Alt 29.01.14, 13:38
Standard Börsen geben Gewinne ab - Lira wieder unter Druck
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Die Euphorie nach dem energischen Eingreifen der türkischen Notenbank währte nicht lange. Bis Mittwochmittag haben Europas Börsen die Aufschläge praktisch wieder abgegeben. Die Lira hat die Gewinne von fast 4 Prozent gegen den Dollar wieder vollständig eingebüßt. Die deutliche Anhebung des Leitzinses durch die türkische Notenbank ist ein zweischneidiges Schwert. Sie stabilisiert zwar die Lira und wirkt sogar der Kapitalflucht entgegen, dürfte aber zugleich die Wirtschaft in der Zukunft belasten.

Die wieder schwächelnde türkische Währung belastet die Aktienmärkte. Der Euro-Stoxx-50 dreht ins Minus und gibt nun 0,1 Prozent auf 3.037 Punkte nach, der DAX hält sich mit Aufschlägen von 0,2 Prozent auf 9.427 Punkte noch leicht im Plus. An der Börse in Istanbul sind die Kurse in der Zwischenzeit stärker in den roten Bereich gefallen, nachdem der ISE-100 rund zwei Prozent höher notierte.

An den Devisenmärkten währte die Lira-Stärke nur kurz. Die Devise ist wieder auf das Vortagesniveau gegen den Dollar zurückgefallen. Die Zentralbank hat ihren einwöchigen Repozins, den sie selbst als Leitzins bezeichnet, von 4,5 Prozent auf 10 Prozent mehr als verdoppelt. Doch der Schuss kann nach hinten losgehen, warnen Teilnehmer. Kurzfristig werde es zwar nun viel schwieriger, die Lira zu attackieren, kommentiert die Citigroup die Entwicklung.

Damit könnte vorübergehend Ruhe einkehren. Langfristig werde es aber in einem Umfeld steigender US-Zinsen schwierig werden, das Zahlungsbilanzdefizit zu finanzieren, warnt die Citigroup: "Das große Bild ändert sich nicht großartig". Das Euro/Dollar-Paar notiert derweil wenig verändert bei 1,3660. Hier richten sich die Blicke nach Washington. Im Konsens wird erwartet, dass die US-Notenbank am Abend das Volumen der Wertpapierkäufe um weitere 10 Milliarden Dollar auf dann 65 Milliarden reduzieren wird.

Angesichts der jüngsten Verwerfungen an den Finanzmärkten, bestehen aber Unsicherheitsfaktoren. Sollte die Fed etwa auf eine erneute Reduzierung verzichten oder das Tempo drosseln, könnte dies die US-Währung belasten. Derweil haben die schwachen M3-Daten aus der Eurozone für Dezember den bestehenden nachlassenden Preisdruck unterstrichen. Die meisten Analysten erwarten indes keine zusätzlichen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen auf der EZB-Sitzung nächste Woche.

Für das Wacker-Papier geht es 0,9 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen wichtige Verträge für Silizium erfolgreich nachverhandelt und einen hohen Sonderertrag vermeldet hat. Dieser werde das operative Ergebnis um rund 115 Millionen Euro erhöhen. Die Geschäftszahlen von Osram kommen im Handel sehr gut an. Unerwartet gute Gewinnkennziffern treiben die Aktien um 5,2 Prozent auf neue Höchststände. "Das Unternehmen kommt bei den Kostensenkungen deutlich schneller voran als erwartet", sagt ein Marktteilnehmer. Auch der Ausblick sei positiv.

Siemens notieren nur optisch im Minus. Der Münchener Industriekonzern schüttet 3,00 Euro Dividende aus. Rechnet man diese mit ein, liegt die Aktie sogar leicht im Plus - das Papier gibt 2,9 Prozent oder 2,87 auf 96,07 Euro nach. Bayer profitieren von einer Hochstufung durch Berenberg und legen 0,7 Prozent zu.

Im Automobilsektor steht die Fiat-Aktie mit Abschlägen von 6 Prozent im Blick. Der Absatz auf dem Heimatmarkt Italien und auch in Europa bröckelt. Dies zeigt sich auch in den 2013er-Geschäftszahlen. "Das Unternehmen verdient kaum Geld mit dem Autogeschäft", so ein Händler. Der Nettogewinn gründe hauptsächlich auf einem Sondereffekt. Auch die Aktien deutscher Hersteller rutschen ins Minus, nachdem sie zunächst von starken Lkw-Absätzen im Dezember in Europa profitiert hatten.

Die Geschäftszahlen des Pharmakonzerns Novartis werden unterschiedlich bewertet. Obwohl der Gewinn zum Vorjahr gesteigert wurde, hinterließen auch hier Wechselkurseinflüsse Bremsspuren in der Bilanz. Die Dividende liegt aber über der Erwartung und treibt die Aktie leicht um 0,5 Prozent nach oben. Philips leiden dagegen unter einer Abstufung durch Barclays und fallen um 2,3 Prozent zurück.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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