Alt 12.12.12, 21:41
Standard Aktien trotz erweitertem Fed-Anleihekauf uneinheitlich
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Die US-Notenbank hat kurz vor Weihnachten die erwarteten geldpolitischen Geschenke geliefert, doch an der Wall Street kam zur Wochenmitte keine Festtagsstimmung auf. Zunächst hatte der Markt noch mit Aufschlägen auf die Maßnahmen der Federal Reserve reagiert, doch mit den Aussagen von Chairman Ben Bernanke in der anschließenden Pressekonferenz kamen die Indizes unter Druck und fielen bis zum Handelsende teils sogar ins Minus. "Die weiteren Stimulierungsmaßnahmen waren keine Überraschung, doch die offensichtliche Kopplung des Zinsniveaus an die Arbeitslosenquote kam etwas unerwartet", so Peter Tuz von Chase Investment Counsel. Insgesamt hätten die Aussagen von Bernanke aber wenig Neues beinhaltet, daher habe den Investoren der Anreiz für weitere Käufe nach der jüngsten positiven Entwicklung gefehlt, hieß es von einem Analyst.

Wie erwartet, wirft die Federal Reserve erneut die Notenpresse an. Zum Ersatz für ein zum Jahresende auslaufendes Wertpapier-Kaufprogramm (Operation Twist) wurde ein zusätzliches Programm zum Kauf von Staatsanleihen im Volumen von monatlich 45 Milliarden Dollar beschlossen. Zudem will die Fed außergewöhnlich niedrige Zinsen so lange aufrecht erhalten, wie die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent bleibt und die Inflationserwartung unter 2,5 Prozent. Im November betrug die Arbeitslosenquote 7,7 Prozent. Bisher hatte die Fed eine Niedrigzinszusage für den Zeitraum bis Mitte 2015 gegeben.

Ökonomen begrüßten die Schritte. "Damit fährt die Fed den Stimulus deutlich hoch, denn das Nachfolgeprogramm für Twist ist nicht einfach ein Ersatz, sondern läuft auf eine Verdopplung der quantitativen Lockerung hinaus", sagte ING-Volkswirt Rob Carnell. UniCredit-Volkswirt Harm Bandholz sah dies ähnlich: "Das neue Programm führt die Käufe lang laufender Anleihen fort, ohne jedoch Verkäufe am kurzen Ende zu beinhalten. Damit wird die Geldpolitik Anfang 2013 noch etwas wachstumsfördernder", analysierte er.

Der Dow-Jones-Index fiel um 3 Punkte auf 13.245 Punkte, womit es nach fünf Handelstagen mit Aufschlägen erstmals wieder ein Minus verzeichnet wurde. Im Tageshoch war der Index schon bis auf 13.329 Punkte gestiegen. Der S&P-500 gewann einen Punkt auf 1.428 Punkte. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,3 Prozent auf 3.014 Punkte. Der Umsatz lag mit 0,69 Milliarden Aktien exakt auf dem Niveau des Vortages. Den 1.481 (2.057) Kursgewinnern standen dabei 1.580 (988) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 94 (109) Titel aus dem Handel.

Aber auch die drohende Fiskalklippe stand weiterhin im Blickpunkt des Marktes. Hier gab es zuletzt positive Signale. US-Präsident Barack Obama äußerte sich optimistisch über das Zustandekommen eines möglichen Kompromisses mit John Boehner, dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses.

Am Devisenmarkt gab der Dollar gegenüber dem Euro deutlicher nach. Die erneute Geldschwemme durch die US-Notenbank sorgt für eine weitere Verwässerung des Greenback. Der Euro kletterte im Gegenzug im Tageshoch bis knapp an die Marke von 1,31 Dollar. Im späten US-Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,3066 Dollar. Der Goldpreis zeigte sich mit Aufschlägen und notierte zum Settlement mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 1.717,90 Dollar je Feinunze. Vor allem die Aussicht auf einen anhaltend schwachen Dollar habe das Sentiment gestützt. Dies dürfte sich auch im Jahr 2013 positiv auf den Goldpreis auswirken, hieß es. Die Maßnahmen der US-Notenbank könnten aber auch zu einer steigenden Inflation führen, was Gold als "Inflationsschutz" wieder interessant mache.

Der Ölpreis reagierte mit Aufschlägen auf die neuen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank. Die Fed stütze mit ihrem Vorgehen die konjunkturelle Erholung in den USA, was sich wiederum positiv auf die Ölnachfrage auswirken könnte. Auch der nach den Fed-Aussagen weiterhin schwache Dollar habe gestützt. Der unerwartete Anstieg bei den wöchentlichen Lagerbestandsdaten belastete dagegen das Sentiment leicht. Hier wurde eine Zunahme um 800.000 Barrel verzeichnet, während Analysten mit einem deutlichen Rückgang um 2,5 Millionen Barrel gerechnet hatten. Ein Fass der Sorte WTI verzeichnete zum Settlement ein Plus von 1,1 Prozent auf 86,77 Dollar.

Gesucht waren unter anderem die Bankenwerte. Hier gewannen die Aktien der Bank of America 0,9 Prozent und die Titel von J.P.Morgan stiegen um 0,3 Prozent. Der Sektor-Index verzeichnete einen Aufschlag von 0,5 Prozent.

Die Titel von DuPont stiegen um 1,4 Prozent. Der Chemiekonzern will eigene Aktien im Umfang von 1 Milliarde Dollar zurückkaufen. Zudem hob das Unternehmen den Jahresausblick leicht an. Die Papiere von 3M fielen um 0,6 Prozent, nachdem der Mischkonzern seinen Jahresausblick für 2012 bekräftigt und für 2013 Zielsetzungen im Rahmen der Erwartungen genannt hat. Um 3,2 Prozent nach unten ging es für die Titel von Eli Lilly. Der Pharmakonzern will frühestens im dritten Quartal 2013 finale Studien zu einem Alzheimer-Medikament vorlegen.

Die Titel von Apple profitierten nicht von Meldungen, die die Pläne zur Herstellung von Fernsehern konkretisieren. Offenbar arbeitet der Technologieriese mit asiatischen Partnern bereits am Design der Geräte. Die Aktie verlor 0,4 Prozent.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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