Alt 13.12.12, 14:17
Standard Anleger wissen mit US-Daten wenig anzufangen
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Anleger an der Wall Street lassen sich am Donnerstag von den wichtigen Daten zum Einzelhandel und zum Arbeitsmarkt kaum beeindrucken. Rund 20 Minuten vor Handelseröffnung deuten Terminkontrakte auf wichtige US-Futures auf einen unveränderten Start hin. Mit den vorbörslich veröffentlichten Daten zucken die US-Terminkontrakte leicht - und auch nur kurz - nach oben, letztlich fällt die Marktreaktion sehr verhalten aus. Während die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten etwas besser als erwartet ausgefallen sind, haben die für das US-BIP so bedeutsamen Einzelhandelsumsätze im November die Prognosen knapp verfehlt. Immerhin wurde ein Anstieg auf Monatssicht verbucht. Parallel ermäßigten sich die Erzeugerpreise stärker als vorausgesagt.

Annalisa Piazza von Newedge kann den schlechteren Einzelhandelsumsätzen dennoch etwas abgewinnen. Im Kern, also ohne Kfz- und Benzinverkäufe, seien die Umsätze ermutigend ausgefallen. Auch sei die Nachfrage nach Baumaterialien gestiegen, was aber im Zusammenhang mit Wirbelsturm Sandy stehen dürfte. Anleger sind sich offenbar nicht so sicher, denn der sowohl der S&P-500-Future als auch sein Pendant auf den Nasdaq-100 präsentieren sich auf Vortagsschlussniveau.

Bereits am Vortag hatte der Markt die Ausweitung der US-Notenbankbilanz und die Bestätigung des historisch niedrigen Zinsniveaus ohne jede Euphorie zur Kenntnis genommen. "Der positive Impuls der Notenbankpolitik wird dadurch gedämpft, dass die Fed nicht in der Lage ist, die vom Haushaltsstreit ausgehende Gefahr für die Konjunktur auszugleichen", sagt Mitul Kotecha, Währungsstratege der Crédit Agricole. Denn mit jedem Tag rückt nicht nur das Weihnachtsfest näher, sondern auch die drohende Fiskalklippe in den USA. Die Wahrscheinlichkeit einer Lösung verringere sich von Tag zu Tag, heißt es im Handel. Ohne politische Einigung kommen auf das Land zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen von rund 600 Milliarden US-Dollar zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt, dass die USA dadurch in die Rezession fallen könnten.

Am Devisenmarkt kommt der Euro mit den Unsicherheiten von den Tageshochs zurück und notiert nun um 1,3080 Dollar. Zunächst hatte die Einheitswährung mit stärkeren Aufschlägen auf eine neue Runde geldpolitischer Lockerung in den USA reagiert. Der Wert des Greenback wird durch den Fed-Schritt tendenziell verwässert, da das Kaufprogramm durch frisch gedruckte Dollar finanziert wird. Da die US-Notenbank ihre Geldpolitik aber unter anderem an eine Verbesserung des Arbeitsmarktes koppelt, könnte die Zeit des billigen Geldes möglicherweise schon bald wieder vorbei sein. Denn es häufen sich die Lichtblicke am Arbeitsmarkt. Darin sehen Händler auch einen möglichen Grund, warum der Goldpreis nach der Fed-Ankündigung etwas unter Abgabedruck gerät - die Feinunze fällt unter die Marke von 1.700 US-Dollar. Diese Spekulation dürfte auch den Euro zurückkommen lassen.

Der Ölpreis verbilligt sich auf 86,26 Dollar, das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI ist 0,6 Prozent günstiger zu haben als noch am Vorabend. Die Notierungen der US-Staatsanleihen geben nach und ziehen die Renditen nach oben. Zehnjährige US-Anleihen bringen aktuell eine Rendite von 1,71 Prozent.

Mehr Bewegung lässt sich bei ausgewählten Einzelwerten beobachten: Die Aktie von Best Buy schnellt vorbörslich um 12 Prozent in die Höhe. Laut Zeitungsberichten plant Unternehmensgründer Richard Schulze eine Übernahmeofferte für die Elektronikeinzelhandelskette. Auch die Titel von Clearwire ziehen um 12 Prozent an, nachdem Sprint Nextel die Gesellschaft vollständig übernehmen will. Um 18 Prozent talwärts geht es stattdessen mit den Anteilsscheinen von Harbinger. Einige Großaktionäre wollen Aktien über die Börse veräußern.

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