Alt 23.01.14, 13:37
Standard Schwäche in China contra Wachstum in Europa
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Die gute Nachricht ist, dass die Wirtschaft im Euro-Raum - vor allem in Deutschland - an Fahrt aufnimmt. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus Deutschland, Frankreich und der Eurozone sind im Januar besser als erwartet ausgefallen. Speziell die deutsche Wirtschaft ist mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass die Konjunktur in China weiter an Fahrt verliert.

Die Investoren agieren an der Börse wegen der gemischt ausgefallenen Wirtschaftsdaten und der laufenden Berichtssaion vorsichtig. Der deutsche Aktienmarkt tritt seit Tagen auf der Stelle, am Mittag geht es um 0,2 Prozent auf 9.702 Punkte zurück. Seit sechs Tagen handelt der Index in einer Spanne von gerade einmal 100 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 tendiert 0,1 Prozent leichter bei 3.150 Punkten.

Eine monatliche Umfrage der HSBC unter Einkäufern in chinesischen Unternehmen deutet im Januar erstmals seit sechs Monaten ein Schrumpfen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt an. Die Danske Bank wertet den schwachen HSBC-Einkaufsmanagerindex für China als Folge einer de facto strikteren Geldpolitik der chinesischen Notenbank seit Mitte vergangenen Jahres. Diese habe vor allem niedrigere Investitionen zur Folge. Eine rasche Abkühlung des Wachstums drohe jedoch nicht. "Die Exporte Chinas dürften vor allem von der Erholung in Europa und den USA gestützt werden", prognostiziert die Bank.

Die Wirtschaft des Euroraums ist stärker als erhofft ins neue Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft stieg im Januar auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren und wurde dabei vor allem von der Industrie gestützt.

Für Alexander Krüger, den Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, sind die aktuellen Daten "alles andere als ein Rezessionssignal". "So eine Erholung der Wirtschaft spricht gegen eine Deflation und für eine Bodenbildung bei der Inflationsrate", sagte er.

Die guten europäischen Daten treiben den Euro deutlich über 1,36 Dollar, nachdem er am frühen Morgen noch bei 1,3550 Dollar notierte. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung rund 1,3630 Dollar. Am Rentenmarkt steigen die Bundesanleihen leicht, die zehnjährigen Papiere rentieren mit 1,74 Prozent. Der Preis für die Feinunze Gold steigt leicht auf 1.245 Dollar an.

Während die Indizes auf der Stelle treten, kommt es bei den Einzelwerten zu teilweise kräftigen Kursbewegungen. So springen Delhaize um 7,2 Prozent auf 48,94 Euro nach oben, nachdem die belgische Supermarktkette einen besseren Zwischenbericht vorgelegt hat. Neben einem Umsatzanstieg will der Einzelhändler weiter sparen. Bei den Analysten von KBC und der Rabobank sorgte dies für sehr positive Kommentare. Der Sektor der europäischen Einzelhändler tendiert mit dem Markt dagegen 0,3 Prozent leichter.

Auf der anderen Seite brechen die Aktien von Pearson in London um bis zu 8 Prozent auf 1.194 Pence ein. Die englische Mediengruppe, die auch die Financial Times herausgibt, musste Umsatzrückgänge in den USA vermelden. Rund 60 Prozent ihres Umsatzes stammen von dort. Zudem erwartet CEO John Fallon weiter eine herausfordernde Marktumgebung für das neue Jahr. Die Analysten von Numis nannten die Zahlen schwächer als erwartet. Das Minus von Pearson reißt den Mediensektor um 0,8 Prozent nach unten.

Schwächer tendiert nur der Sektor der Technologiewerte mit einem Abschlag von 1,1 Prozent. Hier belastet vor allem die Nokia-Aktie, die nach Zahlen 4 Prozent leichter tendiert. Der nun in den Mittelpunkt gerückte Bereich IP mit seinen Patenten könne nicht so schnell monetisiert werden wie erhofft, lautet eine erste Einschätzung aus dem Handel.

Im deutschen Aktienhandel verlieren Lanxess 2,2 Prozent. Die Barclays Bank hat die Aktie des Chemiekonzerns abgestuft. Ansonsten sind die Kursausschläge eher homöopathischer Natur. Eine Kaufempfehlung des US-Brokers Jefferies treibt den Kurs von Rhön-Klinikum um 0,8 Prozent nach oben.

Papiere der Immobiliengesellschaft LEG geben um 0,8 Prozent nach. Ein von der Investmentbank Goldman Sachs verwalteter Immobilienfonds verkauft 15,2 Millionen Aktien zu 42,50 Euro je Aktie. "Der Abschlag ist wesentlich geringer als erwartet und zeigt, dass große Institutionelle die Stücke en bloc genommen haben müssen", so ein Händler.

Celesio-Aktien legen um 2 Prozent zu, denn in den Übernahmekampf um den Pharmahändler kommt Bewegung. Celesio-Großaktionär Haniel könnte laut Börsen-Zeitung das Aktienpaket des US-Hedgefonds Elliott kaufen und es anschließend inklusive des eigenen Anteils an den US-Investor McKesson weiter veräußern. Letzterer hätte in diesem Fall die angestrebte Mehrheit an Celesio. Ein erster Übernahmeversuch war noch am Widerstand von Elliott gescheitert.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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