Alt 16.06.12, 02:15
Standard Notenbank-Hoffnungen stützen vor Griechenland-Wahl
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Die Hoffnung auf mögliche Eingriffe der Notenbanken nach der Griechenland-Wahl hat die Kurse an Wall Street zum Wochenausklang beflügelt. Sollten die Reformgegner gewinnen und es zu hohen Wellen an den Märkten kommen, dann könnten mit einer gemeinsamen Aktion der Notenbanken die Wogen wieder geglättet werden. Dazu kamen verstärkte Spekulationen um weitere geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche. Die US-Konjunkturdaten des Tages heizten diese Erwartungen weiter an. So fiel der Empire-State-Index für den Monat Juni deutlich unter den Prognosen aus.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verbesserte sich um 0,9 Prozent auf 12.767 Punkte. Der Index ging damit auf dem höchsten Niveau seit dem 11. Mai aus der Sitzung. Der S&P-500 legte um 1,0 Prozent auf 1.343 Punkte zu. Der Nasdaq-Composite verzeichnete einen Aufschlag von 1,3 Prozent auf 2.873 Punkte. Aufgrund des Verfalls stieg der Umsatz auf 1,51 (Donnerstag: 0,77) Milliarden Aktien. Den 2.104 (2.155) Kursgewinnern standen 932 (927) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 104 (84) Titel. Die Anleger hätten mit den Hoffnungen auf stützende Maßnahmen der Notenbanken wieder Positionen aufgebaut. "Allerdings erfolgte dies nur recht zögerlich, da weiterhin viel Unsicherheit vorhanden ist", so ein Analyst.

So hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, eine ausreichende Liquiditätsversorgung der Banken zugesagt. Marktteilnehmer rechnen damit, dass die EZB und andere große Zentralbanken Maßnahmen zur Liquiditätsversorgung für den Fall vorbereiten, dass bei den Wahlen am Sonntag im Griechenland die Reformgegner die Oberhand behalten sollten. Es wird befürchtet, dass Griechenland in diesem Fall kein Geld mehr von seinen internationalen Kreditgebern bekommt und im Endeffekt aus der Eurozone ausscheidet. Im Zuge der steigenden Risikoaversion könnte das zu Problemen bei der Versorgung der Finanzsysteme mit US-Dollar und anderen Währungen führen. "Es ist ermutigend zu wissen, dass die Notenbanken ihre Antennen ausgefahren haben", so ein Beobachter.

Analysten sahen die Aufschläge aber dennoch kritisch. Die Probleme der Eurozone verschwänden nicht, auch wenn die Wahlen im Sinn der Märkte ausfielen. Auch bleibe Spanien mit den jüngsten Abstufungen und der anhaltenden Skepsis gegenüber dem Hilfspaket für die einheimischen Banken im Fokus der Anleger. Die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen notiert weiter in Sichtweite der kritischen Marke von 7 Prozent.

Gesucht waren vor dem Wochenende die US-Anleihen. Die Rendite zehnjähriger Treasurys fiel auf 1,58 Prozent. Vor allem die Hoffnungen auf weitere geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank trieben die Notierungen. So läuft Ende des Monats die "Operation Twist" aus, die Umverteilung zwischen kurz- und langfristigen Staatsanleihen. Der Euro zeigte sich stabil über der Marke von 1,26 Dollar und notierte im späten US-Geschäft bei 1,2657 Dollar. Der Devisenmarkt setze auf ein für die Eurozone positives Ergebnis in Griechenland, sagte ein Marktteilnehmer. So wäre eine Regierungsbildung der Nea Dimokratia zusammen mit Pasok das Wunschergebnis. Beide Parteien unterstützen das mit der Troika ausgehandelte Bailout-Paket.

Der Ölpreis trat zum Wochenausklang dagegen auf der Stelle. Öl der Sorte WTI erhöhte sich zum Settlement um 0,1 Prozent bzw 0,12 Dollar auf 84,03 Dollar. Mit den schwachen US-Konjunkturdaten und der anstehenden Griechenland-Wahl hätten sich die Investoren zurückgehalten, hieß es. Zudem werde auf weitere stimulierende Maßnahmen durch die US-Notenbank gehofft.

Bei den Einzelwerten legten American International Group um 1,5 Prozent zu. Der Versicherer hatte mitgeteilt, den Staatsanteil um 152 Milliarden Dollar reduziert zu haben, so dass nur ein Segment von 30 Milliarden Dollar in öffentlichen Händen verbleibt. AOL stiegen um 1,6 Prozent und erholten sich damit etwas von den Abschlägen des Vortages. Die Aktionäre des Internet-Medienkonzerns hatten den Versuch des Hedgefonds Starboard Value abgelehnt, den Board mit dessen Vertretern zu besetzen.

Im Dow-Jones-Index waren die Technologiewerte gesucht. So legten die Aktien von Microsoft um 2,3 Prozent zu. Microsoft steht laut Kreisen kurz vor einem milliardenschweren Zukauf. Das soziale Business-Netzwerk Yammer habe der Übernahme durch Microsoft für mehr als 1 Milliarde US-Dollar bereits zugestimmt, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Mit dem Zukauf könnte der US-Softwareriese Löcher in seiner omnipräsenten Office-Software stopfen.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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