Alt 03.02.14, 12:06
Standard Kursverluste - Käufer warten weiter ab
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Nach einem schwachen Januar geht es an den europäischen Börsen auch am ersten Handelstag im Februar abwärts. "Wir sehen einen Schwenk im Sentiment", so ein Händler. Erholungen an den Börsen würden momentan von den Anlegern genutzt, um ihre Aktienbestände zu reduzieren. Und die potenziellen Käufer, die weiter auf Liquidität sitzen, warten ab. Sie gehen davon aus, dass sie in den kommenden Wochen zu niedrigeren Kursen einsteigen können. Die Frage ist freilich, wo der Aktienmarkt einen Boden bilden wird.

Im DAX geht es um 0,7 Prozent nach unten auf 9.244 Zähler, der Euro-Stoxx-50 gibt ebenfalls um 0,7 Prozent nach auf 2.991 Punkte.

Etwas Hoffnung macht der sogenannte Super-Bowl-Indikator, der nach dem Sieg der Seattle Seahawks aus der NFC über die Denver Broncos aus der AFC für das laufende Jahr steigende Kurse an den Börsen weissagt. Der Indikator besagt, dass es bei einem Sieg des NFC-Vertreters im Finale der US-Footballmeisterschaft im laufenden Jahr an den Börsen meistens aufwärts geht mit den Kursen.

"Die Stabilisierung dürfte allerdings fragil bleiben", warnt ein Marktteilnehmer und verweist auf die angeschlagenen Währungen der Schwellenländer. Dieser Faktor könnte leicht zu einer Achterbahnfahrt der Kurse führen. Bereits in Asien war von einer Erholung wenig zu sehen. In China sind die Börsen wegen der Neujahrsfeiern zwar geschlossen, in Tokio ging es aber weiter rapide abwärts. Japans Nikkei-Index hat seit dem Jahresstart bereits mehr als 10 Prozent an Wert verloren.

Konjunkturdaten aus China lassen ebenfalls keine Kaufstimmung aufkommen. Im Januar sank der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf 50,5 von 51,0 Punkten im Vormonat. Werte über 50 Punkte deuten zwar auf ein Wachstum, der Trend zeigt aber nach unten. Ähnlich beim Index für den Dienstleistungssektor, der ebenfalls rückläufig war, aber noch über 50 lag.

Besonders gespannt schaut der Markt angesichts der Verwerfungen in den Schwellenländern auf den Yen, dem "sicheren Hafen" am Devisenmarkt. Der Dollar fällt auf 101,75 Yen, verglichen mit einem Stand am Freitag von fast 103 Yen. Viele Investments in den Schwellenländern seien in Erwartung einer fallenden japanischen Währung durch Yen-Kredite finanziert; ein steigender Yen könnte Anleger zum Auflösen dieser so genannten Carry-Trade-Positionen zwingen, warnen Teilnehmer. Händler sehen hierin Ansteckungsgefahren auch für unbeteiligte Länder.

Gute Konjunkturdaten aus der Eurozone führen indes nicht zu Aktienkäufen. Die produzierende Wirtschaft des Euroraums ist mit einem Wert von 54,0 noch stärker als zunächst gedacht in das Jahr gestartet und verzeichnet eine zunehmend Erholung auch bei den bisherigen Nachzüglern wie Griechenland und Spanien.

Die Einkaufsmanagerindizes unterstreichen nach Einschätzung von Newedge die sich bessernden Aussichten für die Eurozone. Analystin Annalisa Piazza sieht sich nach den Daten in ihrer Erwartung eines Wirtschaftswachstums im ersten Quartal von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal bestätigt. Der nachlassende Preisdruck zusammen mit der gestiegenen Volatilität an den Geldmärkten habe sicherlich den Handlungsdruck auf die EZB erhöht. Die aktuellen Daten dürften an diesen Risiken nichts ändern.

Ein Blick auf die europäischen Sektor-Indizes zeigt, dass sich die Anleger vor allem aus den Unternehmen der Finanzindustrie verabschieden. Der Sektor der Versicherer verliert europaweit um rund 1,6 Prozent, die Banken um 1,4 Prozent und die Aktien der Finanzdienstleister um 1,3 Prozent. Im Plus notieren nur die Gesundheitsbranche sowie der Freizeit- und Reisesektor. Dies sind zudem die einzigen beiden Branchen, die seit Jahresbeginn noch im Plus tendieren.

Kräftig nach oben geht es für die Aktie von Ryanair, die nach Zahlen um 5,8 Prozent zulegt. Obwohl Ryanair im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen Nettoverlust von 35,2 Millionen Euro geschrieben hat, hält das Unternehmen an der Prognose für den Nettogewinn 2014 fest. Dies sorge am Markt für eine gewisse Erleichterung, so die Analysten von Panmure Gordon.

Am Aktienmarkt rutschen Lloyds um fast 3,4 Prozent ab. Ein starker Anstieg der Rückstellungen im vierten Quartal führt zu Abgaben in der Aktie. Der Finanzdienstleister will zudem erst im zweiten Halbjahr eine Dividende zahlen. Shore Capital spricht zwar von einer Enttäuschung beim Zeitplan, hebt dafür aber das positive Momentum der Geschäftsaktivitäten hervor.

Bei Merck kommt es nach dem Kurssturz vergangene Woche zu einer Erholung um 2,1 Prozent. Wincor Nixdorf profitieren von einer Kaufempfehlung durch das Bankhaus Lampe und legen 1,7 Prozent zu. Sky Deutschland fallen dagegen um 0,8 Prozent nach einer Kurszielsenkung durch Goldman Sachs. RTL verlieren 2,2 Prozent, nachdem die Aktie von zwei Analysehäusern herabgestuft wurde.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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