Alt 13.12.12, 21:24
Standard Fiskalklippe und S&P-Aussagen zu Großbritannien belasten
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Die drohende Fiskalklippe in den USA und die Mahnung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), Großbritannien die Spitzenbonität zu entziehen, haben am Donnerstag an der Wall Street für fallende Aktienkurse gesorgt. Schon am Vortag waren die neuen geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank weitgehend ignoriert worden, da sich der Fokus mit dem nahenden Jahresende immer stärker auf den anhaltenden US-Haushaltsstreit richtet.

Denn es zeichnet sich weiterhin keine Lösung ab. Der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boehner, hatte zuletzt auf "schwerwiegende Unterschiede" zwischen seiner Partei und dem Haushaltsplan von Präsident Barack Obama hingewiesen. Mit der Ankündigung eines weiteren Treffens zwischen Obama und Boehner konnten sich die Indizes allerdings etwas von ihren Tagestiefs lösen.

Auch die Konjunkturdaten des Tages konnten dem Markt keinen positiven Impuls geben. "Der Rückgang bei den wöchentlichen Erstanträgen ist zwar positiv, doch über allem schwebt die drohende Fiskalklippe", sagte Marktstratege Dan Greenhaus von BTIG. Die Zeit für einen Kompromiss wird dabei immer knapper, bis zum Jahresende müssen sich Demokraten und Republikaner verständigt haben. Denn ohne eine politische Einigung kommen auf das Land automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen von rund 600 Milliarden US-Dollar zu, was zum Fall in die Rezession führen könnte.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,6 Prozent auf 13.171 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,6 Prozent auf 1.419 Punkte. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,7 Prozent auf 2.992 Punkte. Der Umsatz lag bei 0,66 (Mittwoch: 0,69) Milliarden Aktien. Den 895 (1.481) Kursgewinnern standen dabei 2.151 (1.580) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 109 (94) Titel aus dem Handel.

"Mit jeder negativen Aussage zum Stand der Verhandlungen im Haushaltsstreit weicht ein Stück Optimismus aus dem Markt", so Stratege Barry Knapp von Barclays. Dazu kamen negative Nachrichten aus Europa. So hat S&P Großbritannien damit gedroht, die Spitzenbonität zu entziehen. S&P senkte den Ausblick des britischen AAA-Ratings auf negativ von stabil und begründete die Entscheidung mit einem "Eins-zu-Drei-Risiko", dass das Rating innerhalb der kommenden zwei Jahre gesenkt werden könnte, falls sich die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung über das gegenwärtig erwartete Maß hinaus verschlechtern sollte.

Auch Moody's und Fitch haben eine Überprüfung des britischen Spitzenratings angekündigt. "Wir wären überrascht, wenn Großbritannien im kommenden Jahr ohne eine einzige Senkung des Ratings wegkommen würde - wahrscheinlicher sind zwei oder drei", kommentierte David Tinsley, Volkswirt bei BNP Paribas.

Bei den US-Konjunkturdaten haben die für das US-BIP bedeutsamen Einzelhandelsumsätze im November die Prognose knapp verfehlt. Es wurde allerdings immerhin ein Anstieg auf Monatssicht verbucht. Und auch im Kern, also ohne Kfz- und Benzinverkäufe, seien die Umsätze ermutigend ausgefallen, hieß es. Parallel dazu gaben die Erzeugerpreise stärker als erwartet nach.

Am Devisenmarkt kam der Euro von den Tageshochs zurück und notierte im späten US-Handel bei 1,3077 Dollar. Zunächst hatte die Gemeinschaftswährung noch mit stärkeren Gewinnen auf die neue Runde geldpolitischer Lockerung in den USA reagiert. Der Wert des Greenback wird durch den Fed-Schritt tendenziell verwässert, da das Kaufprogramm durch frisch gedruckte Dollar finanziert wird. Da die US-Notenbank ihre Geldpolitik aber unter anderem an eine Verbesserung des Arbeitsmarktes koppelt, könnte die Zeit des billigen Geldes möglicherweise schon bald wieder vorbei sein. Denn es häufen sich die positiven Signale vom Arbeitsmarkt.

Diese Spekulation belastete auch den Goldpreis, der unter die Marke von 1.700 Dollar je Feinunze fiel und zum Settlement ein Minus von 1,2 Prozent auf 1.696,80 Dollar verzeichnete. Zwar könnten die Maßnahmen der Fed zu einer steigenden Inflation führen und tendenziell Gold als "Inflationschutz" wieder interessant machen, doch mit der Spekulation auf ein baldiges Ende der Maßnahmen sinkt die Attraktivität des Goldes. Zudem sprachen Teilnehmer von einer verstärkten Zurückhaltung vor dem Jahresende.

Der Ölpreis für ein Fass der Sorte WTI gab um 1 Prozent auf 85,89 Dollar nach. Hier belasteten wachsende Sorgen vor der US-Fikalsklippe und einem möglichen Fall der USA in die Rezession, was die Ölnachfrage drücken dürfte. Auch am US-Anleihemarkt ging es deutlich nach unten. Im Gegenzug legten die Renditen zu. Die Rendite für zehnjährige US-Anleihen stieg auf 1,73 Prozent. Belastet wurde das Sentiment vor allem von der Auktion 30-jähriger Anleihen. Hier kletterte die Rendite auf den höchsten Stand seit Mai diesen Jahres. Dennoch ging das Interesse der Investoren im Vergleich zur vorangegangenen Auktion Anfang November zurück.

Bei den Einzelwerten erhöhten sich Best Buy um 15,9 Prozent. Laut Medienberichten plant Unternehmensgründer Richard Schulze eine Übernahmeofferte für die Elektronik-Einzelhandelskette. Auch die Titel von Clearwire zogen stark an und stiegen um 14,9 Prozent, nachdem Sprint Nextel die Gesellschaft vollständig übernehmen will. Die Aktien des Telekommunikationskonzerns Sprint fielen um 0,4 Prozent zurück.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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