Alt 13.12.12, 16:30
Standard Anleger gehen in Wartestellung
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Die jüngste Feierlaune an der Wall Street mit steigenden Kursen scheint erst einmal in leichte Katerstimmung umzuschlagen. Nachdem bereits am Vortag die geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank weitgehend verpufft sind, werden am Donnerstag auch die Konjunkturdaten vom Markt überwiegend ignoriert. "Der Rückgang bei den wöchentlichen Erstanträgen ist zwar positiv, doch über allem schwebt die drohende Fiskalklippe", sagt Marktstratege Dan Greenhaus von BTIG. Die Zeit für einen Kompromiss wird immer knapper, bis zum Jahresende müssen sich Demokraten und Republikaner verständigt haben. Denn ohne eine politische Einigung kommen auf das Land automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen von rund 600 Milliarden US-Dollar zu, was zum Fall in die Rezession führen könnte.

Die jüngsten Zeichen von Seiten der Politik sind zwar weiter optimistisch, doch echte Fortschritte scheint es noch nicht zu geben. Daher würden Anleger jetzt verstärkt ihr "Pulver trockenhalten", so ein Teilnehmer. Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 fallen um jeweils 0,2 Prozent, der Nasdaq-Composite zeigt sich unverändert. Die für das US-BIP so bedeutsamen Einzelhandelsumsätze haben im November die Prognosen knapp verfehlt. Immerhin wurde ein Anstieg auf Monatssicht verbucht. Parallel ermäßigten sich die Erzeugerpreise stärker als vorausgesagt.

Annalisa Piazza von Newedge kann den schlechteren Einzelhandelsumsätzen dennoch etwas positives abgewinnen. Im Kern, also ohne Kfz- und Benzinverkäufe, seien die Umsätze ermutigend ausgefallen. Auch sei die Nachfrage nach Baumaterialien gestiegen, was aber im Zusammenhang mit Wirbelsturm Sandy stehen dürfte. Bereits am Vortag hatte der Markt die Ausweitung der US-Notenbankbilanz und die Bestätigung des historisch niedrigen Zinsniveaus ohne jede Euphorie zur Kenntnis genommen. "Der positive Impuls der Notenbankpolitik wird dadurch gedämpft, dass die Fed nicht in der Lage ist, die vom Haushaltsstreit ausgehende Gefahr für die Konjunktur auszugleichen", sagt Mitul Kotecha, Währungsstratege der Crédit Agricole.

Am Devisenmarkt kommt der Euro mit den Unsicherheiten von den Tageshochs zurück und notiert um 1,3080 Dollar. Zunächst hatte die Gemeinschaftswährung mit stärkeren Gewinnen auf die neue Runde geldpolitischer Lockerung in den USA reagiert. Der Wert des Greenback wird durch den Fed-Schritt tendenziell verwässert, da das Kaufprogramm durch frisch gedruckte Dollar finanziert wird. Da die US-Notenbank ihre Geldpolitik aber unter anderem an eine Verbesserung des Arbeitsmarktes koppelt, könnte die Zeit des billigen Geldes möglicherweise schon bald wieder vorbei sein. Denn es häufen sich die Lichtblicke am Arbeitsmarkt.

Diese Spekulation belastet den Goldpreis, der knapp unter die Marke von 1.700 Dollar je Feinunze fällt. Zwar könnten die Maßnahmen der Fed zu einer steigenden Inflation führen und tendenziell Gold als "Inflationschutz" wieder interessant machen, doch mit der Spekulation auf ein baldiges Ende der Maßnahmen sinkt die Attraktivität des Goldes.

Der Ölpreis für ein Fass der Sorte WTI liegt aktuell bei 86,80 Dollar und damit auf dem Niveau des Vortages. Die Notierungen der US-Staatsanleihen geben erneut deutlich nach und ziehen die Renditen nach oben. Zehnjährige US-Anleihen bringen aktuell eine Rendite von 1,73 Prozent. Hier belasten die etwas besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktdaten. Am Abend steht zudem die Aktion eines 30-jährigen Langläufers durch das US-Schatzamt an.

Mehr Bewegung gibt es bei ausgewählten Einzelwerten: Die Aktie von Best Buy schnellt um 15,1 Prozent in die Höhe. Laut Zeitungsberichten plant Unternehmensgründer Richard Schulze eine Übernahmeofferte für die Elektronikeinzelhandelskette. Auch die Titel von Clearwire ziehen stark an und steigen um 13,8 Prozent, nachdem Sprint Nextel die Gesellschaft vollständig übernehmen will. Die Aktien des Telekommunikationskonzerns Sprint verbilligen sich um 0,8 Prozent.

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