Alt 11.12.12, 21:54
Standard Hoffnung auf Lösung im US-Haushaltsstreit stützt
Beitrag gelesen: 422 x 

Die Aktienkurse an der Wall Street haben mit der Hoffnung auf eine Lösung im US-Haushaltsstreit am Dienstag den fünften Handelstag in Folge zugelegt. "Die Tatsache, dass die Gespräche relativ ruhig verlaufen, läßt bei den Investoren die Zuversicht steigen, dass eine Lösung gefunden wird", sagte Gary Flam von Bel Air Investment Advisors. Der Blick des Marktes sei zudem bereits auf das Ergebnis der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch gerichtet gewesen.

Angesichts der holprigen Konjunkturerholung in den USA und der von der Politik heraufbeschworenen Gefahren für die US-Wirtschaft rechnen viele Experten mit einer neuen Geldschwemme der Fed. Die Schätzungen reichen hier bis zu einer Summe von 45 Milliarden Dollar pro Monat, die die Zentralbank mit neuen Käufen von Staatsanleihen in das Finanzsystem pumpen könnte. Zudem könnten die Währungshüter um Ben Bernanke ihr Niedrigzinsversprechen durch einen angestrebten Schwellenwert für die Arbeitlosenquote ersetzen. Doch Teilnehmer mahnten zur Vorsicht. Sollte die Federal Reserve "nicht liefern", dann könnte es zu einem Rücksetzer am Aktienmarkt kommen.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,6 Prozent auf 13.248 Punkte, konnte sein Tageshoch von 13.307 Punkten allerdings nicht verteidigen. Der S&P-500 ging mit einem Plus von 0,7 auf 1.428 Punkte aus der Sitzung. Der Nasdaq-Composite verbesserte sich um 1,2 Prozent auf 3.022 Punkte. Umgesetzt wurden dabei 0,69 (Montag: 0,59) Milliarden Aktien. Den 2.057 (1.680) Kursgewinnern standen 988 (1.354) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 109 (119) Titel aus dem Handel.

Der Markt hing aber weiter an Aussagen zur Lösung des US-Haushaltsstreits, hieß es aus dem Handel. Einen Brief von John Boehner, republikanischer Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus, ignorierten die Investoren. Dieser warf US-Präsident Barack Obama vor, die Gespräche zu verschleppen und keine Vorschläge für Ausgabenkürzungen zu machen. Doch Aussagen von Harry Reid, dem Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, wonach es keine Vorschläge für Ausgabenkürzungen an die Republikaner geben werde, ließen die Kurse von ihren Tageshochs zurückkommen.

Die US-Konjunkturdaten des Tages traten dagegen in den Hintergrund. Für eine positive Interpretation entschieden sich Händler bei den Oktober-Lagerbeständen im US-Großhandel, die etwas starker als erwartet gestiegen sind. Die Daten zur US-Handelsbilanz wurden dagegen vom Markt weitgehend ignoriert. Etwas gebremst wurde die Stimmung vom Geschäftsklima kleinerer und mittelgroßer US-Unternehmen. Der entsprechende Index fiel im Oktober stärker als befürchtet. Händler verwiesen hier auf den Wirbelsturm Sandy.

Der Ölpreis erholte sich nach zuletzt fünf Handelstagen mit Abschlägen etwas. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI stieg um 0,3 Prozent auf 85,79 Dollar. Hier wurde unter anderem auf gute Konjunkturdaten aus Deutschland verwiesen. Dort setzen die Finanzexperten und institutionelle Anleger auf eine Stabilisierung der Konjunktur. Das ZEW-Stimmungsbarometer stieg im Dezember unerwartet und notiert erstmals seit Mai 2012 wieder im positiven Bereich. Daneben war der Blick des Marktes auf zwei Ereignisse am Mittwoch gerichtet. Das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) und das Ergebnis der Sitzung der US-Notenbank.

Am Devisenmarkt zog der Euro deutlich an und schaffte knapp den Sprung über die Marke von 1,30 Dollar. Allerdings war es auch eine Dollar-Schwäche. Der Greenback verlor mit Beginn der zweitägigen Sitzung der US-Notenbank an Boden. Es wird mit einer Aufstockung des Anleihekaufprogramms gerechnet, was den Dollar belasten würde. Denn durch das erneute Anwerfen der Notenpresse wird der Wert des Greenback weiter verwässert. Der Goldpreis verzeichnete nach zuletzt vier Handelstagen mit Gewinnen zum Settlement ein leichtes Minus von 0,3 Prozent auf 1.709,60 Dollar je Feinunze. Hier werde mit Spannung auf die Ergebnisse der Sitzung der US-Notenbank gewartet, hieß es.

Die steigende Risikobereitschaft der Investoren sorgte am US-Anleihemarkt für Abgaben. Die Notierungen gerieten etwas unter Druck. Im Gegenzug verzeichneten die Renditen einen deutlichen Anstieg. Zehnjährige US-Titel rentierten mit 1,65 Prozent. Die Auktion dreijähriger Notes übte keinen Einfluss auf das Handelsgeschehen aus. Hier fiel die Rendite auf ein Rekordtief.

Am Aktienmarkt standen erneut die Technologiewerte im Fokus. Die Aktie von Texas Instruments erhöhte sich nach Vorlage des Ausblicks auf das vierte Quartal um 4 Prozent. Zwar kämpfe das Unternehmen weiter mit einer sinkenden Nachfrage, doch die Aussagen seien "etwas positiver als erwartet ausgefallen", so Analyst Patrick Wang von Evercore Partners. Das Kerngeschäft scheine sich stabilisiert zu haben. Auch die Aktien von Intel zogen an und gewannen 2,8 Prozent. Die Apple-Aktie erholte sich von den jüngsten Abgaben und legte um 2,2 Prozent zu.

Der angekündigte Verkauf des restlichen Regierungsanteils am Versicherer AIG wurde am Markt positiv aufgenommen, die Aktie kletterte um 5,7 Prozent. Der Konzern musste während der Finanzkrise 2008 von der US-Regierung gerettet werden.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

DJG/DJN/ros

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 20:16 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]