zuletzt vor allem dank der Dollar-Schwäche gestiegenen Preise im Rohstoffsektor machten Beobachter als Grund für die stabilen Kurse an der rohstofflastigen Börse in Sydney aus. Sie schloss trotz der enttäuschenden Daten aus dem wichtigen Handelspartnerland China gut behauptet. Newcrest Mining profitierten vom zuletzt gestiegenen Goldpreis und gewannen 2,6 Prozent. Qantas verloren dagegen 1,6 Prozent, nachdem die Wettbewerbsbehörde Einwände gegen die geplante Allianz der Fluggesellschaft mit China Eastern Airlines geäußert hatte. Die Aktie der Chinesen legte dagegen 6,6 Prozent zu. Die Fluggesellschaft will ihre Direktverbindungen nach Neuseeland deutlich ausweiten.

Den Ölpreisen versetzen die schwachen China-Daten ebenfalls nur einen vorübergehenden Dämpfer, denn die Volksrepublik ist der zweitgrößte Rohölverbraucher der Welt. Nordseeöl der Sorte Brent drehte ebenso ins Plus wie auch US-Öl der Sorte WTI. Die US-Behörden gehen von einem Ende des US-Förderbooms bei Schieferöl für April aus.

Am japanischen Aktienmarkt erfreuten sich weiterhin defensive Werte und solche aus dem Pharmasektor großer Beliebtheit. Denn viele Branchenunternehmen schütten Ende März ihre Dividenden aus. Chugai Pharmaceutical und Kao zogen um 4,4 bzw. 1,0 Prozent an. Aktien mit starkem Chinabezug wurden dagegen gemieden. Die Titel des Baumaschienenbauers Komatsu verloren 1,3 Prozent. Nintendo büßten 2,9 Prozent ein. Nach Bekanntgabe der Kooperation mit DeNA (plus 2,8 Prozent) und der anschließenden Rally von 31 Prozent in vier Tagen wurden beim Hersteller von Spielkonsolen Gewinne eingefahren. Nach einer gesenkten Prognose ging es für die Titel des Batterieherstellers GS Yuasa 3,1 Prozent talwärts. Nach positiven Studienergebnissen beim Kooperationspartner Biogen zogen Eisai um weitere 9,4 Prozent an. Im laufenden Jahr hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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